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AktivistA 2015: Eine Bestandsaufnahme

Die Veranstaltung AktivistA 2015 – die erste Konferenz für deutschsprachige Asexuelle überhaupt! – ist nun schon einige Tage her. Grund, eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse zu geben und ein Fazit zu ziehen.

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Das Wetter war sehr heiß, insofern hatten wir mit dem Veranstaltungsort ein Riesenglück: Dank der Lage gab es keine direkte Sonneneinstrahlung.

Unter unseren etwas mehr als dreißig Gästinnen waren neben altgedienten AVENlerinnen auch eine Handvoll Personen, die nicht bei AVEN Deutschland angemeldet sind, was uns sehr gefreut hat. Angereist sind Leute von Aachen bis Berlin, von Hannover bis zur Schweiz.

Der Zeitplan war unter anderem wegen des langen Wegs vom Café zum Zentrum Weissenburg etwas verzettelt, das wird in der Neuauflage berücksichtigt, genauso wie die Tatsache, dass wir unsere veganen Teinehmenden besser füttern müssen.

Am Vormittag fand eine Vorstellungsrunde mit Diskussion statt, und gleichzeitig eine Stadtführung, was sich als nachteilig erwies, da den Stadtgeführten die Zeit zum Beschnuppern und Reden mit den anderen Teilnehmenden fehlte. Dadurch und durch die lange Mittagspause rückten auch alle Vorträge auf den Nachmittag, was eine geballte Menge Wissen auf einmal war und manche Personen sichtlich ermüdete. Ich habe euch schlafen sehen 😉

An den Vorträgen selbst war allerdings wenig zu kritteln, und laut Rückmeldungen konnten einige Personen interessante Informationen für sich mitnehmen.

Es gab zunächst von Fiammetta Einsichten, was die asexuellen Aktivitäten und auch die Sprachregelungen einiger Nachbarländer betraf: Frankreich bzw. frankophone Landstriche, Italien und die spanischsprachigen Länder. Bemerkenswerterweise stellte sich hier heraus, dass anteilig mehr Personen aus Mexiko als aus Spanien im AVENes angemeldet sind, und dass in Frankreich die AVA zwar ähnliche Ziele verfolgt wie AktivistA, aber u.a. mit Personalquerelen zu kämpfen hat.

Danach folgte eine Diskussion bzw. ein Workshop, was das Theme „Asexuell und Queer“ angeht. Mandelbroetchen war bereits so freundlich, die Ergebnisse zusammenzufassen.

Eine Gästin aus Freiburg im Breisgau, Annika Spahn, brachte aufschlussreiche Einsichten in die aus der Mode geratene Diagnose „Frigidität“ und ihr fast zombiehaftes Weiterleben als Hyposexual Desire Disorder. Offenbar hält die Welt der Sexologie viel davon, weibliche Sexualität zu normieren, und nimmt sich heraus, ein „zu viel“ genauso wie ein „zu wenig“ zu beschreiben. Gleichzeitig arbeiten die Medizin und die Pharmaindustrie an der Optimierung des Menschen, und zwar auch dann, wenn die Probleme nicht durch den Körper, sondern durch die Gesellschaft verursacht werden. Vielen herzlichen Dank der Referentin!

Als Letzte versuchte ich, ein paar Einsichten in die Welt der Demisexuellen und Gray-As zu geben, was sich zu mindestens einem eigenständigen Post auswachsen wird, da auf Deutsch wirklich sehr wenige aktuelle Informationen zur Verfügung stehen.

Schlussendlich sahen und besprachen wir noch einen Dokumentarfilm, der im Rahmen einer Bachelorarbeit aus Bremen entstanden ist. Auch dazu später hoffentlich mehr.

Andrzej war so freundlich, zwei Vorträge zu filmen: Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.

Alles in allem war AktivistA als Verein zufrieden mit dem Ergebnis, und die Teilnehmenden laut persönlicher Gespräche ebenfalls. Aus diesem Grund ist eine Neuauflage für 2016 geplant.

Ankündigung: Vortrag beim Lady*fest Karlsruhe

Beim Lady*fest Karlsruhe wird es von mir auch einen Vortrag über Asexualität geben:

Asexualität – was ist das und warum sollte mich das interessieren?

Asexualität ist eine seltene und oft missverstandene sexuelle Orientierung. Dafür hat sie aber eine Menge Denkanstöße zu bieten. Wer ahnt schon, dass manche Leute einen Unterschied zwischen romantischer und sexueller Orientierung machen? Wie geht eine Minderheit mit Intersektionalität und Untergruppen um, und was können wir daraus lernen? Der Vortrag versucht, einen Überblick über den derzeitigen Diskurs zu bieten und hat hinterher Platz für Fragen und Diskussionen.

Z10, Zähringerstraße 10, Karlsruhe

11:00-12:45 Uhr

09.08.2015

Eine tropische Angelegenheit: CSD Freiburg 2015

Am Samstag, den 18. Juli war AktivistA mit einem Infostand auf dem CSD Freiburg präsent. Die erste halbe Stunde regenete es, sodass wir, nachdem dann doch die Sonne herauskam, in entsprechendem Dampf standen, der nur durch die Bäume auf dem Stühlinger Kirchplatz etwas gemildert wurde.

Von 13 Uhr bis kurz nach 15 Uhr konnten wir etwa ein Dutzend längere Gespräche führen und doppelt so viele Broschüren verteilen. Eine Journalistin von SWR2 hatte ihren Besuch angekündingt und führte ein nettes Interview mit uns, zwei weitere Journalistinnen nahmen sich Infomaterial mit. Insgesamt erwiesen sich die Freiburgerinnen als relativ gut informiert, was auch den Sichtbarkeitsbemühungen unseres Kollegen geschuldet war.

Zwei ungewöhnliche Reaktionen müssen hier aber doch erwähnt werden:

„Das liegt aber nicht an der Größe, oder?“

Eine Nachfrage bestätigte, dass di*er Betreffende tatsächlich die mangelnde Größe von Genitalien als Ursache von Asexualität vermutete, nach dem Motto: Die wollen zwar, aber können aufgrund ihrer Konfiguration nicht. Tatsächlich ist es aber so, dass die meisten von uns zwar könnten, aber nicht wollen.

Eine weitere Person wetterte über die Allgegenwärtigkeit von Sex in der Medienlandschaft und Öffentlichkeit. Leider können wir hier nicht weiterhelfen: AktivistA ist kein Verein zur moralischen Verbesserung(?) und wird zwar, wenn nötig, Sexismus ansprechen, aber sicher keine*n ermahnen, nicht nur an „das Eine“ zu denken. AktivistA versucht lediglich die Sichtbarmachung einer seltenen sexuellen Orientierung.

Nach fünfzehn Uhr gab es kaum noch etwas zu tun, denn fast alle, die sich vorher auf dem Platz getummelt hatten, zogen mit der vierstündigen Demoparade durch die Innenstadt.

Leider lud der Stühlinger Kirchplatz selbst nicht zum Verweilen ein, weil nur der Dönerstand drei Bierbänke mit Sitzgelegenheiten aufgebaut hatte. Alle anderen mussten mit den wenigen Bänken oder der feuchten, sonnenbeschienenen Wiese vorlieb nehmen. Zurück blieben neben uns noch einige andere gelangweilte Standbesetzungen, sodass wir gegen 18 Uhr zusammenpackten und uns auf den Weg zurück nach Norden machten.

Latschen für die Sichtbarkeit

Gestern, am 27. 6. 2015, fand der Berliner CSD statt und auch in diesem Jahr war eine asexuelle Fußgruppe am Start.
Am vereinbarten Treffpunkt stellten sich drei Mitglieder von AktivistA und vier weitere Personen mehr oder weniger pünktlich ein. Nach einigem Gerenne erreichten wir den vorderen Teil des Zuges, der für Fußgruppen reserviert war, und fanden uns in Nachbarschaft von ENOUGH is ENOUGH und dem Bisexuellen Netzwerk wieder. Der Himmel war die meiste Zeit über bedrohlich dunkel, nass wurden jedoch weder wir noch die kostbaren Flyer. Was den Papierkram betrifft, hatten wir die benötigte Menge dieses Jahr annähernd richtig geschätzt (nachdem es im letzten Jahr bei Weitem nicht gereicht hatte), am Ende blieb ein kleines Bündelchen übrig.
Bei den Reaktionen der Zuschauer_innen auf uns reichte die Skala von „Asexuell? Oah näh!“ über „Aber wir sind doch alle Menschen und derartige Kategorien sind überflüssig!“ bis hin zu „Ich möchte unbedingt einen Flyer von euch haben“. Eine positive Überraschung erwartete uns in der Nähe des Brandenburger Tors: Aus dem Publikum ragte eine asexi Flagge auf und die Menschen am unteren Ende der Stange schlossen sich uns für den letzten Teil der Strecke spontan an. Es handelte sich um eine weitere Handvoll asexueller Menschen mit heterosexueller Ally-Begleitung und mit passenden Outfits.
Im Folgenden ein paar Bilder:

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Termine 2015

Auch dieses Jahr wird AktivistA auf verschiedenen CSDs anzutreffen sein, wenn nichts dazwischen kommt. Folgende Termine könnt ihr euch schon mal vormerken:

30.05.15Karlsruhe CSD-Familienfest (Infostand)

13/14.06.15Stuttgart CSD-Sommerfest (Infostand)

27.06.15Berlin CSD-Parade (Fußgruppe)

18.07.15Freiburg CSD (Infostand)

28.08.15AKTIVISTA 2015 (überregionales Treffen in Stuttgart)

Ihr seid natürlich herzlich dazu eingeladen, bei diesen Veranstaltungen vorbei zu schauen. Wir würden uns freuen!

Kuck mal, wer da bloggt

Hallo und willkommen auf dem neugeborenen Blog von AktivistA!

AktivistA ist ein 2012 gegründeter nicht eingetragener Verein mit Sitz in Karlsruhe, der sich der Sichtbarmachung von und der Aufklärung über Asexualität verschrieben hat. Asexuelle Menschen, die sich von keinem Geschlecht sexuell angezogen fühlen, müssen sich allzu oft anhören, dass sie an einer Störung leiden, dass ihre Orientierung nicht existiert und andere Nettigkeiten mehr und das möchten wir ändern.

Was wir konkret tun? In den vergangenen Jahren waren wir mehrfach bei CSDs in verschiedenen Städten am Start, entweder als Fußgruppe bei der Parade oder mit einem Infostand auf dem Straßenfest. Interessierte Menschen können wir mit informativen Flyern und Broschüren versorgen und wer dem eigenen Alltag eine asexy Note verleihen möchte, kann einen unserer schicken Buttons / Pins mitnehmen. Im letzten Jahr kam erstmals unser Glücksrad zum Einsatz und seit Neuestem haben wir auch einen Aufkleber im Angebot.

Auch in diesem Jahr haben wir eine Menge vor: Wir planen wiederum die Teilnahme an diversen CSDs und am letzten Augustwochenende wird es in Stuttgart ein überregionales Treffen für Asexuelle und Personen aus dem asexuellen Spektrum mit Vorträgen und anderen gemeinsamen Aktivitäten geben.

Über unser Tun und Treiben als Verein werden wir künftig auf diesem Blog berichten. Hier erfahrt ihr alle wichtigen Neuigkeiten.