Schlagwort: International Asexuality Day

Rowlings Anti-Ace-Kommentare: eine klassische Strategie von Rechtsaußen

Dass der Internationale Tag der Asexualität (International Asexuality Day) sowie die Ace Week ihre Berechtigung haben, bewies pünktlich zum IAD 2025 J. K. Rowling. (Es berichteten z. B. Mannschaft und PinkNews.)

J. K. Rowling, international bekannte Anti-Trans-Aktivistin, teilte und kommentierte eine Infografik des britischen Switchboard-Hilfetelefons für queere Personen in Not. Switchboard hatte für den 6. April eine Kachel mit „International Asexuality Day“ gepostet. Der Rest der Infografik besagte in etwa: „Asexualität bedeutet, dass eine Person wenig bis keine sexuelle Anziehung verspürt. Asexuelle Menschen können tiefe emotionale Bindungen und Beziehungen aufbauen, aber empfinden sexuelle Anziehung nicht auf die übliche Art und Weise.“

Dies ist eine gelungene Kurzvorstellung des Konzepts „Asexualität“.

Die von Rowling geteilte Grafik.

In ihren eigenen Posts dazu bewies J. K. Rowling, dass sie diese Information entweder nicht gelesen, nicht verstanden oder willentlich ignoriert hatte. Sexuelle und romantische Orientierung wurden munter zusammengewürfelt. Was, um Laura Westford in Online-Magazin Medium zu übertragen, „ein weiteres homofeindliches Motiv aufgreift, welches homosexuelle/LGBT Menschen als ausschließlich sexuell und zu keinem Gedanken an Romantik und Liebe fähig darstellt.“

Rowling jedenfalls wünschte in etwa: „Einen frohen Pseudo-Unterdrückungstag allen, die völlig Fremde wissen lassen möchten, dass sie keinen Bock aufs Vögeln haben.“

In Großbritannien kann von Pseudo-Unterdrückung keine Rede sein. Laut einer jüngst veröffentlichten Befragung von 400 Personen durch das King’s College in London glauben immerhin 30 % der britischen Bevölkerung, dass Asexualität heilbar sei. Aus einem anderen Blickwinkel: Sie glauben, dass Konversionsmaßnahmen angebracht sind. Derartige Haltungen sind auch in Deutschland verbreitet, und zwar zu allen Minderheiten-Orientierungen. (Siehe erste Ergebnisse von „Unheilbar Queer“ beim BzgA.) Konversionsversuche können die Betroffenen krank machen und sogar Suizide befördern. Deswegen sollten verantwortungsvolle Therapeut*innen und Seelsorgende davon abraten.

Und passend zum von J. K. Rowlings geäußerten Missverständnis übers „Vögeln“ teilen zwischen 24 und 41 Prozent der Befragten aus der erwähnten Studie eine exklusionistische Meinung: Sex zu haben scheint ihnen mit einer asexuellen Selbstbeschreibung nicht vereinbar.

Derlei Fehlinformationen gefährden die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit von Aces. Solange so viel Unkenntnis und Verachtung im Umlauf sind, werden wir den IAD und die Ace Week begehen müssen.

Eins beweist dieser Ausfall der an Ausfällen reichen Xitter-Historie Rowlings: Der Versuch, Hass auf trans und nichtbinäre Personen (wieder) zu staatlicher Politik zu machen, ist nur der Anfang. So wie die Trump-Administration versucht, das T aus dem klassischen „LGBT“ verschwinden zu lassen, so soll offenbar nun der Rest der mühsam erkämpften Buchstabenkette schwinden. Die Britische „LGB Alliance“ hat jedenfalls keine Lust, sich als „queer“ vereinnahmen zu lassen oder gar auf ein T oder ein Plus im Akronym. (Quelle: https://lgballiance.org.uk/dont-call-me-queer/, absichtlich kein Link.)

Dem Faschismus geht es am Ende darum, klare Kategorien zu schaffen und die Kernfamilie zu stärken, für immer neue Arbeitsbienen und Soldaten. Da kommen Feministinnen und lgb Personen, die gegen trans Personen wettern, genau recht. Und zwar genau so lange, wie sie sich instrumentalisieren lassen.  (Vergleiche dazu auch die Analyse von geschlechtmachtwissen bei Insta.)

Ganz nach dem Motto „teile und herrsche“ wird hier versucht, zwischen einzelne Gruppen der LGBTIQAPlus-Community Keile zu treiben. Seien wir uns dieser Tatsache bewusst und halten wir zusammen.

 

Edits 2025-04-11: Klarifizierung, was „Medium“ ist, Link für Switchoard ersetzt (es gibt in UK mindestens zwei queere Hilfetelefone dieses Namens).

Happy International Asexuality Day!

IAD?

Schon zum fünften Mal feiern wir den Internationalen Tag der Asexualität, um die Sichtbarkeit von Ace-Organisationen weltweit sowie die Vernetzung untereinander zu fördern. So findet beispilsweise ein 24-Stunden-Livestream statt, neben einigen lokalen Veranstaltungen. (Hier ist die passende Unterseite des IAD.)

AktivistA hat sich dieses Jahr entschlossen, unsere politischen Forderungen neu zu fassen — wobei wir natürlich wissen, dass wir in Deutschland verhältnismäßig sicher unterwegs sind.

Damit das so bleibt, haben wir im Lauf der letzten zwölf Monate immer wieder Kampagnen und Wahlaufrufe unterstützt. Manchmal fühlen wir uns trotzdem ein wenig einsam und nicht gehört.

Wenn es euch ähnlich geht: Wir suchen weiterhin Mitstreitende aus dem kompletten asexuellen Spektrum! Vielleicht wollt ihr Mitglied werden? Wir freuen uns über neue Leute und über frische Ideen, die wir mit euch umsetzen können. Wir brauchen zahlreiche Perspektiven, um so inklusiv wie möglich zu werden. Und klar: Je mehr Menschen wir im Verein haben, desto überzeugender klingen wir für die Politik.

Eine Gruppe von acht Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Hautfarben und Able-Bodied-Ness. Sie sind umgeben von Herzen in verschiedenen Ace- und Aro-Flaggen-Farben. In der Titelzeile steht "Was wir fordern". Der Untertitel lautet "#IAD2025". Außerdem am Rand: das AktivistA-Logo und die Quellenangaben.

Unsere Forderungen

Inklusion in queeren Kontexten

  • Wir fordern die Ergänzung des “A” im Akronym “LSBTIQ*”, wenn es als Synonym für die gesamte queere Community verwendet wird. Wir betonen dabei, dass das “A” nicht nur für das asexuelle Spektrum steht, sondern unter anderem auch für das aromantische Spektrum oder Agender.
  • Wir fordern, dass queere Aktionspläne, queere Beratungsstellen und Schulaufklärungsprojekte das asexuelle Spektrum standardmäßig inkludieren.
  • Wir fordern, dass Aufklärung über das asexuelle und aromantische Spektrum in Lehrpläne im Bereich Soziale Arbeit, Beratung, Psychotherapie, Medizin, Pädagogik, Justiz und ähnlichem standardmäßig mit anderen Orientierungen stattfindet. Wenn dies im Studium bzw. der Ausbildung nicht erfolgt ist, fordern wir qualifiziertere Weiterbildungsangebote.
  • Wir fordern, dass Aufklärung über das asexuelle und aromantische Spektrum verpflichtend in die Lehrpläne zur Sexualaufklärung aufgenommen wird. Der Unterricht sollte über alle bekannten Orientierungen aufklären, Menschen so konsensuelle Sexualität ermöglichen und ihnen helfen, Grenzen zu setzen.

Grundrechte

  • Wir unterstützen die Forderung, die schützenswerten Kriterien in Artikel 3 des Grundgesetzes um die sexuelle Orientierung zu erweitern und fordern bei dieser Gelegenheit, auch die romantische Orientierung zu ergänzen.
  • Wir fordern Familienverträge oder Verantwortungsgemeinschaften , damit sich zwei oder mehr Menschen unabhängig von einer romantischen Paarbeziehung verpflichten können, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Solche Verantwortungsgemeinschaften sollten in Bezug auf Adoption, Recht auf Zugang zu medizinischen Informationen oder Erbrecht monogamen Beziehungen rechtlich gleichgestellt sein.

Schluss mit der Pathologisierung

  • Wir fordern eine Aktualisierung des medizinischen Diagnosehandbuchs ICD. Die Diagnose HSDD “Mangel oder Verlust an sexuellem Verlangen” muss dahingehend konkretisiert werden, dass sie nicht bei einer Identifikation auf dem asexuellen Spektrum zu stellen ist.
  • Wir fordern, dass Hilfesuchende über die Existenz des asexuellen Spektrums aufgeklärt werden müssen, wenn sie es noch nicht kennen, und dass Asexualität nicht als “verminderte Libido” gilt. Dazu benötigt es außerdem eine entsprechende Sensibilisierung und Weiterbildung des medizinischen und therapeutischen Personals.
  • Wir fordern, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass auch Menschen, die sich auf dem asexuellen Spektrum orientieren, Minderheitenstress erleben können, der “klinisch bedeutsam” sein kann und sich so auf die Gesundheit au swirkt, ohne dass dabei die Orientierung selbst einen Therapiebedarf darstellt.
  • Wir fordern, dass Gesetz zum Verbot von Konversionsmaßnahmen so anzupassen, dass asexuelle Person ebenfalls vor Konversionsversuchen geschützt sind.

Repräsentation

  • Wir fordern, dass queere Literatur und Geschichte in die Lehrpläne aufgenommen werden und dabei auch entsprechende Beispiele aus dem asexuellen Spektrum vertreten sind.
  • Wir fordern, dass Kulturschaffende aller Bereiche ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln, asexuelle und aromantische Lebensweisen und Erfahrungen sichtbar zu machen.

 

Lust bekommen? Oder habt ihr Fragen? Dafür gibt es unser Kontaktformular.