Monat: August 2018

Sonne und Wind in Mannheim

Wie schon im vorhergehenden Beitrag erwähnt, waren wir am vergangen Samstag zweispurig unterwegs, nicht nur in Berlin, sondern auch in Mannheim beim CSD Rhein-Neckar. Genau wie in der Hauptstadt war es mächtig windig, die Flyer haben ihrem Namen alle Ehre gemacht, und der Pavillon unternahm einen Fluchtversuch, aber wir waren ja dankbar, dass wir uns nicht mehr jenseits der 35 Grad bewegt haben.

In Anbetracht der eher geringen Anzahl an Ständen auf dem Schlosshof waren wir zunächst nicht so ganz sicher, mit wie viel (oder wie wenig) Besucher*innen so zu rechnen sei, aber als die Demo dann schließlich am Schloss ankam, waren es doch mehr Menschen als gedacht. Nach ca. 1,5h Dauereinsatz waren wir all unsere Broschüren und Flaggenaufkleber losgeworden. Und auch viele Kuchenaufkleber und Flyer über Asexualität und Stammtische in Baden-Württemberg, damit haben wir dann auch noch den Rest der Zeit bestritten. Von den Süßigkeiten blieb unverständlicherweise noch recht viel übrig.

(Rechts unsere unsere liebevoll ausgebreitete Auslage.)

Alles hat also reißenden Absatz gefunden. Jetzt wissen definitiv wieder eine Menge mehr Menschen dass es Asexualität gibt, und haben hoffentlich auch eine bessere Vorstellung davon was genau das ist: Nein, es betrifft nicht nur alte Menschen. Und ja, einige Menschen im autistischen Spektrum identifizieren sich als asexuell, aber weder sind alle Autist*innen asexuell, noch alle Asexuellen autistisch. 

Aber im Großen und Ganzen waren die Gespräche mit den nicht-asexuellen Menschen sehr freundlich und interessiert, teilweise herrschte auch Enthusiasmus Infomaterialien für Freunde oder Angehörige gefunden zu haben.

Persönliches Highlight waren für mich aber auch diesmal wieder die Reaktionen von anderen Asexuellen. Oft eine Mischung aus Begeisterung, Unglaube und Erleichterung, dass es da tatsächlich auch einen Stand gibt der sie repräsentiert. Das sind für mich immer die tollsten Momente. Auch wenn wir dieses Jahr nicht als Fußgruppe an der Demo beteiligt waren, hatte ich mich privat mit Flagge an die Strecke gestellt und den Zug einmal an mir vorbei ziehen lassen. Und auch dabei waren mir schon einige andere Asexuelle mit Flaggen als Superheld*innen-Caps oder selbst gestalteten T-Shirts begegnet, die mich mit meiner Flagge freudig ansprachen.

 

Außerdem können wir berichten, dass sich langsam aber sicher die Asexualität auch unter dem kommerziellen CSD Merchandise breit macht. Am Stand der Regenbogenmanufaktur fanden sich Pins, Magneten, Aufkleber und sogar Mousepads mit der Flagge. Sie können es zwar, finde ich, an Niedlichkeit noch nicht mit unseren Katzen-Buttons aufnehmen, aber auch das ein sicheres Zeichen das die Sichtbarkeit wächst 😉

Das war es also für uns mit der CSD Saison 2018, nächste Station ist jetzt die AktivistA im September in Stuttgart! Für alle die noch irgendwo feiern und auf die Straße gehen: Viel Spaß!

Durchgepustet auf dem Parkfest Friedrichshain

Gestern, am 11. 8. 2018, erlebte unser Verein eine Premiere: zwei Infostände an einem Tag! Einer davon befand sich wie schon im Vorjahr auf dem LesBiSchwulen Parkfest in Berlin-Friedrichshain.
Schon als wir aufbauten, war es recht windig. Die Transparente ließen sich mit ausreichend Klebeband bändigen, die Flagge machte dagegen, was sie wollte.

Eins hatte die Verfasserin dieses Texts aus dem letzten Jahr gelernt: An den splittrigen Mietständen nicht ohne Tischdecke! Die Mineraliensammlung aus der Jugend zur Beschwerung einzusetzen, erwies sich auch als gute Idee (wobei gewisse Leute lieber die Steine als die Flyer mitnehmen wollten).

Wir waren zwar von Anfang an (offizielle Öffnung: 14:30 Uhr) auf dem Fest, doch die größeren Mengen an interessierten Menschen kamen erst später, ab ca. 18 Uhr. Viele Leute schnappten sich einfach im Vorbeigehen einen Flyer oder eine Broschüre, einige hatten auch Fragen oder Kommentare. Konfrontiert wurden wir mit Ungläubigkeit (Was, das gibt es wirklich?), mit altbekannten Vorurteilen (Asexuelle können an der Arbeit mehr leisten, weil sie weniger abgelenkt sind) und mit der absurden Assoziation des Worts „Amöbe“ mit … nun, einer vulgären Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsteil. Andere Menschen fragten frei von der Leber weg, was ihnen gerade einfiel – die Skala reichte von Urschleim (Unterscheidung zwischen Asexualität und Aromantik bzw. zwischen Asexualität und fehlender Libido) bis zu tiefergehenden Reflektionen (wie können Beziehungen zwischen asexuellen und nicht asexuellen Menschen gelingen?). Einige wussten bereits bestens Bescheid und freuten sich über einen ganzen Stand zum Thema. Ein Stapel Broschüren wanderte am Abend beim Abbau noch hinüber zum Nachbarstand von ABQueer.
Neben dem „dienstlichen“ Aspekt blieb auch noch genug Zeit zum Schwatzen mit alten und neuen Bekannten.
Auch in diesem Jahr hatten wir wieder unser kleines Standspiel:

Allzu viele Beiträge gab es nicht – obwohl Teilnehmende sich einen unser stylischen Vereins-Kugelschreiber mitnehmen konnten! Hier die Ausbeute (zum Teil waren es mehrere Ideen auf dem gleichen Zettel):
– den Partner / die Partnerin beschenken / bekochen
– einen Kuss geben
– zusammen Städtereisen planen und die Pläne dann umsetzen
– knuddeln
– tief in die Augen schauen
– streicheln
– gemeinsam aus einem Glas trinken
– mit Sandy essen gehen und alles bezahlen
– zusammen kochen + essen
– zocken
– Filme / Serien gucken
– ins Theater / Museum / Konzert / Oper / … gehen
Beim Vergleich mit den Ergebnissen aus dem letzten Jahr lässt sich feststellen: Liebe geht doch recht häufig durch den Magen. 😉
Irgendwie schienen einige Leute zu denken, das Spiel bzw. der ganze Stand sei nur für asexuelle Menschen gedacht und Nicht-Asexis müssten einen gewissen Sicherheitsabstand wahren. Hat irgendwer Ideen, wie sich Berührungsängste abbauen lassen …?
Es war schon gut, das wir da waren. Auch von skeptischen Blicken wird man gesehen, Unwissenheit lässt sich durch Antworten (und Informationsmaterial) beseitigen und einigen haben wir ja mit dem Stand sichtlich eine Freude gemacht.
Vielen Dank an alle helfenden Hände!