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IDAHOBITA/ IDAHOBALT*I+

Zunächst einmal: Wir wünschen euch morgen allen einen guten, erfolgreichen Tag gegen Homo-, Bi-, Trans-, Inter-, Aspec*- und Lesben-Feindlichkeit! Ursprünglich als „Internationaler Tag gegen Homophobie / IDAHO“ gegründet, hat er in den letzten Jahren einige Buchstaben hinzugewonnen – zuletzt in manchen Ecken der Bundesrepublik das A und ein L. Und ein Pluszeichen, denn die Liste der Diskriminierungsformen ist damit leider lang nicht zu Ende.

Allerdings: Queerfeindliche Positionen interessiert es meist nicht, ob eine Person ace, lesbisch, bi, schwul und/oder trans ist. Alles, was nicht in ihr Weltbild passt, soll entweder schweigen und/oder sich anderweitig aus dem öffentlichen Raum raushalten.

Normalerweise protestiert die queere Community gegen diese Art Unsichtbarmachung mit öffentlichen Veranstaltungen, Infoständen, Demos und anderem. Leider sind wegen der Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen mit Hochwassergefahr dieses Jahr schon ein paar Aktionen draußen abgesagt worden. Am besten schaut ihr bei den Organisationen vor Ort nach, was geplant ist und ob es stattfindet.

Völlig im Trockenen sitzt ihr hoffentlich bei der InSpektren-Livefolge. Lennart von unserem Verein redet mit Finn und Noir über Aspec-Feindlichkeit in Alltag und Gesellschaft und wie wir damit umgehen können. Zu belauschen ist die Aufzeichnung auf dem AspecGerman-Discord-Server, am Freitag, 17.5.2024 ab 19:30 Uhr. Oder, mit Zeitverzögerung, auf den meisten Podcast-Portalen.

 

 

 

 

Offener Brief zum Podcast Nummer 35 „Asexualität“

Sehr geehrtes Team der Rheinischen Post, sehr geehrte Frau Kader-Tjijenda,

Ich schreibe Ihnen im Namen von AktivistA n.e.V., dem Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums.

Vor Kurzem hat mein Suchmaschinen-Alarm zum Thema „Asexualität“ mir Ihren Podcast vom 16. Mai in den elektronischen Briefkasten gespült. Da mein Verein immer auf der Suche nach fundierten Informationen ist, die wir verlinken können, habe ich mir den Podcast #35 angehört.

Ich muss gestehen, dass wir als Verein die Botschaften, die Sie mit dem Podcast verbreiten, für überaus fragwürdig halten.

Erstens hat sich keine der beteiligten Personen die Mühe gemacht, sich mit der Definition von Asexualität auseinanderzusetzen, die derzeit innerhalb der Communities und der Wissenschaft verwendet wird. Stattdessen wird Asexualität mit „keine Lust auf Sex“ erklärt, was aber nicht korrekt ist.

Zweitens herrscht innerhalb der Wissenschaft zwar keine Einigkeit, ob Asexualität eine sexuelle Orientierung ist, als eine Entwicklungsstörung betrachten es die renommiertesten Forschenden auf dem Gebiet aber keinesfalls. Egal ob es eine sexuelle Orientierung ist oder nicht: Es funktioniert wie eine. Es ist ein meist überaus stabiler Mangel an sexueller Anziehung, und es gibt dafür auch biologische Indikatoren. (Wie homosexuelle Menschen sind beispielsweise mehr asexuelle Menschen nicht rechtshändig als der Durchschnitt.) So etwas wäre ohne Probleme nachzulesen oder bei uns als Verein zu erfragen gewesen.

Drittens verbreiten Sie die Nachricht, dass Asexualität zu therapieren sei. Wir halten diese Behauptung für irreführend.

Sie erklären, dass Sexualität erlernt werden könne, wie beispielsweise Fahrradfahren. Müsste man daher homo- und asexuelle Menschen nur richtig konditionieren, damit sie heterosexuell werden? Könnte man die allosexuelle Person (also die nicht-asexuelle Person) in einer gemischten Beziehung nicht entkonditionieren, damit sie wieder asexuell wird? Wieso sollte sich nur eine der beteiligten Parteien anpassen?

Viertens ist es so, dass viele asexuelle Menschen sich mit sexuellen Handlungen unwohl fühlen und sich eindeutig mit dem Versuch schaden, entgegen ihrer Neigungen zu leben. Sie leiden unter dieser Selbstverleugnung und lassen Grenzüberschreitungen zu, um nicht negativ aufzufallen. Wenn Sie eine Behandlung anpreisen, verursachen Sie damit immensen Druck auf asexuelle Menschen, sich weiter zu verbiegen und sich einer für sie wahrscheinlich schädlichen Therapie zu unterziehen. Sie erhöhen den Normierungsdruck auf Menschen, die ohnehin schon mehr oder weniger unter Minderheitenstress leiden.

Wir wüssten gerne, woher Claudia Kader-Tjijenda die Thesen hat, die sie vertritt.

Fünftens hätten wir uns gefreut, wenn Sie nicht über, sondern mit uns als sexueller Minderheit gesprochen hätten. Dass Sie es nicht getan haben, zeigt uns genauso wie Claudia Kader-Tjijendas Thesen, wie gut die Vorbereitung war und was Sie von asexuellen Menschen halten. Es hätte sich wohl gelohnt, wenn Sie sich mit unserem Verein, Vivian Jückstock, Dr. Andrea Burri vom ISCSS Zürich oder mit Annika Spahn in Verbindung gesetzt hätten, die sicher aufschlussreichere Erklärungen zu bieten gehabt hätten. Wir hätten Ihnen allerdings nicht versprechen können, dass Asexualität wieder weggeht.

 

Mit besten Grüßen,

der Vorstand von AktivistA n.e.V.