Autor: carmilladewinter

AktivistA 2020: Planungsstand

Nur noch eine knappe Woche bis zu unserer nach Online verlegten Konferenz.

Annika Spahn musste leider absagen, aber wir haben interessanten Ersatz gefunden.

Zuerst gibt Jonas Trochemowitz Einblicke in die Sprache von a_sexuellen Communities und anderen Minderheiten.

Carmilla DeWinter bibbert zur „Endstation Sehnsucht Sachbuch“. Eine Lesung mit Hindernisbeschreibung.

Irina hat sich in West- und Südeuropa umgetan: „Von Geistern und Rindviechern – Ace-Vereine in Frankreich, Italien, Spanien und Katalonien“.

Am Schluss folgt die mittlerweile obligatorische Diskussionsrunde. Diesmal wollen wir uns das Thema „Alltag“ vornehmen.

 

Falls ihr noch Interesse an einer Teilnahme habt, benutzt bitte das Anmeldeformular!

CSD Stuttgart: Online-Pride mit A_sexualität

Es ist furchtbar kurzfristig, aber hier haben wir ein paar Infos, was AktivistA am Wochenende so plant statt Demoparade und Infostand.

Bildquelle: By Ecelan - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6907718

Wir haben einen virtuellen Infostand!

Am Sonntag sind wir von 11 bis 18 Uhr im Chat dort erreichbar. Da könnt ihr den halben Vorstand nach Herzenslust ausquetschen, egal ob es um Grundlegendens über das asexuelle Spektrum, den Verein oder das Leben als Ace geht. Auch, wenn ihr nicht aus Stuttgart kommt.

Es ist für den Sonntag Regen angesagt. Sollte sich das Bewahrheiten, wären wir diesmal wenigstens nicht auf improvisierte Regenrinnen aus Gelben Säcken zwischen den Ständen angewiesen …

Schaut euch auch gern den Rest des Festivalgeländes an. Es sind interessante Angebote nicht nur für Menschen aus dem Schwabenland dabei: https://www.csd-stuttgart.de/festivalgelaende

Für Menschen, die lieber Livestream haben: So was gibt es auch, und zwar hier: https://www.csd-stuttgart.de/live

AktivistA sollte am Samstag so zwischen 18:20 und 19:00 dort auftauchen.

 

 

Bildquelle: By Ecelan – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6907718

 

AktivistA 2020 goes Internet

Trotz der derzeitigen Lockerungen im Lockdown steigen doch sehr viele Menschen lieber nicht in öffentliche Verkehrsmittel.

Die AktivistA 2020 – Konferenz mit überregionalem Treffen für Menschen aus dem asexuellen Spektrum – wird daher nur online stattfinden.

Geplant sind drei Vorträge. Annika Spahn (Universität Köln) erzählt über eins ihrer Forschungsprojekte. Carmilla DeWinter berichtet von ihrem bis dahin hoffentlich erschienenen Sachbuch zum Thema A_sexualität, und Irina wird die asexy Entwicklungen in der romanischsprachigen Welt beleuchten.

Eine Gesprächsrunde zum Thema „Ace und Alltag“ hat durch Lockdown und Kontaktverbote mehr Aktualität, als wir ahnen konnten, als wir das beschlossen haben.

Gegenwärtig sieht die Planung so aus, dass es für Interessierte einen separaten Channel auf dem Aspec*German Server geben wird, damit abseits der Videokonferenzen Zeit zum Austausch ist. Die Vorträge und die Diskussionsrunden werden über ein Videokonferenzsystem gehalten.

Damit fallen die Caférunde freitags und der Sonntagmorgen-Plausch leider aus.

Eine Teilnahmegebühr gibt es dieses Jahr nicht, da wir keine Miete, Kaffee, Geschirrnutzung etc. bezahlen müssen.

Den jeweils aktuellen Stand der Planungen findet ihr auf der AktivistA-2020-Seite. Dort ist auch das Anmeldeformular.

Bitte meldet euch an, da wir die Teilnahme auf sechzig Menschen begrenzen. Mit mehr Leuten sind Diskussionsrunden für die Moderation kaum zu überblicken.

Wir werden aber versuchen, die Vorträge aufzunehmen und hoffentlich bei YouTube hochzuladen. (Das wäre dann das erste Mal, dass das klappt. Bitte Daumendrücken.)

Videos vom Livestream des CSD Karlsruhe

Mit ein wenig Verspätung möchten wir euch noch das präsentieren, was wir als Grußbotschaft zum CSD Karlsruhe aufgenommen haben. Beim CSD Karlsruhe ist A_sexualität als Thema ja mittlerweile ein Selbstverständlichkeit, dennoch wundern sich manchmal Menschen über unsere Anwesenheit.

Unser Kanal hat noch ein weiteres Video, da die a_sexuelle Fußgruppe und deren Erlebnisse beim CSD Berlin 2016 eine Kurzgeschichte inspiriert haben. Ihr könnt einen Auszug hören.

 

 

 


Nota: Für die Mehrfachbespammung muss ich mich entschuldigen — der Kontakt von meinem WordPress-Konto zu dieser Seite hier ist, sagen wir mal, derzeit nicht zufriedenstellend.

Konferenz: Ruhig bleiben und beobachten

Nachdem die Ausgangsbeschränkungen am 15.04. verlängert wurden und Großveranstaltungen bis Ende August abgesagt werden müssen, haben wir uns natürlich auch Gedanken gemacht:

Kann unsere Konferenz mit überregionalem Treffen dieses Jahr wie geplant stattfinden?

Mit einem Umfang von etwa 40 Menschen wäre das sicher keine Großveranstaltung. Trotzdem wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob alle Anreisenden Übernachtungsmöglichkeiten finden werden, selbst wenn das Kontaktverbot bis dahin größtenteils aufgehoben wird. Manche möchten deswegen vielleicht auch lieber nicht Zug fahren.

Insofern bleibt uns nur, die Lage zu beobachten und zu hoffen, dass es bis zum Sommer zuverlässige Daten gibt — die Verfasserin dieser Zeilen weiß unter anderem auch nicht, ob sie nicht Anfang März schon mit SARS-CoV-2 infiziert war.

Sobald wir mehr wissen, sagen wir logischerweise und rechtzeitig Bescheid — das wäre dann in der zweiten Julihälfte.

Bis dahin brainstormen wir auch Alternativen: Weniger Anwesende, dafür Onlinestream für die Vorträge? Oder … ?

Der Raum bleibt jedenfalls reserviert, und ich hoffe, dass ihr mit uns Daumen drückt.

Grenzen – Ergebnis des Diskussionsrunde

Private, Sign, Prohibit, Block, Prevent, Warning

Mit etwas Verspätung der Zusammenschrieb der Gesprächsrunde „Grenzen“ bei der AktivistA 2019.

Obwohl „Grenzen“ so einfach klingt, kann man dieses Wort sehr weit auslegen. In der Runde haben wir uns daher auf Grenzen beschränkt, die in Gesprächen auftauchen: Wie reagiere ich auf verfängliche oder unangenehme Themen, auf persönliche Angriffe? Wie reagiere ich am besten, wenn jemand meine Selbstbeschreibung, meine Lebensentscheidungen infrage stellt oder mir abspricht, mein Lebens selbst bewältigen zu können?

Am Echo ließ sich ablesen, dass die meisten von uns schon einmal „asexuelles Bingo“ gespielt haben, also schon irgendwann die typischen Reaktionen auf A_sexualität erleben mussten.

Wenig überraschen dürfte es, dass das anwesende Publikum keine Grundsatzdiskussion über Coming-out, ja oder nein, anfing – diese Entscheidung müssen alle für sich selbst treffen.

Dass es ein Unterschied ist, ob wir privat oder im Rahmen eines Vortrags/Infostands/Interviews über A_sexualität sprechen, ist ebenfalls kaum überraschend. Menschen, die eine a_sexuelle Person bereits länger kennen, meinen es zumeist gut und/oder machen sich Sorgen. Außerdem müssen sie in manchen Fällen ihr komplettes geistiges Bild von ihrem Gegenüber ändern. Diese Unsicherheit macht manche Leute wütend und damit auch gegebenenfalls aggressiv.

Gleichzeitig nehmen wir uns Kritik aus dem engen Umfeld üblicherweise auch mehr zu Herzen, da die Meinung der Betreffenden uns wichtig ist.

Demgegenüber haben Fremde kein besonders genaues Bild, das es zu überschreiben gilt.

Somit ist es manchmal einfacher, völlig Fremden private Details zu verraten, vor allem mit einem pädagogischen Ansatz bzw. mit dem Ziel der Aufklärung. Wir sehen diese Menschen nicht wieder. Die Gefahr, dass sie echte und vermeintlich echte Fakten über uns in unserem näheren Umfeld verbreiten, ist gering.

Damit zu den Strategien für erfolgreiche Gespräche über A_sexualität.

Als a_sexueller Mensch hat man selten die Möglichkeit, einfach sagen zu können: „Du, übrigens, ich bin asexuell/demi/gray-A.“ Das liegt daran, dass diese Wörter noch nicht sehr bekannt sind. Die ersten Reaktionen auf bekanntere Sexualitäten sind sicher auch nicht immer nett. Aber in der Regel brauchen sie keine ausführliche Erklärung für die Vokabeln, bevor es mit dem unangenehmen Teil losgeht.

Insofern ist es sinnvoll, wann immer möglich die Reihenfolge zu ändern: „Du übrigens, du hast vielleicht schon gemerkt, dass ich … Und weißt du was, das geht noch mehr Leuten so! Das Wort dafür ist …“

Wer sich vorbereiten kann, sollte das tun. Wer die Gelegenheit hat, bewaffnet sich mit Flyern oder Broschüren, die dem Gegenüber dann in die Hand gedrückt werden können.

Wer kann, suche sich Unterstützung. Bei Infoständen schauen wir beim Verein, dass wir möglichst selten allein am Stand sind. Nach besonders seltsamen Gesprächen oder unhöflichem Besuch ist also jemand da, bei dem wir uns darüber in Ruhe beklagen können. Bei Coming-outs in der Verwandtschaft oder in Partnerschaften kann man sich vorher Freund*innen oder nette Menschen im Internet suchen, die nach einem Gespräch zuhören.

Alles das geht am besten, wenn man die eigenen Grenzen auch kennt. (Worüber bin ich bereit, mit dieser oder jener Person zu sprechen? Ist es sinnvoll, mit dieser oder jener Person ein direktes Gespräch zu führen oder schreibe ich lieber, wenn ich weiß, dass sie die Angewohnheit hat, Grenzen zu missachten? Und so weiter.)

Unter losen Bekannten oder im Beruf, wo man dem Thema einfach nur ausweichen will, gibt es dazu auch Optionen, die mit Vorbereitung besser klappen. Beispielsweise sagt man: „Hat sich nicht ergeben“, und schaut traurig (auch wenn man vielleicht nicht traurig ist). Desgleichen kann man an einer Vorgeschichte drehen, sofern eine vorhanden ist. Das Wort dazu heißt „Framing“. Wer beispielsweise nur schlecht von der*dem Ex redet, kann in anderen ein Bild von vermeintlich schlechten Erfahrungen wecken, die sie vom Fragen abhält.

Wenn es um Kinder geht und ein Streit gewünscht ist: Der Klimawandel ist immer eine Diskussion wert, und wer erinnert sich hinterher noch, mit wessen nicht vorhandenen Kindern es losging? Und das völlig davon unabhängig, warum genau wer keine Kinder hat.

Egal, ob vorbereitet oder nicht, es gibt außerdem einige Wege, Menschen über die Art ihrer Fragen und Kommentare nachdenken zu lassen.

Tatsächlich sind manche einfach nur neugierig und haben einen echten Informationsbedarf, während andere lieber A_sexualität wegerklären möchten, als ihr Weltbild zu erweitern. Der Tonfall macht viel aus, ob jemand Fragen beantworten möchte oder nicht.

Werden Fragen zu persönlich, kann man für die Allgemeinheit antworten. (Klassiker: „Masturbierst du?“ – „Eine Studie und Umfragen haben ergeben, dass Menschen aus dem asexuellen Spektrum im Schnitt etwas seltener masturbieren als Menschen, die sich nicht als asexuell beschreiben.“)

Je nach Gesprächspartner und der eigenen Vergangenheit lohnt es sich, Fragen vorwegzunehmen. Wie sich immer wieder zeigt, sind die Vorbehalte, kulturell bedingt, selten besonders originell. („Ach ja, und bevor du fragst, meinen Hormonspiegel habe ich schon prüfen lassen …“)

Andere kann man mit der Nase darauf stoßen, dass sie Grenzen überschreiten. („Wenn ich dich jetzt frage, ob du … erlebt hast/krank bist, würdest du mir antworten wollen?“)

Unter manchen Umständen könnte man sogar einen Pakt aushandeln: Alle Anwesenden müssen alle indiskreten Fragen ehrlich beantworten.

Desgleichen kann man manche Fragen oder Themen von vornherein auszuschließen versuchen. (Ich selbst verweigere beispielsweise jegliche Aussage darüber, ob und wie oft ich welchen Sex hatte, weil eine solche Auskunft in meinem Fall völlig unerheblich ist.)

Und damit hoffe ich, dass die gesammelten Tipps sich für mindestens einen Menschen als nützlich erweisen.

 

 


Foto: aitoff, Pixabay.

 

Neue Unterseite: Romane & Bücher

Pünktlich für Menschen, die noch Last-Minute-Geschenke für Aces brauchen oder über die Feiertage dringend noch ihren Stapel ungelesener Bücher auffüllen wollen, haben wir eine Liste mit Büchern erstellt.

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Ihr findet die Fiktion getrennt von den Sachtexten. Bei den Romanen haben wir zwischen Hauptfiguren und (wichtigen) Nebenfiguren getrennt, das heißt, nicht alle deutschsprachigen Bücher, in denen jemals ein Ace über die Bildfläche läuft, finden Erwähnung.

Kurzgeschichten haben wir außen vor gelassen, weil diese meist in Sammlungen  mit anderen Themen auftauchen. Falls es jemals eine deutschsprachige Sammlung von a_sexuellen (und/oder a_romantischen) Kurzgeschichten geben sollte, erwähnen wir diese natürlich gern.

Englischsprachiges Romane und kürzere Geschichten findet ihr zuhauf in Claudie Arsenaults Aromantic and Asexual Characters Database.

Falls ihr Ergänzungen habt, dürft ihr hier gern kommentieren oder unser Kontaktformular benutzen.

A_sexualität in Schule und Bildung

Eine Zusammenschrift nach dem gleichnamigen Vortrag  von Annika Spahn (Uni Freiburg, Uni Basel) und der anschließenden Ideensammlung.

Annika Spahn arbeitet beim Projekt „Akzeptanz für Vielfalt“ der Akademie Waldschlösschen. Bei dem Projekt sollen Wege gefunden werden, die Homo-, Bi-, Trans- und Inter*-Freundlichkeit von Schulen zu erhöhen.

Im Rahmen dieses Projekts erschien die Broschüre Schule lehrt/lernt Vielfalt, die Annika Spahn mit herausgegeben hat.

Sie kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Ein erster Blick verrät uns, dass die Broschüre auch A_sexualität, nicht-binäre Gender und Menschen mitdenkt und mitnennt, die sich als „queer“ einordnen. Carmilla hat ein bisschen tiefer gespickelt und hätte sich gewünscht, dass in ihrem Schulalltag in den 1990ern wenigstens ein paar der Ratschläge, Hinweise und Aktionsvorschläge angekommen wären. Unbedingt für die gesamte Bundesrepublik zu empfehlen, auch wenn einige rechtliche Aspekte den Schwerpunkt nur auf Niedersachsen haben.

Und damit zum Vortrag.

Problem Erwähnung

Wenn wir über A_sexualität in der Bildung sprechen, müssen wir uns klarmachen, dass es zwei verschiedene Arten von Erwähnungen gibt.

Da ist zum einen die explizite Erwähnung: „Heute sprechen wir über …“

Die implizite Erwähnung ist eine beiläufige Mitnennung. Dies kann in Form von selbstverständlichen Aufzählungen geschehen („Es gibt folgende sexuelle Orientierungen: …“) oder aber, indem A_sexualität in einem anderen Kontext erwähnt wird, wie beispielsweise einer Textaufgabe. („Für ihre queere Tanzparty will die Gay-Straight-Allianz eine Wand der Turnhalle mit einer asexuellen Flagge aus Stoff dekorieren.  … Wie kaufen die Jugendlichen am günstigsten ein, damit die Wand komplett bedeckt ist?“)

Allerdings ist schon die Thematisierung von häufigeren und/oder bekannteren sexuellen bzw. geschlechtlichen Minderheiten eine echte Schwierigkeit im Schulalltag. Lehrbücher für Sprache und Mathematik bilden meist den konservativen Goldstandard aus Vater-Mutter-Kind(ern) ab, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt wird im Biologiebuch mehr als Randerscheinung erwähnt — wobei die Unterscheidung zwischen Libido und Anziehung ebenso unbekannt zu sein scheint wie die Tatsache, dass die neuere biologische Forschung Geschlecht als ein Kontinuum betrachtet. Und generell scheinen Lehrkräfte davon auszugehen, dass die vor ihnen sitzenden Lernenden allesamt heterosexuell und cisgeschlechtlich sind.

Was natürlich Unsinn ist, denn wir haben es mit 5 bis 10% geschlechtlichen, romantischen und sexuellen Minderheiten in der Bevölkerung zu tun.

Die Thematisierung von A_sexualität ist also engagierten Individuen unter den Lehrenden überlassen, da der Begriff sonst nur mit geringer Wahrscheinlichkeit fällt, und (so uns bekannt) bislang noch keinen Eingang in Lehrbücher oder Arbeitsblätter gefunden hat. (Gegenbeispiele werden gerne verlinkt!)

Das Problem der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt im Schulalltag ist dabei beileibe kein neues. Zwar gibt es Zielvereinbarungen für alle Bundesländer, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit abzubauen und/oder Vielfalt zu lehren, aber … Sex? In der Schule?!Wie peinlich!

Solange hier nicht von oben verbindliche Inhalte gefordert werden, bleibt derlei den Lehrkräften überlassen. Die schieben sich von Fachbereich zu Fachbereich häufig die Aufgabe zu, damit sie es nicht selbst erledigen müssen. Das Problem setzt schon in der pädagogischen Ausbildung an. Sexualkunde ist meist ein Wahlfach. Die Ausbildung zwingt die Studierenden daher nicht, ihre eigenen Schamgefühle und Überzeugungen diesbezüglich zu reflektieren.

Ideen und Vorschläge

Was ist nun zu tun, um hier etwas zu ändern? Wie behandelt man derlei Themen?

Klar, mitnennen ist eines. Mitdenken? Wird schwieriger. Reicht es schon, nicht anzunehmen, dass alle irgendwen küssen wollen?

Sicher ist, dass der Biologieunterricht zwar eine Grundlage schafft, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aber in allen anderen Kontexten auch auftauchen müssen. In Deutsch oder den Fremdsprachen könnte ein Liebesgedicht also umsichtiger behandelt werden, ebenso kann die Lehrperson auf die vermutete sexuelle Orientierung desder Verfassenden eingehen. Schwule und lesbische Autorinnen gibt und gab es genug, und oft genug findet deren Liebesleben keine Erwähnung.

In Geschichte lohnt sich wohl ein etwas expliziterer Ausflug in die NS-Verbrechen. Magnus Hirschfelds Bücher wurden verbrannt, da gibt es einen direkten Bezug zum §175, den die Nazis verschärften und der so vielen Männern das Leben (oder nach 1945 die gesellschaftliche Stellung) kostete. Und was ist mit den „asozialen Frauen“, als die Lesben verfolgt wurden?

Genauso kann die Pest im 14. Jahrhundert Anlass sein, Parallelen zu einer sehr tödlichen Krankheit zu ziehen, die ebenfalls eine Art Moralpanik und Ausgrenzungen auslöste: HIV. Ein Anlass, über den in Europa tief sitzenden Antisemitismus und die nur ein paar Jahrhunderte neuere Homofeindlichkeit zu sprechen?

Ethik/Religion wären ebenso Felder wie Sozialkunde, die man beackern könnte. Aktuelle Gesetzgebungen sowie neue und ältere Schlagzeilen könnten hier den Startpunkt liefern. Überhaupt täte es wohl der einen oder anderen Person gut zu erfahren, was ein Ingroup-Outgroup-Bias ist. Und zwar schon in der Schule. (Statt dem „Vorurteile sind schlecht! Rassismus ist schlecht! Wie gut, dass wir alle nicht rassistisch sind und Antisemitismus mit den Nazis Vergangenheit ist“-Mief, den beispielsweise ich atmen durfte und der kein bisschen Reflexion erfoderte.)

Allgemein sollte das kritische Denken gefördert werden. Grundsätzlich lässt sich alles hinterfragen: Klassische Medien, Werbung und Social Media genauso wie das Schulbuch.

Statt vor den Sommerferien irgendwelche Filme zu gucken, könnte sich die Lehrkraft einen mit einem passenden Thema raussuchen oder eine Aufklärungstruppe wie SCHLAU einladen. (Beispiel: SCHLAU Niedersachsen.)

Fächerübergreifende Epochen- und Themenarbeit sei ebenfalls ein Ansatzpunkt. Genauso könnte es eine Möglichkeit sein, neben einem Anriss den Lernenden gleich Hinweise auf weiterführendes Material zu geben, statt sie mit ein paar Stichworten allein mit der Suchmaschine ihrer Wahl zu lassen.

 

 

Save the Date: AktivistA 2020

Zugegeben habe ich noch nicht mal die Zusammenschrift von diesem Jahr fertig.

Wir haben aber schon mal für die nächste Konferenz mit überregionalem Treffen in Stuttgart reserviert:

Samstag, 19. und Sonntag, 20. September 2020

Damit umschiffen wir sowohl die Ferien in Baden-Württemberg als auch den Cannstatter Wasen. Und freuen uns schon mal vor.

Vortrag am 5. November in Stuttgart

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Asexualität – Vom Leben auf mehr als einem Spektrum

Vortrag und Gesprächsrunde mit Carmilla
von AktivistA (Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums)

am Dienstag, 5. November 2019 um 19 Uhr

im Feministischen Frauen* Gesundheitszentrum, Kernerstr. 31, Stuttgart

 

Worum geht’s?

Die Erwähnungen von Asexualität häufen sich, und bei CSDs tauchen immer mal wieder schwarz-grau-weiß-lila Flaggen auf. Was ist Asexualität, und was ist das „asexuelle Spektrum“? Carmilla erklärt die Grundlagen und lädt dazu ein, sexuelle und romantische Anziehung neu zu denken.

All genders welcome. Keine Anmeldung notwendig.

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