Schlagwort: Asexualität

Video/Vortrag: Asexualität und Sprache

Im Rahmen der AktivistA 2020 hat Jonas Trochemowitz seine Forschungsarbeit zum Thema Sprache vorgestellt. Der Vortrag heißt: „Nein, Niemals, Nicht, Kein. Die Rolle der Negation in der Versprachlichung von Asexualität.“ Wie oft kommen Verneinungen in Texten über Asexualität vor? Was sind die Stärken und Schwächen der Verneinung?

„Nein“ hat Vor- und Nachteile

Über die Ambivalenz von Verneinungen haben wir auch in der Diskussion hinterher gesprochen.

„Nein“ ist einmal eine Stärke, denn es gibt uns die Möglichkeit, Erwartungen zu widersprechen.Wir können damit unsere Grenzen schützen — sofern andere unser „Nein“ nicht bewusst oder unbewusst ignorieren.

Zum anderen bezieht sich „Nein“ immer auf etwas, das ich verneinen kann. Es existiert also nur wegen der Sache, die es verneint. Bestätigt es gerade dadurch die herrschenden Annahmen?

Wir fragten uns, wozu Definitionen da sind. Gibt es in der Community eine andere Wahrnehmung von Verneinungen als von außen? Und kann es sein, dass „ace“ so beliebt ist, weil es eben sprachlich positiv ist?

Beziehungen führen ohne Nein?

Von da aus kamen wir auf das, was eine teilnehmende Person „Beziehungsbox-Modell“ nannte. Dafür werden sehr viele Unterkategorien (Boxen) aufgemacht. Alles, was den Menschen in einer Beziehung wichtig ist, bekommt ein eigenes Fach. Sex? (Welcher?) Zusammen kochen? Eine Interesse an …? (Ich könnte beispielsweise wohl kaum mit Menschen leben, die meine Büchersammlung nicht respektieren, dafür aber jede Nacht im gleichen Bett schlafen wollen.)

Dadurch werden Verneinungen vermieden. Die Beteiligten können ihre eigenen Gewichtungen der verschiedenen Boxen gegeneinander abwägen.

Weiterführende Links und Literatur

DasTenna empfahl „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay. Außerdem neu erschienen ist Angela Chens „Ace: What Asexuality Reveals about Desire, Society, and the Meaning of Sex“. (Vor einiger Zeit haben wir eine kurze Besprechung gepostet.)

Von da aus streiften wir außereuropäische Überschneidungen. Alle Links auf Englisch.

Eine Betrachtung von Ehen unter Frauen in China vor 1940.

Das Aze Journal kümmert sich gelegentlich auch um Konzepte aus älteren Kulturen.

Diverse Menschen aus Kanada, USA, Großbritannien, Deutschland und Israel beim International Panel der World Pride Asexuality Conference 2012.

Und ganz neu: Rassifizierte Menschen über Asexualität bei der UK Acesexuality Conference 2020. Die Person aus Indien hat Indian Aces mitgegründet.

A_sexualität: unglückliche Menschen in weißen Betten?

… Wenn man sich die Bebilderung bestimmter online verfügbarer Artikel zum Thema anschaut, scheint das so zu sein. Das hier abgebildete Hetero-Paar wirkt ratlos, jede:r leidet für sich, die beiden wenden sich voneinander ab. Noch deutlicher ist die Botschaft „jede:r für sich, keine Gemeinsamkeit“ auf dem für diesen Artikel ausgewählten Foto – zwei Paar Füße zeigen nach außen, was impliziert, dass die dazugehörigen Menschen einander den Rücken zudrehen.

Dabei sind die jeweiligen Artikel gar nicht einmal so schlecht, sie enthalten keine groben Fehlinformationen. Der erste schließt sogar mit den Worten „Sind beide Partner bereit, Kompromisse einzugehen, kann eine glückliche Partnerschaft gelingen.“ Halleluja! Danach sieht das Bild allerdings nicht gerade aus.

Passende Illustrationen für einen Artikel über A_sexualität zu finden, scheint gar nicht so einfach zu sein. Wenn es sich um ein Interview mit einer bestimmten Person handelt, kann man ein Porträt von ihr verwenden – vorausgesetzt, sie ist bereit, ihr Gesicht zu zeigen. Geht es um Homosexualität, nimmt man ein Bild von zwei Händchen haltenden Menschen des gleichen Geschlechts, aber wie zeigt man etwas, das NICHT ist? Bei A_sexuellen läuft im Bett nichts, kein Sex führt zu oder ist Symptom von Beziehungsproblemen, dies scheint der logische Weg zu sein, der zu Bildern wie den oben verlinkten führt.

Dabei sind Menschen aus dem asexuellen Spektrum keineswegs die ganze Zeit über unglücklich und frustriert – und ihre Partner:innen, so vorhanden, auch nicht unbedingt. Mangelndes Wissen kann zu Selbstzweifeln und Schwierigkeiten in der Beziehung führen; wer endlich einen Namen für das eigene Empfinden hat und sich mit ähnlich Empfindenden austauschen kann, fühlt sich in der Regel glücklich und erleichtert. Auch A_sexuelle können die Art von Pride, von Stolz kennen, die das Gegenteil von Scham und Verstecken ist. Das darf man auf Fotos ruhig sehen. Eine positive Stimmung kann auch ohne eine sexuelle Komponente vermittelt werden (siehe auch hier).

Welche Art von Illustrationen passt nun zu guten Texten rund um A_sexualität?

Mit Symbolen der Community wie der Flagge, Ass-Karten und Kuchen kann man nicht viel falsch machen, zumal wenn diese Dinge im Artikel erklärt werden. Fotos von Fußgruppen oder Infoständen auf CSDs zeigen, wie viel Spaß die Arbeit für mehr Sichtbarkeit machen kann. Dies als kleine Anregung für Journalist:innen. Und an alle Aces, die dies hier lesen: Wer schöne, zum Thema passende Bilder auf der eigenen Festplatte herumliegen hat, kann sie ja mit den entsprechenden Schlagworten versehen als Inspiration bei Pixabay, Shutterstock und Co hochladen.

Asexualität, Alltag und Corona – Ergebnisse der Diskussionsrunde und Dating-Links

Bei unserer Konferenz gibt es ja schon seit einigen Jahren eine Diskussionsrunde. Als wir uns als Vorstand im Winter für „Alltag und Asexualität“ als Thema entschieden haben, ahnten wir nicht, was da auf uns zukommen sollte.

Ace-Flagge zeigen in Zeiten von Corona.
Selbstgenähte Mund-Nase-Bedeckung in Ace-Farben aus drei alten T-Shirts und einer Socke.

Corona (also eigentlich SARS-CoV-2 und Lockdown dazu) verlieh dem Thema doch eine Aktualität, mit der wir nicht gerechnet hatten. Es gab zahlreiche CSD-Absagen. Dafür nahm ich Videos und Ton mit Grußbotschaften auf und hatte ein Interview für den Stuttgarter Livestream. Das ganze Orga-Team durfte dann noch die Konferenz nach online verlegen. (Wie das geklappt hat, habe ich vor einigen Tagen gepostet.)

Für die Teilnehmenden an der Gesprächsrunde war das ebenfalls ein Thema.

Allgemeine Folgen des Lockdowns

Einmal war da das Berufliche. Nicht nur Menschen, die direkt oder indirekt vom Tourismus oder der Veranstaltungsbranche abhängen, merken eine verringerte Auftragslage. Einige wurden in Kurzarbeit geschickt. Andere waren/sind im Home-Office und fühlen sich da mal mehr, mal weniger wohl. Wenn noch Kinder im Haushalt in ihren „Corona-Ferien“ betreut werden mussten, war mit und ohne Home-Office das Zeitmanagement schlimmer als jeder Endgegner bei Super Mario. Menschen auf der Suche nach einer neuen Stelle bemerken, dass es in manchen Branchen schlechtere Aussichten gibt. Insofern treiben einige von uns wirtschaftliche Sorgen um.

Singles im Nachteil

Gerade Alleinlebende hat der Lockdown auch sehr auf sich zurückgeworfen. Sich fragen zu müssen, was wichtig ist, kann einerseits sehr heilsam sein. Vor allem, wenn eins sich vorher wie in einem Hamsterrad fühlte. Sich selbst auszuhalten, ist manchmal gar nicht einfach und kann seelisch stärker machen.

Andererseits führt Alleinleben in Zeiten von Kontakteinschränkungen und Home-Office auch zu Einsamkeit. Dass Einsamkeit Stress bedeutet und Betroffene daher leichter an allem Möglichen erkranken, ist keine Neuigkeit mehr. Umarmungen können selbst Menschen fehlen, die nicht besonders verkuschelt sind. (Die Autorin winkt hier mal allen mit dem ähnlichen Problem.)

In diesem Zusammenhang stellten wir fest, dass es sehr schwierig ist, selbst gute Freund*innen um Umarmungen zu bitten. Außerhalb des Kontextes „Begrüßung/Abschied“ oder „besonderer Anlass“ ist das Umarmen außerhalb fester Beziehungen in Deutschland nicht sehr gängig. Manchmal fühlt es sich beinahe wie ein Tabu-Thema an.

Alleinlebende müssen im Vergleich zu Menschen, die fest verbandelt sind, auch oft mehr Energie in den Aufbau und Erhalt von Freundschaften stecken. (Case in point: Vergangene Woche sind für mich wegen einer Krankheitsvertretung drei soziale „Fellpflege“-Termine wie z. B. Stammtische ausgefallen. Für mich ist das eine Katastrophe. Was wahrscheinlich niemand nachvollziehen kann, die permanent von einer lebhaften Familie umgeben sind.)

Den Ausfall von Stammtischen seit März empfanden wohl recht viele Teinehmende der Konferenz als einen herben Verlust.

In positiverem Sinne hat der neue Discord-Server Aspec*Germany Menschen zusammengebracht. Für einige war der dortige Austausch Anlass, sich mehr mit dem asexuellen Spektrum und verwandten Themen zu beschäftigen.

A_sexualität als Thema: Fremd- und Eigenwahrnehmung

Und damit kamen wir erst auf das, was mir im Januar als Thema vorschwebte: Wie (oft) kommt Asexualität bei euch im Alltag vor?

Da gibt es die eine Fraktion, die schon seit Jahren ihren Frieden mit dem Thema geschlossen hat. Folglich kann eins auch eher entspannt drüber reden. Redebedarf ist allerdings kaum vorhanden, was bei manchen die Anbindung an Community und aktuelle Themen lockert.

Die persönliche Aktualität scheint ebenfalls etwas ans Alter gekoppelt. Für Menschen mit Kinderwunsch oder für solche, von denen geglaubt wird, sie sollten sich Kinder wünschen, nimmt die eigene Sexualität mehr Raum ein.

Andere bemerken, dass Asexualität eher zum Thema gemacht wird. Dauernd werden Fragen nach Sex, Beziehungen, Familienplanung von außen an a_sexuelle Menschen herangetragen. Die sehen sich dann in Erklärungsnot. Wir sind ja als Gesellschaft weit entfernt davon, dass es zu all dem keine Norm gäbe. Und wer von der Norm abweicht, muss sich verteidigen.

Der Vorwurf von außen, die betreffende Person spreche so viel über Asexualität, ist daher eher unfair. Stellen wir uns eine Welt vor, in der hauptsächlich gewerkschaftliches Engagement / die Murmel-Weltmeisterschaften / Kochrezepte … die beliebtesten Themen wären. Dort müsste eins sehr viel weniger über Sex, Liebesbeziehungen und Familie sprechen, als derzeit der Fall ist. Kaum jemand hätte Anlass, das asexuelle Spektrum zu erwähnen.

Diesbezüglich stellten wir fest, dass die eigene Verwandtschaft sehr vielfältig reagieren kann. Von Abwertungen oder Ignoranz über Desinteresse zu aktiver Unterstützung ist alles dabei.

Für und Wider von Stammtischen

Von da aus kamen wir noch einmal auf Stammtische zu sprechen. Die Möglichkeit, andere a_sexuelle Menschen zu treffen, empfinden viele der Teilnehmenden als ein Geschenk. Hier müssen keine großen Erklärungen geliefert werden. Selbst wenn es eine Stunde lang um bewussten Konsum und die Vertretbarkeit eigener Flugreisen geht, ist die Atmosphäre eine andere. Es gibt immer die Möglichkeit, Ace-Spezifisches anzusprechen oder diesbezüglich um Erfahrungsberichte oder Rat zu bitten. Aber es ist keine Verpflichtung.

Ein Stammtisch kann somit Bodenhaftung verleihen. Eins erfährt: Hier sind wirklich andere mit den gleichen Erfahrungen. Stammtische bieten außerdem im Idealfall die Grundlage für ein Netz, das eins auffängt, wenn Familie, Freund*innen oder sonst wer nicht optimal auf ein Coming-out reagieren.

Andererseits macht die Teilnahme an Stammtischen auch das eigene Minderheitendasein sichtbarer. Irgendwie muss eins ja dorthinkommen. Es braucht Zeit und beispielsweise Busse und Bahnen, um dorthin zu gelangen. Was erzähle ich meiner Umgebung, wenn die mich fragen, wo ich war? Was erzähle ich heterosexuellen Neugierigen auf einem CSD, wenn die mich erkennen? Wissen die Menschen außerhalb des Stammtischs, wer sich da trifft? (Beispielsweise das Personal eines Cafés.) Manche Stammtische haben auch das „Ace“ im Namen und treffen sich in queeren Zentren.

Ein Patentrezept für die Entscheidung, einen Stammtisch zu suchen, gibt es leider nicht. In manchen Fällen entsteht ein Patt, wenn es genauso riskant ist, hinzugehen wie daheimzubleiben.

Grundsätzlich ist es für unsichere Menschen ratsam, erst einmal die Person anzuschreiben, die das Treffen organisiert. Manche stehen für Einzeltreffen zur Verfügung. Grundsätzlich können sie Auskunft darüber geben, was bei so Treffen passiert, welche Menschen in etwa erscheinen und derlei mehr.

Asexualität und Beziehungen

Von da aus kamen wir zur Frage: Wie ist es mit Partner*innen? Wo finde ich passende Menschen?

Ein paar Menschen berichteten von ihren bestehenden oder vergangenen Beziehungen.

Manchmal ergibt sich etwas bei Stammtischen. Manchmal sind nette Gespräche über das AVEN-Forum ein Anlass, sich mal näher zu beschnuppern. Kontaktanzeigen (noch offline oder eben online) waren ebenfalls nicht ganz unschuldig an manchen Beziehungen. Und damit zum Abschluss: Die derzeit aktuelle Linksammlung.

Dating/Kontakt für Aces

 

Die Überschneidungen von Bi und A_sexualität

Während wir im Hintergrund die Videos von der Konferenz vorbereiten, haben wir einen Link mit Wissen für euch.

Aus den Daten des 2019er Ace Zensus hat ein Team die Überschneidungen von Bisexualität und A_sexualität gefiltert:

Bi Visibility Day report: “Putting the B in A”

Damit ist statistisch bestätigt, was wir im Süden Deutschlands auch schon wahrgenommen haben: Mit bi und pan Menschen arbeitet es sich angenehm zusammen, weil es größere Überschneidungen gibt.

CSD Stuttgart: Online-Pride mit A_sexualität

Es ist furchtbar kurzfristig, aber hier haben wir ein paar Infos, was AktivistA am Wochenende so plant statt Demoparade und Infostand.

Bildquelle: By Ecelan - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6907718

Wir haben einen virtuellen Infostand!

Am Sonntag sind wir von 11 bis 18 Uhr im Chat dort erreichbar. Da könnt ihr den halben Vorstand nach Herzenslust ausquetschen, egal ob es um Grundlegendens über das asexuelle Spektrum, den Verein oder das Leben als Ace geht. Auch, wenn ihr nicht aus Stuttgart kommt.

Es ist für den Sonntag Regen angesagt. Sollte sich das Bewahrheiten, wären wir diesmal wenigstens nicht auf improvisierte Regenrinnen aus Gelben Säcken zwischen den Ständen angewiesen …

Schaut euch auch gern den Rest des Festivalgeländes an. Es sind interessante Angebote nicht nur für Menschen aus dem Schwabenland dabei: https://www.csd-stuttgart.de/festivalgelaende

Für Menschen, die lieber Livestream haben: So was gibt es auch, und zwar hier: https://www.csd-stuttgart.de/live

AktivistA sollte am Samstag so zwischen 18:20 und 19:00 dort auftauchen.

 

 

Bildquelle: By Ecelan – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6907718

 

AktivistA 2020 goes Internet

Trotz der derzeitigen Lockerungen im Lockdown steigen doch sehr viele Menschen lieber nicht in öffentliche Verkehrsmittel.

Die AktivistA 2020 – Konferenz mit überregionalem Treffen für Menschen aus dem asexuellen Spektrum – wird daher nur online stattfinden.

Geplant sind drei Vorträge. Annika Spahn (Universität Köln) erzählt über eins ihrer Forschungsprojekte. Carmilla DeWinter berichtet von ihrem bis dahin hoffentlich erschienenen Sachbuch zum Thema A_sexualität, und Irina wird die asexy Entwicklungen in der romanischsprachigen Welt beleuchten.

Eine Gesprächsrunde zum Thema „Ace und Alltag“ hat durch Lockdown und Kontaktverbote mehr Aktualität, als wir ahnen konnten, als wir das beschlossen haben.

Gegenwärtig sieht die Planung so aus, dass es für Interessierte einen separaten Channel auf dem Aspec*German Server geben wird, damit abseits der Videokonferenzen Zeit zum Austausch ist. Die Vorträge und die Diskussionsrunden werden über ein Videokonferenzsystem gehalten.

Damit fallen die Caférunde freitags und der Sonntagmorgen-Plausch leider aus.

Eine Teilnahmegebühr gibt es dieses Jahr nicht, da wir keine Miete, Kaffee, Geschirrnutzung etc. bezahlen müssen.

Den jeweils aktuellen Stand der Planungen findet ihr auf der AktivistA-2020-Seite. Dort ist auch das Anmeldeformular.

Bitte meldet euch an, da wir die Teilnahme auf sechzig Menschen begrenzen. Mit mehr Leuten sind Diskussionsrunden für die Moderation kaum zu überblicken.

Wir werden aber versuchen, die Vorträge aufzunehmen und hoffentlich bei YouTube hochzuladen. (Das wäre dann das erste Mal, dass das klappt. Bitte Daumendrücken.)

Videos vom Livestream des CSD Karlsruhe

Mit ein wenig Verspätung möchten wir euch noch das präsentieren, was wir als Grußbotschaft zum CSD Karlsruhe aufgenommen haben. Beim CSD Karlsruhe ist A_sexualität als Thema ja mittlerweile ein Selbstverständlichkeit, dennoch wundern sich manchmal Menschen über unsere Anwesenheit.

Unser Kanal hat noch ein weiteres Video, da die a_sexuelle Fußgruppe und deren Erlebnisse beim CSD Berlin 2016 eine Kurzgeschichte inspiriert haben. Ihr könnt einen Auszug hören.

 

 

 


Nota: Für die Mehrfachbespammung muss ich mich entschuldigen — der Kontakt von meinem WordPress-Konto zu dieser Seite hier ist, sagen wir mal, derzeit nicht zufriedenstellend.

Die Aspec* Community in Zeiten von Corona und darüber hinaus

Für Menschen, die auf der Suche nach Anschluss in der deutschsprachigen Aspec* Community sind, gibt es seit einiger Zeit eine neue Möglichkeit, andere Leute kennen zu lernen und sich auszutauschen. Da Corona alle offline-Stammtische vorerst zerschlagen hatte, entstand Ende März ein virtueller Stammtisch auf Discord, der die Möglichkeit bietet, sich jederzeit über Textchat auszutauschen oder spontan im Sprachchat zu unterhalten. Zu festgesetzten Terminen (alle zwei Wochen) gibt es außerdem organisierte Treffen („Stammtische“), die in den Sprachchats stattfinden.

Dieser Aspec* Server hat sich von Beginn an als ein Treffpunkt für die gesamte deutschsprachige Community verstanden. Er soll ein sicherer Raum für alle Menschen sein, die sich dem ace* und/oder aro* Spektrum zugehörig fühlen. Es wird großer Wert auf einen wertschätzenden Umgang gelegt, damit sich alle wohl fühlen und ins Gespräch kommen können. Sei es zu persönlichen Fragen der sexuellen und/oder romantischen Identität, gender Themen, dem Austausch von Memes oder Rezepten oder was mensch sonst noch so auf dem Herzen hat. Ein weiteres Ziel ist es, verschiedene Angebote für aspec* Personen zu sammeln und damit einfacher zugänglich zu machen (Stammtische, aspec*-freundliche Beratungsangebote, Informationsmaterial und Ressourcen aller Art).

Der Server vernetzt darüber hinaus Menschen, die im Aspec*-Bereich Orga-Arbeit oder Aktivismus leisten. In einem internen Bereich gibt es Möglichkeiten für Kreativität, Ideenaustausch und gemeinsame Projekte. Der Server bietet auch einen guten Startpunkt für Menschen, die sich erstmals für mehr Sichtbarkeit und Aufklärung engagieren möchten. Hier ist es innerhalb von wenigen Stunden möglich, Projekte aufzusetzen, eine Gruppe an Unterstützer*innen zu finden und damit loszulegen.

Seit seiner Gründung ist der Server kräftig gewachsen und ständig dabei, sich zu verändern, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und möglichst vielen Menschen aus der Community die Möglichkeit zu bieten, in einer freundlichen Atmosphäre zusammen zu kommen.

Wie wird mensch Teil des Aspec*German Servers? Ganz einfach:

  1. Discord herunterladen und ein User-Profil anlegen (sofern nicht schon vorhanden)
  2. Danach den folgenden Einladungslink in einem beliebigen Browser öffnen: https://discord.gg/HnkcTgX 

Wir freuen uns immer, neue Leute begrüßen zu können!!

Clara (im Namen des gesamten Moderator*innen-Teams)

Grenzen – Ergebnis des Diskussionsrunde

Private, Sign, Prohibit, Block, Prevent, Warning

Mit etwas Verspätung der Zusammenschrieb der Gesprächsrunde „Grenzen“ bei der AktivistA 2019.

Obwohl „Grenzen“ so einfach klingt, kann man dieses Wort sehr weit auslegen. In der Runde haben wir uns daher auf Grenzen beschränkt, die in Gesprächen auftauchen: Wie reagiere ich auf verfängliche oder unangenehme Themen, auf persönliche Angriffe? Wie reagiere ich am besten, wenn jemand meine Selbstbeschreibung, meine Lebensentscheidungen infrage stellt oder mir abspricht, mein Lebens selbst bewältigen zu können?

Am Echo ließ sich ablesen, dass die meisten von uns schon einmal „asexuelles Bingo“ gespielt haben, also schon irgendwann die typischen Reaktionen auf A_sexualität erleben mussten.

Wenig überraschen dürfte es, dass das anwesende Publikum keine Grundsatzdiskussion über Coming-out, ja oder nein, anfing – diese Entscheidung müssen alle für sich selbst treffen.

Dass es ein Unterschied ist, ob wir privat oder im Rahmen eines Vortrags/Infostands/Interviews über A_sexualität sprechen, ist ebenfalls kaum überraschend. Menschen, die eine a_sexuelle Person bereits länger kennen, meinen es zumeist gut und/oder machen sich Sorgen. Außerdem müssen sie in manchen Fällen ihr komplettes geistiges Bild von ihrem Gegenüber ändern. Diese Unsicherheit macht manche Leute wütend und damit auch gegebenenfalls aggressiv.

Gleichzeitig nehmen wir uns Kritik aus dem engen Umfeld üblicherweise auch mehr zu Herzen, da die Meinung der Betreffenden uns wichtig ist.

Demgegenüber haben Fremde kein besonders genaues Bild, das es zu überschreiben gilt.

Somit ist es manchmal einfacher, völlig Fremden private Details zu verraten, vor allem mit einem pädagogischen Ansatz bzw. mit dem Ziel der Aufklärung. Wir sehen diese Menschen nicht wieder. Die Gefahr, dass sie echte und vermeintlich echte Fakten über uns in unserem näheren Umfeld verbreiten, ist gering.

Damit zu den Strategien für erfolgreiche Gespräche über A_sexualität.

Als a_sexueller Mensch hat man selten die Möglichkeit, einfach sagen zu können: „Du, übrigens, ich bin asexuell/demi/gray-A.“ Das liegt daran, dass diese Wörter noch nicht sehr bekannt sind. Die ersten Reaktionen auf bekanntere Sexualitäten sind sicher auch nicht immer nett. Aber in der Regel brauchen sie keine ausführliche Erklärung für die Vokabeln, bevor es mit dem unangenehmen Teil losgeht.

Insofern ist es sinnvoll, wann immer möglich die Reihenfolge zu ändern: „Du übrigens, du hast vielleicht schon gemerkt, dass ich … Und weißt du was, das geht noch mehr Leuten so! Das Wort dafür ist …“

Wer sich vorbereiten kann, sollte das tun. Wer die Gelegenheit hat, bewaffnet sich mit Flyern oder Broschüren, die dem Gegenüber dann in die Hand gedrückt werden können.

Wer kann, suche sich Unterstützung. Bei Infoständen schauen wir beim Verein, dass wir möglichst selten allein am Stand sind. Nach besonders seltsamen Gesprächen oder unhöflichem Besuch ist also jemand da, bei dem wir uns darüber in Ruhe beklagen können. Bei Coming-outs in der Verwandtschaft oder in Partnerschaften kann man sich vorher Freund*innen oder nette Menschen im Internet suchen, die nach einem Gespräch zuhören.

Alles das geht am besten, wenn man die eigenen Grenzen auch kennt. (Worüber bin ich bereit, mit dieser oder jener Person zu sprechen? Ist es sinnvoll, mit dieser oder jener Person ein direktes Gespräch zu führen oder schreibe ich lieber, wenn ich weiß, dass sie die Angewohnheit hat, Grenzen zu missachten? Und so weiter.)

Unter losen Bekannten oder im Beruf, wo man dem Thema einfach nur ausweichen will, gibt es dazu auch Optionen, die mit Vorbereitung besser klappen. Beispielsweise sagt man: „Hat sich nicht ergeben“, und schaut traurig (auch wenn man vielleicht nicht traurig ist). Desgleichen kann man an einer Vorgeschichte drehen, sofern eine vorhanden ist. Das Wort dazu heißt „Framing“. Wer beispielsweise nur schlecht von der*dem Ex redet, kann in anderen ein Bild von vermeintlich schlechten Erfahrungen wecken, die sie vom Fragen abhält.

Wenn es um Kinder geht und ein Streit gewünscht ist: Der Klimawandel ist immer eine Diskussion wert, und wer erinnert sich hinterher noch, mit wessen nicht vorhandenen Kindern es losging? Und das völlig davon unabhängig, warum genau wer keine Kinder hat.

Egal, ob vorbereitet oder nicht, es gibt außerdem einige Wege, Menschen über die Art ihrer Fragen und Kommentare nachdenken zu lassen.

Tatsächlich sind manche einfach nur neugierig und haben einen echten Informationsbedarf, während andere lieber A_sexualität wegerklären möchten, als ihr Weltbild zu erweitern. Der Tonfall macht viel aus, ob jemand Fragen beantworten möchte oder nicht.

Werden Fragen zu persönlich, kann man für die Allgemeinheit antworten. (Klassiker: „Masturbierst du?“ – „Eine Studie und Umfragen haben ergeben, dass Menschen aus dem asexuellen Spektrum im Schnitt etwas seltener masturbieren als Menschen, die sich nicht als asexuell beschreiben.“)

Je nach Gesprächspartner und der eigenen Vergangenheit lohnt es sich, Fragen vorwegzunehmen. Wie sich immer wieder zeigt, sind die Vorbehalte, kulturell bedingt, selten besonders originell. („Ach ja, und bevor du fragst, meinen Hormonspiegel habe ich schon prüfen lassen …“)

Andere kann man mit der Nase darauf stoßen, dass sie Grenzen überschreiten. („Wenn ich dich jetzt frage, ob du … erlebt hast/krank bist, würdest du mir antworten wollen?“)

Unter manchen Umständen könnte man sogar einen Pakt aushandeln: Alle Anwesenden müssen alle indiskreten Fragen ehrlich beantworten.

Desgleichen kann man manche Fragen oder Themen von vornherein auszuschließen versuchen. (Ich selbst verweigere beispielsweise jegliche Aussage darüber, ob und wie oft ich welchen Sex hatte, weil eine solche Auskunft in meinem Fall völlig unerheblich ist.)

Und damit hoffe ich, dass die gesammelten Tipps sich für mindestens einen Menschen als nützlich erweisen.

 

 


Foto: aitoff, Pixabay.

 

Neue Unterseite: Romane & Bücher

Pünktlich für Menschen, die noch Last-Minute-Geschenke für Aces brauchen oder über die Feiertage dringend noch ihren Stapel ungelesener Bücher auffüllen wollen, haben wir eine Liste mit Büchern erstellt.

bucheulen

Ihr findet die Fiktion getrennt von den Sachtexten. Bei den Romanen haben wir zwischen Hauptfiguren und (wichtigen) Nebenfiguren getrennt, das heißt, nicht alle deutschsprachigen Bücher, in denen jemals ein Ace über die Bildfläche läuft, finden Erwähnung.

Kurzgeschichten haben wir außen vor gelassen, weil diese meist in Sammlungen  mit anderen Themen auftauchen. Falls es jemals eine deutschsprachige Sammlung von a_sexuellen (und/oder a_romantischen) Kurzgeschichten geben sollte, erwähnen wir diese natürlich gern.

Englischsprachiges Romane und kürzere Geschichten findet ihr zuhauf in Claudie Arsenaults Aromantic and Asexual Characters Database.

Falls ihr Ergänzungen habt, dürft ihr hier gern kommentieren oder unser Kontaktformular benutzen.