• Ace – Schirmbegriff für alle Menschen, die sich selbst als auf dem asexuellen Spektrum sehen. Ursprünglich Kurzform von „asexual“. Weitere Bedeutung: „Ass“.
  • alloromantisch – Gegenteil von aromantisch; Beschreibung von Personen, die romantische Anziehung empfinden, ein alternativer Begriff ist z-romantisch.
  • Allonormativität – Die in unserer Gesellschaft vorherrschende, meist unbewusste Überzeugung, dass Allosexualität „besser“ oder „normaler“ als Identitäten des asexuellen Spektrums ist, z. B. alle Menschen ab dem Jugendalter sexuelle Beziehungen oder Kontakte anstreben und ein Leben ohne diese nicht erfüllt sein kann. Grundlage der Diskriminierung von ace Personen.
  • allosexuell – mögliche Bezeichnung für Menschen, die sich von anderen sexuell angezogen fühlen, bzw. für Menschen außerhalb des asexuellen Spektrums. Ein alternativer Begriff ist z-sexuell. Allosexuelle Menschen können jegliche romantische Orientierung haben, z. B. auch aromantisch sein.
  • Amatonormativität – Die in unserer Gesellschaft vorherrschende, meist unbewusste Überzeugung, dass exklusive, romantisch-sexuelle Beziehungen grundsätzlich wichtiger und wertvoller als andere Arten von Beziehungen (z. B. Freund*innenschaften) sind und dass alle Menschen diese unterhalten oder zumindest anstreben sollten. Grundlage der Diskriminierung vor allem von aromantischen und polyamourösen Personen.
  • androromantisch – Beschreibung von Personen, die sich romantisch von Männern oder Männlichkeit angezogen fühlen.
  • Aplatonisch – Beschreibung von Personen, die wenig bis keine platonische Anziehung empfinden, wenig bis kein Bedürfnis nach (engen) Freundschaften haben. Manchmal beschreiben sich so auch Menschen, die wegen ihrer Neurodiversität Schwierigkeiten haben, enge Beziehungen zu anderen menschen aufzubauen.
  • aro – Schirmbegriff für alle Menschen, die sich selbst als auf dem aromantischen Spektrum definieren. Ursprünglich Kurzform von „aromantisch“.
  • aromantisch – Beschreibung von Personen, die keine romantische Anziehung empfinden
  • Aromantisches Spektrum – Menge aller Menschen, die sich als aromantisch, grayromantisch, demiromantisch, lithromantisch etc. bezeichnen oder denen der Begriff Aromantik sonst hilft, ihr Empfinden zu beschreiben.
  • Asexualität – Asexualität ist eine sexuelle Orientierung. Asexuelle Menschen verspüren meist keine sexuelle Anziehung und/oder kein Verlangen nach sexueller Interaktion oder empfinden es aus anderen Gründen als hilfreich, sich als asexuell zu bezeichnen.
  • Asexuelles Spektrum – Menge aller Menschen, die sich als asexuell, graysexuell, demisexuell, lithsexuell etc. bezeichnen oder denen der Begriff Asexualität sonst hilft, ihr Empfinden zu beschreiben. Die Schreibung A_sexualität soll das gesamte Spektrum sichtbar machen.
  • Aspec, a*spec – meint je nach Zusammenhang und Alter des Blogeintrags entweder a) das asexuelle und aromantische Spektrum (älteste bekannte Verwendung), b) das asexuelle, aromantische und aplatonische Spektrum oder c) schließt neben den drei genannten Beziehungsebenen noch agender Menschen und Menschen mit Autismus ein.
  • Ästhetische Anziehung – Verlangen, eine Person anzuschauen, die als attraktiv empfunden wird. Muss nicht mit romantischer oder sexueller Anziehung einhergehen.
  • Beziehungsanarchie – Modell der Beziehungsgestaltung, in dem die Abstimmung individueller Bedürfnisse im Vordergrund steht statt das Adaptieren vorhandener klassischer Beziehungsmodelle. Beziehungen werden oft auch nicht hierarchisiert.
  • Biromantisch – Beschreibung von Personen, die sich von zwei oder mehr Geschlechtern (i. d. R. dem eigenen und mindestens einem anderen) romantisch angezogen fühlen, nicht notwendigerweise gleichzeitig und nicht notwendigerweise mit der gleichen Intensität.
  • Compulsory Sexuality – wörtlich „verpflichtende Sexualität“, bisher keine etablierte deutsche Übersetzung. Die in unserer Gesellschaft vorherrschende, meist unbewusste Überzeugung, dass alle erwachsenen, gesunden Menschen sexuell sind und Interesse an sexuellen Handlungen haben sollten. Vgl. Allonormativität. Unter anderem für asexuelle Personen und Menschen mit Behinderung problematisch.
  • Demiromantisch – Beschreibung von Personen, die romantische Anziehung erst nach Aufbau einer engen emotionalen Bindung empfinden können.
  • Demisexuell – Beschreibung von Personen, die sexuelle Anziehung erst nach Aufbau einer engen emotionalen Bindung empfinden können. (Vgl. auch den entsprechenden Flyer.)
  • Fraysexuell – Gegenteil von demisexuell; sexuelle Anziehung verflüchtigt sich bei näherer Bekanntschaft.
  • Gray-romantisch – häufiger verwendet als die wörtliche deutsche Übersetzung „grau-romantisch“. Beschreibung von Personen, die sich in einer Grauzone zwischen A- und Alloromantik befinden und romantische Anziehung nur selten, nur schwach o. ä. empfinden.
  • gray ace, gray(a)sexuell, grau(a)sexuell, gray-A – häufiger verwendet als die wörtliche deutsche Übersetzung „grau-sexuell“. Beschreibung von Personen, die sich in einer Grauzone zwischen A- und Allosexualität befinden und sexuelle Anziehung nur selten, nur schwach o. ä. empfinden. Englische Abkürzung für „gray-asexual“, manchmal auch gray-ace. (Vgl. auch den entsprechenden Flyer.)
  • Gruppe X – Gruppe, die sich auf der Kinsey-Skala nicht einordnen lässt, da sie kein sexuelles Interesse an anderen zeigt. Wird als frühe Erwähnung von Asexualität in der Wissenschaft interpretiert.
  • GSM, GSRM – Gender, Sexual (and Romantic) Minorities, wörtlich „Minderheiten bezüglich Geschlechtsidentität, sexueller (und romantischer) Orientierung“. Englischsprachige Alternative zur LGBT+-Buchstabensuppe.
  • Gynoromantisch – Beschreibung von Personen, die sich romantisch von Frauen oder Weiblichkeit angezogen fühlen.
  • Heteroromantisch – Beschreibung von Personen, die sich romantisch hauptsächlich von einem anderen/unähnlichen Geschlecht angezogen fühlen.
  • Heteronormativität (seltener: Heterosexismus) – gesellschaftliche Erwartung, dass alle Menschen cisgeschlechtlich, heteroromantisch und heterosexuell sein sollen. Problematisch für alle GSRM, auch für a_sexuelle Menschen.
  • Homoromantisch – Beschreibung von Personen, die sich romantisch hauptsächlich vom gleichen/ähnlichen Geschlecht angezogen fühlen.
  • Kink – Ein Fetisch bzw. ein Gegenstand oder eine Handlung, die zur Befriedigung nicht notwendigerweise sexueller Gelüste verwendet wird. Auch asexuelle Menschen können einen Kink haben.
  • Kinsey-Skala – Modell des Sexualforschers Alfred Kinsey, das die menschliche Sexualität als Spektrum zwischen Hetero- und Homosexualität darstellt, wobei sich Bisexualität in der Mitte befindet. Asexuelle Menschen wurden als „Gruppe X“ außerhalb der Skala eingeordnet.
  • Libido – Sexualtrieb, der auf eine andere Person gerichtet sein kann, aber nicht muss. Asexuelle Menschen können eine Libido haben und masturbieren, obwohl sie sich von anderen sexuell nicht angezogen fühlen.
  • Lithromantisch (seltener: akoi(ne)romantisch) – Beschreibung von Personen, die romantische Anziehung empfinden, sich jedoch keine Erwiderung ihrer Gefühle wünschen oder mit Liebesbekundungen nichts anfangen können.
  • Lithsexuell, Lithosexuell (seltener akoi(ne)sexuell) – Beschreibung von Personen, die sexuelle Anziehung empfinden, jedoch selbst nicht begehrt werden möchten oder keinen Wunsch haben, mit anderen sexuell intim zu werden.
  • Panromantisch – Beschreibung von Personen, die sich romantisch von allen Geschlechtern angezogen fühlen.
  • Pathologisierung – Betrachtung eines Phänomens als behandlungsbedürftige Krankheit oder Störung. Asexualität wird häufig pathologisiert.
  • Platonische Anziehung – Verlangen nach einer Freundschaft oder einer sonstigen engen, nicht romantischen Beziehung mit einer anderen Person.
  • Poly – Abkürzung für polyamor.
  • Polyamorie – Leben von romantischen/queerplatonischen/sexuellen Beziehungen mit mehr als zwei Personen. Polyamore Beziehungen können je nach Modell exklusiv oder offen sein. Mögliche Lösung für Liebende mit divergierenden sexuellen Bedürfnissen.
  • Primäre Anziehung – Anziehung, die bereits bei der ersten Begegnung empfunden wird. Teil eines Erklärungsmodells der Empfindungen von demisexuellen und demiromantischen Menschen.
  • Queer – im Englischen ursprünglich abwertend gemeint. Mittlerweile meist Sammelbegriff für alle Menschen, die nicht heterosexuell und/oder nicht heteroromantisch und/oder nicht cisgeschlechtlich sind und/oder sich selbst als queer verstehen. Manche asexuelle und aromantische Menschen sehen und bezeichnen sich selbst als queer.
  • Queerplatonisch, Quasiplatonisch – Beschreibung von Beziehungen, die nicht romantischer Natur sind, jedoch über das für Freundschaften „normale“ Maß hinausgehen. Queerplatonische Partner*innen können einander jeweils als den wichtigsten Menschen im eigenen Leben betrachten.
  • Romantische Anziehung – Verliebtheit, Wunsch nach einer Liebesbeziehung mit einer anderen Person. Kann unabhängig von sexueller Anziehung empfunden werden. Für viele aromantische Menschen schwer nachvollziehbar.
  • Romantische Orientierung – gibt darüber Auskunft, von welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern eine Person sich romantisch angezogen fühlt. Die Antwort kann auch „keines“ lauten. Diese Menschen beschreiben sich meist als aromantisch oder aro.
  • Schirmbegriff – Sammel- oder Oberbegriff. Eine direkte Übersetzung von „umbrella term“.
  • Sekundäre Anziehung – Anziehung, die erst nach längerer Bekanntschaft und ggf. nach Aufbau einer tieferen Bindung empfunden wird. Teil eines Erklärungsmodells der Empfindungen von demisexuellen und demiromantischen Menschen.
  • Sex-averse, sex-repulsed – wörtlich „Sex ablehnend/abgeneigt, von Sex abgestoßen“ (≠ Sex-negativ). Bisher gibt es keinen gebräuchlichen deutschen Begriff. Bezeichnet eine starke Abneigung oder auch Ekel, sich persönlich an sexuellen Aktivitäten zu beteiligen, kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich auch auf bestimmte sexuelle Aktivitäten beschränken, teilweise bis hin zu körperlichen Reaktionen z. B. Übelkeit.
  • Sex-indifferent – wörtlich „Sex-gleichgültig”. Bisher gibt es keinen gebräuchlichen deutschen Begriff. Sex-indifferente Menschen stehen der persönlichen Beteiligung an sexuellen Aktivitäten neutral gegenüber, beteiligen sich z. T. dem*der Partner*in zuliebe daran, würden es aber nicht unbedingt selbst initiieren.
  • Sex-favorable – wörtlich „Sex begünstigend/erwägend“ (≠ Sex-positiv). Bisher gibt es kein gebräuchliches deutsches Äquivalent. Sex-favorable Menschen stehen der persönlichen Beteiligung an sexuellen Aktivitäten positiv gegenüber. Obwohl sie sich nicht sexuell zu ihrem Partner*ihrer Partnerin hingezogen fühlen, haben sie Spaß an sexuellen Aktivitäten und initiieren sie möglicherweise auch.

→ Alle drei Kategorien von sex-averse bis sex-favorable gehen fließend ineinander über und können durchaus in einer einzigen Person je nach Situation oder Beziehung vorkommen.

  • Sex-positiv – politische Ansicht, dass Menschen so viel oder so wenig Sex jedweder Art haben können, wie sie möchten, solange alle Aktivitäten einvernehmlich, sicher und aufgeklärt stattfinden.
  • Sex-neutral – politische Ansicht, dass Sex weder grundsätzlich positiv oder negativ zu werten ist. Eine allgemeine Aufklärung wird befürwortet, Details aber als Privatsache betrachtet.
  • Sex-negativ – Gegenteil von „Sex-positiv“, beschreibt in der Regel die Ansicht, dass die Sexualität besonders von Frauen und nicht-heterosexuellen/romantischen Menschen zahlreichen Vorschriften und Verboten unterworfen werden sollte. Häufig wird jede Form von Sex außerhalb einer (meist heterosexuellen) Ehe als falsch angesehen, zumindest für Frauen. Häufig wechselnde Sexualpartner*innen werden abgelehnt.
  • Sexuelle Anziehung – Empfinden einer anderen Person als attraktiv mit einer sexuellen Komponente; Verspüren von sexueller Erregung, die durch eine andere Person ausgelöst wird; Verlangen, mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Für viele asexuelle Menschen schwer nachvollziehbar.
  • Sexuelle Orientierung – gibt darüber Auskunft, von welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern eine Person sich sexuell angezogen fühlt. Die Antwort kann auch „keines“ lauten. Diese Menschen beschreiben sich meist als asexuell.
  • Sinnliche/Sensuelle Anziehung – wörtliche Wiedergabe des englischen „sensual attraction“. Verlangen, einer Person körperlich nahe zu sein und Zärtlichkeiten auszutauschen, ohne dass zwangsläufig eine sexuelle Komponente vorhanden sein muss.
  • Split Attraction Model – wörtlich „Modell der aufgeteilten Anziehung“. Besagt, dass verschiedene Arten von Anziehung nicht deckungsgleich sein müssen. Eine asexuelle Person kann z. B. gleichzeitig panromantisch sein. Die häufigste Verwendung ist in Bezug auf sexuelle und romantische Anziehung, es muss aber nicht hierauf beschränkt bleiben.
  • Squish – aromantische Variante von „Liebe auf den ersten Blick“. Starkes Verlangen, eine Person kennenzulernen, Zeit mit ihr zu verbringen und eine nicht romantische Beziehung aufzubauen.
  • umbrella term – Ober-, Sammel-, Dachbegriff, mittlerweile oft auch direkt als „Schirmbegriff“ übersetzt
  • WTFromantisch – auch „quoiromantisch“. Bezeichnung für Personen, für die der Begriff der romantischen Orientierung nicht hilfreich ist oder denen es schwerfällt, romantische von platonischer Anziehung zu unterscheiden.

Wir sind uns bewusst, dass hier Einträge nicht vorhanden sind, die sich aus Überschneidungen ergeben – zum Beispiel fehlt alles, was mit Genderqueerness, Nichtbinarität und Ähnlichem zu tun hat. Wer hier Fragen hat, wende sich bitte vertrauensvoll an das Queer-Lexikon.

Falls euch doch etwas fehlt oder ihr bei Definitionen Lücken oder gar Fehler entdeckt, schreibt uns bitte über das Kontaktformular.

(Letzte Überarbeitung: 2022-07-22)

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