Kategorie: Informationen über Asexualität

Presseschau #2

Vorab ein Nachtrag zur letzten Presseschau: In ihr hatte ich einen Text auf web.de weitestgehend unkommentiert gelassen. Daraufhin wies eine Person auf verschiedene Probleme nicht nur mit diesem Text, sondern der Berichterstattung über das Aspec generell hin. Vielen Dank dafür! Ich freue mich, lernen zu dürfen, und generell gilt: Diese Texte geben meine Erfahrungen und mein Wissen wieder. Das Feedback anderer Personen aus den asexuellen und aromatischen Communities ist sehr willkommen!

Hier einige der Punkte, die fehlten:

  • Auch wenn eine Person ace UND aro ist, stellen Artikel oft alles unter das Framing der Asexualität.
  • Bemerkungen wie „asexuelle Personen sind nicht traumatisiert / krank / bindungsgestört / autistisch / behindert“ marginalisieren Aces, die, wie Menschen anderer Orientierungen auch, genau all das sein können.

  • Asexualität wird oft noch pathologisiert. Besser als die Person, die mich auf meine Oberflächlichkeit hinwies, kann ich’s auch nicht sagen: „Im Text wird ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie befragt. Wenn der sagt, dass Asexualität nicht behandlungsbedürftig ist, ist das an sich gut. Aber: Asexualität wird nach wie vor im ICD-11 pathologisiert. Die Psychiatrie hat uns immer pathologisiert und hört erst allmählich damit auf, weil seit über 20 Jahren Aktivist*innen diese Strukturen bearbeiten. Aces haben ca. 15 Jahre lang selbst Konzepte entwickelt und community research betrieben, jetzt reißen Akademiker*innen die Themen an sich und und schlagen Profit (Zitationen, Ruhm, Jobchancen) daraus, ohne uns zu referenzieren. Ich finde es mit wenigen Ausnahmen inakzeptabel, Leute dieses Systems nach der Validität von Asexualität zu befragen. Das suggeriert zudem, dass Asexualität eine Störung sein und erst die „Fachmeinung“ das final bestätigen oder verneinen könnte. Das Gegenteil ist der Fall: Wir wussten von Anfang an, dass unsere sexuelle Orientierung valide ist und haben Jahrzehnte des Aktivismus gebraucht, um solche Leute zu überzeugen.“

Nochmals tausend Dank! Weiter geht’s mit ein paar neuen Fundstücken:

(mehr …)

Offener Brief an Sat1

Von mehreren Seiten erreichten AktivistA Hinweise auf einen Online-Artikel, den wir so nicht stehen lassen konnten, da wir uns beim Lesen direkt in die schlechte alte Zeit zurückversetzt fühlten: https://www.sat1.de/themen/ratgeber/news/asexualitat-definition-und-ursachen-der-lustlosigkeit-51984. (Content Notes: Acefeindlichkeit, Ignoranz gegenüber dem Bi+-Spektrum und m-spec Personen, Pathologisierung, Allonormativität u.a.)

 

Sehr geehrtes Team der Sat1.de-Redaktion,

(…)

Asexualität ist eine sexuelle Orientierung. Asexuelle Menschen (Aces) empfinden sehr geringe bis keine oder sehr selten sexuelle Anziehung. Wie die eigene Asexualität empfunden und ausgelebt wird, ist sehr persönlich, weshalb sie als ein Spektrum verstanden wird, auf dem sich eine Person selbst verortet.

Eine gemeinsame Erfahrung aller auf dem asexuellen Spektrum ist das Unwissen, das ihnen begegnet, wenn sie öffentlich oder privat über ihre Sexualität sprechen. Oft äußert es sich in taktloser, unbeholfener Neugier, in etwa der Frage: „Masturbierst du?“ Aces werden aber auch mit Meinungen und Urteilen konfrontiert, die auf der Überzeugung basieren, dass es Asexualität nicht gebe und es sich stattdessen um eine fixe Idee, eine Krankheit, einen Charakterfehler oder etwas Widernatürliches handle. Ihre Erfahrungen werden ignoriert und stattdessen Vorschläge gemacht, wie sich Asexualität „heilen“ lässt.

Ein gutes Beispiel dafür bietet der Artikel „Keine Lust auf Sex. Asexualität: Definition und Ursachen der Lustlosigkeit“. Der Grund dafür ist einfach. Obwohl in der Überschrift von einer „Definition“ die Rede ist, wird im Text keine erwähnt, die sich mit einer kurzen Recherche in Internet oder Fachliteratur zitieren und belegen ließe. Aces wurden keine befragt.

„Lustlosigkeit“

In der Überschrift, aber auch an anderen Stellen wird Asexualität mit „Lustlosigkeit“ gleichgesetzt. Zur Erinnerung: Wie jede sexuelle Orientierung geht es bei Asexualität um sexuelle Anziehung. Bei dem, was sich als „Lust“ oder „Erregung“ bezeichnen lässt, handelt es sich um Libido. Manche Aces haben eine starke Libido, andere eine verschwindend geringe und viele verorten sich dazwischen. Manche stillen sie durch Masturbation, andere nicht. Darin unterscheiden sie sich nicht von anderen Menschen.

Zu schreiben, Aces „(…) empfinden keinerlei Erregung (…)“ ist also falsch. Weiter im Satz heißt es außerdem „(…) oder aber haben keinen Spaß daran, ihre Sexualität auszuleben“, was schon dann nicht stimmt, wenn eine Person das körperliche Empfinden der Masturbation genießt.

Gefährliche Mutmaßungen

Was ist die Ursache der behaupteten Lustlosigkeit? Vage wird von „Hormonmangel“, „emotionalen“ oder „psychischen Problemen“, „frühen negativen sexuellen Erfahrungen“ und „Wissenschaftlern“ gemunkelt, die „eine Fehlfunktion in denjenigen Arealen im Gehirn, die das Verlangen steuern“, vermuten. Asexualität wird hier mit einem Libidoverlust durch innere und äußere medizinische Einflüsse gleichgesetzt. Das ist gefährlich. Zum einen wird vollkommen gesunden, asexuellen Person nahegelegt, sich unnötigen Behandlungen auszusetzen: „Ziehen Sie möglicherweise einen Arzt zurate, der dem Partner Ihre Situation erklären kann.“ Personen, die Asexualität nicht kennen oder nicht an sie glauben wollen, egal, ob medizinische geschult oder nicht, werden so ermutigt, Mutmaßungen über Ursachen anzustellen und schlimmstenfalls ihre Art der „Heilung“ anzubieten. Dies entspricht einer verdeckten Konversionsmaßnahme.

Zur „Diagnose“ in vier Fragen

Ein sehr schlichtes Beispiel einer solchen Fremddiagnose bietet der Text selbst an. Es werden vier Fragen gestellt. Falls eine Person „die meisten“ dieser Fragen mit „Nein“ beantwortet, sei sie asexuell.

1. „Fühlen Sie sich zu einem Geschlecht klar hingezogen?“

Personen, die sich nicht nur zu einem Geschlecht hingezogen fühlen, können, gehen wir von sexueller Anziehung aus, vieles sein, zum Beispiel pan- und bisexuell. Mit Asexualität hat all das nichts zu tun. Wer hier mit „Nein“ antwortet, ist also vielleicht nicht hetero- oder homosexuell, aber deswegen noch lange nicht asexuell.

2. „Machen Erotikfilme Sie an?“

Es gibt Menschen auf dem asexuellen Spektrum, die keine sexuelle Anziehung zu anderen empfinden, aber textliche, bildliche oder akustische Darstellungen sexueller Handlungen erregend finden, ohne selbst an sexuellen Handlungen teilnehmen zu wollen. Manche dieser Menschen bezeichnen sich als aegosexuell. Und auch andere Aces haben womöglich ein ästhetisches Interesse an menschlichen Körpern oder schätzen Erotik als dramaturgisches Element eines Films oder Kunstwerks. Andere haben nichts für sie übrig oder finden sie unangenehm, sind deswegen aber noch lange nicht einfach nur „prüde“, wie diese Frage suggeriert.

3. „Ist sexuelle Erregung für Sie ein unangenehmes Gefühl?“

Diese Frage scheint ebenfalls auf der Annahme zu basieren, dass Aces ein wie auch immer geartetes Problem mit ihrer Libido haben. Auch hier reicht das Spektrum in vielen Zwischenschritten von der Zufriedenheit mit fehlender Libido bis hin zu akzeptierender Gleichgültigkeit und der Freude an ihrer Stillung durch Masturbation.

Ansonsten fehlt hier wie auch im restlichen Text das Lektorat, denn nach der texteigenen Logik müsste ein asexuelle Person die Frage mit „Ja“ beantworten. Eine andere, perfide Erklärung wäre, dass eine asexuelle Person ja „eigentlich“ sexuelle Erregung empfinde und genieße, aber sich „nur anstellt“, wenn der Sex mit anderen praktiziert werden soll.

4. „Fühlen Sie sich bei dem Gedanken an Intimität wohl?“

Mit gutem Gewissen können wir den Autor*innen hier unterstellen, Intimität mit Sexualität gleichzusetzen. Was aber ist mit Händchenhalten, Kuscheln, langen Gesprächen, gemeinsamen Wohnen, dem Anvertrauen von Geheimnissen, der Pflege von kranken Freunden oder Angehörigen? Es gibt viel mehr Formen von Intimität als Sex, und Aces zu unterstellen, sie wären zu ihr nicht in der Lage, spricht ihnen Menschlichkeit ab.

„Asexuelle Menschen lieben dennoch Zärtlichkeiten“

Im letzten Abschnitt macht der Text einen halbgaren Rückzieher und gesteht Aces trotzdem ein Interesse an „Zärtlichkeiten“ zu, ein Wunsch, dessen Erfüllung ihre Asexualität aber zu verhindern scheint. Es wird empfohlen: „Auch wenn es schwer ist, mit diesem Phänomen Akzeptanz beim Partner zu erzielen, sollten Sie sich, sofern Sie sich betroffen fühlen, diesem wichtigen Gespräch stellen“, danach folgt der bereits zitierte Ratschlag: „Ziehen Sie möglicherweise einen Arzt zurate“. Nicht nur wird „Zärtlichkeit“ mit Sex gleichgesetzt, so als ob nicht auch Familienangehörige oder Freund*innen zärtlich miteinander umgehen könnten. Akzeptanz wird hier an eine Bedingung geknüpft, nämlich den Versuch, sich zu bessern und zu wissen, dass den Erwartungen des nicht asexuellen Partners entsprochen werden muss. Der Weg zur „Heilung“ ist also Selbstverleugnung und Entmündigung.

Beschämend

Warum ein solcher Text existiert, obwohl das Internet seit 2005 die verschiedensten Quellen und Erfahrungen asexueller Personen auf Deutsch bereitstellt, ist unverständlich. Falls es kein böser Wille ist, unterstellen wir daher Faulheit oder Unfähigkeit. Beides ist schädlich. Auch dann, wenn ein Artikel so kurz ist wie dieser, wäre ein nuancierte Darstellung möglich, z. B. mit einer gebräuchlichen Definition und dem Hinweis, dass Aces aus unterschiedlichsten Gründen (Kinderwunsch, um Partner*innen eine Freude zu machen, Genuss der körperlichen Empfindungen) Sex haben können. Dass daran nie Interesse bestanden haben dürfte, zeigt das Fehlen jeglicher Quellenangaben, was für ein Medium mit der Größe von Sat1 schlichtweg beschämend ist.

Ein Sachbuch ließ sich lange nicht so gut lesen

Nachdem wir bisher meistens Romane vorgestellt haben, heute mal ein Sachbuch. Anfang Januar ist „[Un]sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität“ erschienen, herausgegeben von Annika Baumgart und Katharina Kroschel, online auch bekannt als ace_arovolution.

Das Buch "(Un)sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität"
„[Un]sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität“ von Annika Baumgart und Katharina Kroschel
Der Verein hat ein Rezensionsexemplar angeboten bekommen und da haben wir doch direkt zugegriffen. Und passend zur Aro-Week kommt nun die Rezension.

In aller Kürze lässt sich sagen: Ich kann das Buch allen Menschen nur wärmstens ans Herz legen! Es hat eigentlich für alle Interessengruppen was zu bieten. Für Menschen die sich selbst auf dem Aspec verorten, für Allys und solche die es werden wollen, für Menschen, die ein akademisches Interesse am Thema haben…Alles in allem gebe ich dem Buch 5 von 5 Froschgrüne-Kuchenstücke.

Zum Aufbau des Buches

Das Buch ist insgesamt in fünf Teile untergliedert: Grundlagen, Geschichte, Diskriminierung, Beziehungsweisen und Aromantische und Asexuelle Symbole. Jeder dieser Teile besteht aus einer Vielzahl von Unterkapiteln, die in der Regel nicht länger als zwei oder drei Seiten sind. Dadurch lässt sich das Buch gut Häppchenweise lesen. Zwischen den einzelnen Kapiteln eingestreut sind immer wieder Texte von Menschen, die sich auf die eine oder andere Weise auf dem Aspec verorten und ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken teilen. Obwohl es also ein Sachbuch ist, hat es durch die selbstverfassten Texte auch eine gewisse literarische Komponente.

Mit den Unterkapiteln verbindet sich ein erster Kritikpunkt, was die Handhabung des Buches betrifft. Es gibt immer wieder Verweise auf bestimmte Kapitel, in denen Aspekte näher vertieft werden, die an der aktuellen Stelle nur angetippt werden. Aber da das Inhaltsverzeichnis nur die Hauptteile aufführt, blättert mensch sich ziemlich nen Wolf, um den Verweisen zu folgen. Da wäre es für die nächste Auflage hilfreich entweder das Inhaltsverzeichnis zu überdenken, oder die Verweise um die entsprechenden Seitenzahlen zu ergänzen.

Ein paar Worte zum Inhalt

Als Historikerin kann ich sagen, dass mich besonders der Geschichtsteil sehr begeistert hat. Zumal queere Geschichtsschreibung immer ihre Schwierigkeiten mit sich bringt. Die Sprache, die wir heute verwenden hat sich meist erst in den letzten 150 Jahren entwickelt (wenn überhaupt), die Empfindungen und Orientierung sind aber natürlich so alt wie die Menschheit. Besonders spannend fand ich persönlich hier den Verweis auf die Antike, in der bereits unterschiedliche Formen von Liebe unterschieden wurden, und die so einen Anschlusspunkt für das moderne Split-Attraction-Model bietet.

Recht schwer fiel mir hingegen die Lektüre des Teiles zur Diskriminierung. Als Person die selbst aroace ist, hat es mich ziemlich runtergezogen hier so detailliert all die belastenden Aspekte und Diskriminierungsformen vor Augen geführt zu bekommen. Und wenn ich nicht diese Rezension zum Ziel gehabt hätte, hätte ich den Abschnitt wahrscheinlich übersprungen – zumindest für den Moment. Menschen die alloromantisch und allosexuell sind lege ich ihn hingegen sehr ans Herz. Gerade auch innerhalb der queeren Community, da er sehr deutlich macht, wie vielfältig Diskriminierung sein kann. Leute die sich selbst im Aspec verorten möchte ich zumindest darauf hinweisen, dass das nicht gerade leichte Kost ist.

Nach den fünf Hauptteilen finden sich dann noch Verweise auf Ressourcen und ein Glossar. Ebenfalls fast als Glossar lässt sich die umfangreiche Übersicht an (ausgewählten) Labels und Mikrolabels bezeichnen, die sich bereits im Grundlagenteil findet (S. 24-29). Was die Definitionen der Labels betrifft, wird es sicherlich an einigen Stellen innerhalb der Community Meinungsverschiedenheiten geben. Aber da halte ich mich mal raus. Es wird von den Herausgeber*innen deutlich gemacht, dass die Begrifflichkeiten zum Teil noch im Fluss sind oder es verschiedene Definitionen gibt. Damit kann ich gut leben, da muss ich nicht wegen ein paar Feinheiten, die ich vielleicht persönlich anders sehe jemandem einen Strick draus drehen.

Ein bisschen was zu meckern gibt’s immer

Die Ressourcen bringen mich zum Abschluss aber noch zu einem weiteren, und auch etwas persönlichem, Kritikpunkt. Und zwar wird an verschiedenen Stellen (zu Recht) festgestellt, dass es bisher wenige deutschsprachige Informationen und Ressourcen zu Asexualität, Aromantik und den jeweiligen Spektren gibt. Diverse Sachen, die es aber trotz allem gibt, werden nicht genannt.

Etwas frustrierend war hier, dass es zwar einen kurzen Hinweis auf AktivistA gibt (S. 81f), aber mit keiner Silbe darauf hingewiesen wird, dass wir seit Jahren Flyer und Broschüren herausgeben und die kiloweise im ganzen Land verschicken. Vielleicht auch für uns im Jahr unseres zehnjährigen Bestehens ein Anlass unsere Kommunikationsstrategie innerhalb der Community mal zu überdenken.

Ähnlich schade fand ich, dass das Queer Lexikon, dass ebenfalls schon lange gute Informationen zum Thema verbreitet gar keine Erwähnung gefunden hat.

Wünsche für die zweite Auflage

Und auch sonst hätte ich ein paar Ergänzungen für die Ressourcenseiten. Wobei es sich hier jeweils um Veröffentlichungen handelt, die noch nicht so lange in der Welt sind. Ich gehe mal davon aus, dass das Fehlen eher Corona-bedingten Verzögerungen im Erscheinen des Buches geschuldet ist.

Jedenfalls würde ich mich bei einer 2. Auflage freuen auch auf „Das asexuelle Spektrum. Eine Erkundungstour“ von Carmilla deWinter hingewiesen zu werden. Ein deutschsprachiges Sachbuch, dass nach diversen Pandemiehürden seit Anfang März 2021 auf dem Markt ist. Oder bei den Online-Ressourcen zu Aromantik auf den Blog AktivAro, der seit Anfang Mai 2021 zahlreiche Beiträge zu Aromantik auf Deutsch online gestellt hat. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, und sich auch belletristische Hinweise finden, wäre da dann noch die Anthologie „Beweisstück A“ zu nennen, die von Carmilla deWinter und Carmen Keßler herausgegeben wurde und eine reiche Sammlung an Kurzgeschichten aus dem Aspec bietet.

Nachdem das Fazit im Grunde auch schon am Anfang des Textes stand, noch mal zum Schluss: Unbedingt empfehlenswert zu lesen, aber ein paar Wünsche für eine 2. Auflage bleiben noch offen.

Neuer Flyer: Gray-Asexualitität(en)

Unsere Flyerfamilie hat Zuwachs bekommen! Wir präsentieren „Grau-Asexualitäten“. Damit ist das asexuelle Spektrum in Papierform vollzählig.

Vorderansicht des Flyers "Grau-Asexualitäten - Eine Orientierungshilfe"

Doch warum stehen die Asexualitäten in der Mehrzahl?

„Gray-ace“ (manchmal auch Gray-A) ist ein Schirmbegriff. Unter diesem Schirm treffen sich Menschen mit vielen unterschiedlichen Erfahrungen. Für manche dieser Erfahrungen gibt es auch eigene Begriffe. Deshalb war es eine Herausforderung, diese Vielfalt in einem einzigen Flyer unterzubringen. Insofern ist unser kurzer Text vor allem eine Einladung, selbst weitere Informationen zu suchen.

Wenn ihr denn Flyer bestellen möchtet, benutzt bitte die Kontakteseite. Oder ihr schaut mal bei unserer Seite mit anderem Printmaterial vorbei.

 

A_sexualität: unglückliche Menschen in weißen Betten?

… Wenn man sich die Bebilderung bestimmter online verfügbarer Artikel zum Thema anschaut, scheint das so zu sein. Das hier abgebildete Hetero-Paar wirkt ratlos, jede:r leidet für sich, die beiden wenden sich voneinander ab. Noch deutlicher ist die Botschaft „jede:r für sich, keine Gemeinsamkeit“ auf dem für diesen Artikel ausgewählten Foto – zwei Paar Füße zeigen nach außen, was impliziert, dass die dazugehörigen Menschen einander den Rücken zudrehen.

Dabei sind die jeweiligen Artikel gar nicht einmal so schlecht, sie enthalten keine groben Fehlinformationen. Der erste schließt sogar mit den Worten „Sind beide Partner bereit, Kompromisse einzugehen, kann eine glückliche Partnerschaft gelingen.“ Halleluja! Danach sieht das Bild allerdings nicht gerade aus.

Passende Illustrationen für einen Artikel über A_sexualität zu finden, scheint gar nicht so einfach zu sein. Wenn es sich um ein Interview mit einer bestimmten Person handelt, kann man ein Porträt von ihr verwenden – vorausgesetzt, sie ist bereit, ihr Gesicht zu zeigen. Geht es um Homosexualität, nimmt man ein Bild von zwei Händchen haltenden Menschen des gleichen Geschlechts, aber wie zeigt man etwas, das NICHT ist? Bei A_sexuellen läuft im Bett nichts, kein Sex führt zu oder ist Symptom von Beziehungsproblemen, dies scheint der logische Weg zu sein, der zu Bildern wie den oben verlinkten führt.

Dabei sind Menschen aus dem asexuellen Spektrum keineswegs die ganze Zeit über unglücklich und frustriert – und ihre Partner:innen, so vorhanden, auch nicht unbedingt. Mangelndes Wissen kann zu Selbstzweifeln und Schwierigkeiten in der Beziehung führen; wer endlich einen Namen für das eigene Empfinden hat und sich mit ähnlich Empfindenden austauschen kann, fühlt sich in der Regel glücklich und erleichtert. Auch A_sexuelle können die Art von Pride, von Stolz kennen, die das Gegenteil von Scham und Verstecken ist. Das darf man auf Fotos ruhig sehen. Eine positive Stimmung kann auch ohne eine sexuelle Komponente vermittelt werden (siehe auch hier).

Welche Art von Illustrationen passt nun zu guten Texten rund um A_sexualität?

Mit Symbolen der Community wie der Flagge, Ass-Karten und Kuchen kann man nicht viel falsch machen, zumal wenn diese Dinge im Artikel erklärt werden. Fotos von Fußgruppen oder Infoständen auf CSDs zeigen, wie viel Spaß die Arbeit für mehr Sichtbarkeit machen kann. Dies als kleine Anregung für Journalist:innen. Und an alle Aces, die dies hier lesen: Wer schöne, zum Thema passende Bilder auf der eigenen Festplatte herumliegen hat, kann sie ja mit den entsprechenden Schlagworten versehen als Inspiration bei Pixabay, Shutterstock und Co hochladen.

Asexualität, Alltag und Corona – Ergebnisse der Diskussionsrunde und Dating-Links

Bei unserer Konferenz gibt es ja schon seit einigen Jahren eine Diskussionsrunde. Als wir uns als Vorstand im Winter für „Alltag und Asexualität“ als Thema entschieden haben, ahnten wir nicht, was da auf uns zukommen sollte.

Ace-Flagge zeigen in Zeiten von Corona.
Selbstgenähte Mund-Nase-Bedeckung in Ace-Farben aus drei alten T-Shirts und einer Socke.

Corona (also eigentlich SARS-CoV-2 und Lockdown dazu) verlieh dem Thema doch eine Aktualität, mit der wir nicht gerechnet hatten. Es gab zahlreiche CSD-Absagen. Dafür nahm ich Videos und Ton mit Grußbotschaften auf und hatte ein Interview für den Stuttgarter Livestream. Das ganze Orga-Team durfte dann noch die Konferenz nach online verlegen. (Wie das geklappt hat, habe ich vor einigen Tagen gepostet.)

Für die Teilnehmenden an der Gesprächsrunde war das ebenfalls ein Thema.

Allgemeine Folgen des Lockdowns

Einmal war da das Berufliche. Nicht nur Menschen, die direkt oder indirekt vom Tourismus oder der Veranstaltungsbranche abhängen, merken eine verringerte Auftragslage. Einige wurden in Kurzarbeit geschickt. Andere waren/sind im Home-Office und fühlen sich da mal mehr, mal weniger wohl. Wenn noch Kinder im Haushalt in ihren „Corona-Ferien“ betreut werden mussten, war mit und ohne Home-Office das Zeitmanagement schlimmer als jeder Endgegner bei Super Mario. Menschen auf der Suche nach einer neuen Stelle bemerken, dass es in manchen Branchen schlechtere Aussichten gibt. Insofern treiben einige von uns wirtschaftliche Sorgen um.

Singles im Nachteil

Gerade Alleinlebende hat der Lockdown auch sehr auf sich zurückgeworfen. Sich fragen zu müssen, was wichtig ist, kann einerseits sehr heilsam sein. Vor allem, wenn eins sich vorher wie in einem Hamsterrad fühlte. Sich selbst auszuhalten, ist manchmal gar nicht einfach und kann seelisch stärker machen.

Andererseits führt Alleinleben in Zeiten von Kontakteinschränkungen und Home-Office auch zu Einsamkeit. Dass Einsamkeit Stress bedeutet und Betroffene daher leichter an allem Möglichen erkranken, ist keine Neuigkeit mehr. Umarmungen können selbst Menschen fehlen, die nicht besonders verkuschelt sind. (Die Autorin winkt hier mal allen mit dem ähnlichen Problem.)

In diesem Zusammenhang stellten wir fest, dass es sehr schwierig ist, selbst gute Freund*innen um Umarmungen zu bitten. Außerhalb des Kontextes „Begrüßung/Abschied“ oder „besonderer Anlass“ ist das Umarmen außerhalb fester Beziehungen in Deutschland nicht sehr gängig. Manchmal fühlt es sich beinahe wie ein Tabu-Thema an.

Alleinlebende müssen im Vergleich zu Menschen, die fest verbandelt sind, auch oft mehr Energie in den Aufbau und Erhalt von Freundschaften stecken. (Case in point: Vergangene Woche sind für mich wegen einer Krankheitsvertretung drei soziale „Fellpflege“-Termine wie z. B. Stammtische ausgefallen. Für mich ist das eine Katastrophe. Was wahrscheinlich niemand nachvollziehen kann, die permanent von einer lebhaften Familie umgeben sind.)

Den Ausfall von Stammtischen seit März empfanden wohl recht viele Teinehmende der Konferenz als einen herben Verlust.

In positiverem Sinne hat der neue Discord-Server Aspec*Germany Menschen zusammengebracht. Für einige war der dortige Austausch Anlass, sich mehr mit dem asexuellen Spektrum und verwandten Themen zu beschäftigen.

A_sexualität als Thema: Fremd- und Eigenwahrnehmung

Und damit kamen wir erst auf das, was mir im Januar als Thema vorschwebte: Wie (oft) kommt Asexualität bei euch im Alltag vor?

Da gibt es die eine Fraktion, die schon seit Jahren ihren Frieden mit dem Thema geschlossen hat. Folglich kann eins auch eher entspannt drüber reden. Redebedarf ist allerdings kaum vorhanden, was bei manchen die Anbindung an Community und aktuelle Themen lockert.

Die persönliche Aktualität scheint ebenfalls etwas ans Alter gekoppelt. Für Menschen mit Kinderwunsch oder für solche, von denen geglaubt wird, sie sollten sich Kinder wünschen, nimmt die eigene Sexualität mehr Raum ein.

Andere bemerken, dass Asexualität eher zum Thema gemacht wird. Dauernd werden Fragen nach Sex, Beziehungen, Familienplanung von außen an a_sexuelle Menschen herangetragen. Die sehen sich dann in Erklärungsnot. Wir sind ja als Gesellschaft weit entfernt davon, dass es zu all dem keine Norm gäbe. Und wer von der Norm abweicht, muss sich verteidigen.

Der Vorwurf von außen, die betreffende Person spreche so viel über Asexualität, ist daher eher unfair. Stellen wir uns eine Welt vor, in der hauptsächlich gewerkschaftliches Engagement / die Murmel-Weltmeisterschaften / Kochrezepte … die beliebtesten Themen wären. Dort müsste eins sehr viel weniger über Sex, Liebesbeziehungen und Familie sprechen, als derzeit der Fall ist. Kaum jemand hätte Anlass, das asexuelle Spektrum zu erwähnen.

Diesbezüglich stellten wir fest, dass die eigene Verwandtschaft sehr vielfältig reagieren kann. Von Abwertungen oder Ignoranz über Desinteresse zu aktiver Unterstützung ist alles dabei.

Für und Wider von Stammtischen

Von da aus kamen wir noch einmal auf Stammtische zu sprechen. Die Möglichkeit, andere a_sexuelle Menschen zu treffen, empfinden viele der Teilnehmenden als ein Geschenk. Hier müssen keine großen Erklärungen geliefert werden. Selbst wenn es eine Stunde lang um bewussten Konsum und die Vertretbarkeit eigener Flugreisen geht, ist die Atmosphäre eine andere. Es gibt immer die Möglichkeit, Ace-Spezifisches anzusprechen oder diesbezüglich um Erfahrungsberichte oder Rat zu bitten. Aber es ist keine Verpflichtung.

Ein Stammtisch kann somit Bodenhaftung verleihen. Eins erfährt: Hier sind wirklich andere mit den gleichen Erfahrungen. Stammtische bieten außerdem im Idealfall die Grundlage für ein Netz, das eins auffängt, wenn Familie, Freund*innen oder sonst wer nicht optimal auf ein Coming-out reagieren.

Andererseits macht die Teilnahme an Stammtischen auch das eigene Minderheitendasein sichtbarer. Irgendwie muss eins ja dorthinkommen. Es braucht Zeit und beispielsweise Busse und Bahnen, um dorthin zu gelangen. Was erzähle ich meiner Umgebung, wenn die mich fragen, wo ich war? Was erzähle ich heterosexuellen Neugierigen auf einem CSD, wenn die mich erkennen? Wissen die Menschen außerhalb des Stammtischs, wer sich da trifft? (Beispielsweise das Personal eines Cafés.) Manche Stammtische haben auch das „Ace“ im Namen und treffen sich in queeren Zentren.

Ein Patentrezept für die Entscheidung, einen Stammtisch zu suchen, gibt es leider nicht. In manchen Fällen entsteht ein Patt, wenn es genauso riskant ist, hinzugehen wie daheimzubleiben.

Grundsätzlich ist es für unsichere Menschen ratsam, erst einmal die Person anzuschreiben, die das Treffen organisiert. Manche stehen für Einzeltreffen zur Verfügung. Grundsätzlich können sie Auskunft darüber geben, was bei so Treffen passiert, welche Menschen in etwa erscheinen und derlei mehr.

Asexualität und Beziehungen

Von da aus kamen wir zur Frage: Wie ist es mit Partner*innen? Wo finde ich passende Menschen?

Ein paar Menschen berichteten von ihren bestehenden oder vergangenen Beziehungen.

Manchmal ergibt sich etwas bei Stammtischen. Manchmal sind nette Gespräche über das AVEN-Forum ein Anlass, sich mal näher zu beschnuppern. Kontaktanzeigen (noch offline oder eben online) waren ebenfalls nicht ganz unschuldig an manchen Beziehungen. Und damit zum Abschluss: Die derzeit aktuelle Linksammlung.

Dating/Kontakt für Aces

 

Die Überschneidungen von Bi und A_sexualität

Während wir im Hintergrund die Videos von der Konferenz vorbereiten, haben wir einen Link mit Wissen für euch.

Aus den Daten des 2019er Ace Zensus hat ein Team die Überschneidungen von Bisexualität und A_sexualität gefiltert:

Bi Visibility Day report: “Putting the B in A”

Damit ist statistisch bestätigt, was wir im Süden Deutschlands auch schon wahrgenommen haben: Mit bi und pan Menschen arbeitet es sich angenehm zusammen, weil es größere Überschneidungen gibt.

Die Aspec* Community in Zeiten von Corona und darüber hinaus

Für Menschen, die auf der Suche nach Anschluss in der deutschsprachigen Aspec* Community sind, gibt es seit einiger Zeit eine neue Möglichkeit, andere Leute kennen zu lernen und sich auszutauschen. Da Corona alle offline-Stammtische vorerst zerschlagen hatte, entstand Ende März ein virtueller Stammtisch auf Discord, der die Möglichkeit bietet, sich jederzeit über Textchat auszutauschen oder spontan im Sprachchat zu unterhalten. Zu festgesetzten Terminen (alle zwei Wochen) gibt es außerdem organisierte Treffen („Stammtische“), die in den Sprachchats stattfinden.

Dieser Aspec* Server hat sich von Beginn an als ein Treffpunkt für die gesamte deutschsprachige Community verstanden. Er soll ein sicherer Raum für alle Menschen sein, die sich dem ace* und/oder aro* Spektrum zugehörig fühlen. Es wird großer Wert auf einen wertschätzenden Umgang gelegt, damit sich alle wohl fühlen und ins Gespräch kommen können. Sei es zu persönlichen Fragen der sexuellen und/oder romantischen Identität, gender Themen, dem Austausch von Memes oder Rezepten oder was mensch sonst noch so auf dem Herzen hat. Ein weiteres Ziel ist es, verschiedene Angebote für aspec* Personen zu sammeln und damit einfacher zugänglich zu machen (Stammtische, aspec*-freundliche Beratungsangebote, Informationsmaterial und Ressourcen aller Art).

Der Server vernetzt darüber hinaus Menschen, die im Aspec*-Bereich Orga-Arbeit oder Aktivismus leisten. In einem internen Bereich gibt es Möglichkeiten für Kreativität, Ideenaustausch und gemeinsame Projekte. Der Server bietet auch einen guten Startpunkt für Menschen, die sich erstmals für mehr Sichtbarkeit und Aufklärung engagieren möchten. Hier ist es innerhalb von wenigen Stunden möglich, Projekte aufzusetzen, eine Gruppe an Unterstützer*innen zu finden und damit loszulegen.

Seit seiner Gründung ist der Server kräftig gewachsen und ständig dabei, sich zu verändern, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und möglichst vielen Menschen aus der Community die Möglichkeit zu bieten, in einer freundlichen Atmosphäre zusammen zu kommen.

Wie wird mensch Teil des Aspec*German Servers? Ganz einfach:

  1. Discord herunterladen und ein User-Profil anlegen (sofern nicht schon vorhanden)
  2. Danach den folgenden Einladungslink in einem beliebigen Browser öffnen: https://discord.gg/HnkcTgX 

Wir freuen uns immer, neue Leute begrüßen zu können!!

Clara (im Namen des gesamten Moderator*innen-Teams)

Offener Brief zum Podcast Nummer 35 „Asexualität“

Sehr geehrtes Team der Rheinischen Post, sehr geehrte Frau Kader-Tjijenda,

Ich schreibe Ihnen im Namen von AktivistA n.e.V., dem Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums.

Vor Kurzem hat mein Suchmaschinen-Alarm zum Thema „Asexualität“ mir Ihren Podcast vom 16. Mai in den elektronischen Briefkasten gespült. Da mein Verein immer auf der Suche nach fundierten Informationen ist, die wir verlinken können, habe ich mir den Podcast #35 angehört.

Ich muss gestehen, dass wir als Verein die Botschaften, die Sie mit dem Podcast verbreiten, für überaus fragwürdig halten.

Erstens hat sich keine der beteiligten Personen die Mühe gemacht, sich mit der Definition von Asexualität auseinanderzusetzen, die derzeit innerhalb der Communities und der Wissenschaft verwendet wird. Stattdessen wird Asexualität mit „keine Lust auf Sex“ erklärt, was aber nicht korrekt ist.

Zweitens herrscht innerhalb der Wissenschaft zwar keine Einigkeit, ob Asexualität eine sexuelle Orientierung ist, als eine Entwicklungsstörung betrachten es die renommiertesten Forschenden auf dem Gebiet aber keinesfalls. Egal ob es eine sexuelle Orientierung ist oder nicht: Es funktioniert wie eine. Es ist ein meist überaus stabiler Mangel an sexueller Anziehung, und es gibt dafür auch biologische Indikatoren. (Wie homosexuelle Menschen sind beispielsweise mehr asexuelle Menschen nicht rechtshändig als der Durchschnitt.) So etwas wäre ohne Probleme nachzulesen oder bei uns als Verein zu erfragen gewesen.

Drittens verbreiten Sie die Nachricht, dass Asexualität zu therapieren sei. Wir halten diese Behauptung für irreführend.

Sie erklären, dass Sexualität erlernt werden könne, wie beispielsweise Fahrradfahren. Müsste man daher homo- und asexuelle Menschen nur richtig konditionieren, damit sie heterosexuell werden? Könnte man die allosexuelle Person (also die nicht-asexuelle Person) in einer gemischten Beziehung nicht entkonditionieren, damit sie wieder asexuell wird? Wieso sollte sich nur eine der beteiligten Parteien anpassen?

Viertens ist es so, dass viele asexuelle Menschen sich mit sexuellen Handlungen unwohl fühlen und sich eindeutig mit dem Versuch schaden, entgegen ihrer Neigungen zu leben. Sie leiden unter dieser Selbstverleugnung und lassen Grenzüberschreitungen zu, um nicht negativ aufzufallen. Wenn Sie eine Behandlung anpreisen, verursachen Sie damit immensen Druck auf asexuelle Menschen, sich weiter zu verbiegen und sich einer für sie wahrscheinlich schädlichen Therapie zu unterziehen. Sie erhöhen den Normierungsdruck auf Menschen, die ohnehin schon mehr oder weniger unter Minderheitenstress leiden.

Wir wüssten gerne, woher Claudia Kader-Tjijenda die Thesen hat, die sie vertritt.

Fünftens hätten wir uns gefreut, wenn Sie nicht über, sondern mit uns als sexueller Minderheit gesprochen hätten. Dass Sie es nicht getan haben, zeigt uns genauso wie Claudia Kader-Tjijendas Thesen, wie gut die Vorbereitung war und was Sie von asexuellen Menschen halten. Es hätte sich wohl gelohnt, wenn Sie sich mit unserem Verein, Vivian Jückstock, Dr. Andrea Burri vom ISCSS Zürich oder mit Annika Spahn in Verbindung gesetzt hätten, die sicher aufschlussreichere Erklärungen zu bieten gehabt hätten. Wir hätten Ihnen allerdings nicht versprechen können, dass Asexualität wieder weggeht.

 

Mit besten Grüßen,

der Vorstand von AktivistA n.e.V.