Auf der Suche nach angemessener Repräsentation betrachtet Lennart in unregelmäßigen Abständen in unserer kleinen Presseschau Artikel zum Aspec näher.

Missy-magazine.de: Bin ich nicht begehrenswert? Unsere Kolumnistin serviert dir ein Menü des Datings und reflektiert Begehren und Sexualität aus einer queerfeministischen Perspektive.

Eine gelungene Kolumne über die Fallstricke der Allosexualität. Hà Phương Nguyễn betrachtet Asexualität nicht als etwas Erklärungsbedürftiges, sondern Selbstverständliches. Diese Akzeptanz ermöglicht Fragen, die auch Allos helfen, mehr über sich und ihre Beziehungen zu erfahren. Schön, wenn ein Text über das (immer noch nötige) Darlegen der Grundlagen hinausgeht!

Brigitte.de: Was zeichnet eine asexuelle Person aus? Was ist Asexualität? Wie erkennt man, dass man asexuell ist? Und können asexuelle Menschen Liebesbeziehungen führen? Hier gibt es alle Antworten.

Alle Antworten? Spannend! „Das Spektrum der Asexualität umfasst unterschiedliche Erfahrungen mit Anziehung, Erregung und Beziehungswünschen der Menschen.“, jein. Erfreulich ist der Hinweis auf ein Spektrum und die unterschiedlichen Erfahrungen. Doch für die Definition der Asexualität spielen Erregung, also vermutlich Libido, und Beziehungswünsche keine Rolle. Wäre es so, könnte mit einer bestimmten Art von Beziehung eine Entscheidung gegen die eigene sexuelle Orientierung getroffen werden. Wahrscheinlich ist das aber nur missverständlich ausgedrückt, der Artikel selbst ist deutlich um Differenzierung bemüht. Leider falsch liegt er jedoch, wenn er Aromantik als Teil der asexuellen Identität versteht. Aromantik und Asexualität bilden gemeinsam das Aspec, das aromantische UND asexuelle Spektrum, doch sie bedingen einander nicht. Erfreulich wiederum ist, dass auch andere Anziehungen als die sexuelle und romantische erwähnt werden.

Web.de: Asexualität: Wenn man keinen Sex braucht um erfüllt zu leben

In diesem soliden, einführenden Text mit asexuellen Stimmen kommt auch unsere Irina zu Wort. Vielen Dank, Irina!

Refinery29.com: Asexualität ist so viel mehr als „keine Lust auf Sex“

Dieses Sammelsurium von Zitaten aus lesenswerten Büchern zum Thema legt den Schwerpunkt auf „asexuelle Freude“. Leider bleiben die meisten Beispiele wie Kuchenbacken und „mehr Zeit haben“ oberflächlich. Denn die Freude, die es mit sich bringt, herauszufinden, ein vollständiger Mensch zu sein, obwohl mensch nicht den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht, geht weit über den Spaß an Hobbies hinaus. Das Ziel einer Emanzipation vom allonormativen Druck ist nicht das Finden von Ersatztätigkeiten für Sex, sondern ein selbstbewusstes Leben jenseits sexueller und romantischer Normen. Worum es bei Asexualität auch nicht geht: sexuelle Lust, die hier wieder einmal mit sexueller Anziehung vermischt wird.

Bz-berlin.de: Frau Försters Fragestunde: „Ich habe keine Lust auf Sex. Was soll ich dagegen tun?“

Eine Sexualtherapeutin beantwortet die Frage einer Leserin nach Asexualität mit: „Asexuell in der Definition ist, wer kein oder nur ein geringes sexuelles Verlangen verspürt. Dies ist von Beginn an so. Deswegen ist es notwendig abzugrenzen von vorübergehender sexueller Unlust, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens zeitweise erleben.“. Damit bringt ein Artikel wieder einmal fehlendes „Verlangen“, also Libido, zu Unrecht mit Asexualität in Verbindung. Aber allein der Begriff bzw. das Verständnis für das Konzept der sexuellen Anziehung ermöglicht eine korrekte Definition von Asexualität, eine niedrige Libido können Personen jeder Orientierung haben. Schwammig bleibt der Text auch, wenn es heißt, dass asexuelle Person generell kein Interesse an Sex hätten, ganz so, als wäre eine Auseinandersetzung auf künstlerische, historische oder medizinische Weise, ein Kinderwunsch und selbst Sex ohne Anziehung unmöglich. Bedenklich ist auch die indirekte Entmenschlichung von Aros im folgenden Satz: „Während asexuelle Menschen durchaus Partnerschaften führen, Familien gründen und zwischenmenschliche Bindungen suchen und eingehen, sind aromatische Menschen an keinerlei romantischer Bindung interessiert.“ Familien und zwischenmenschliche Bindungen sind nicht immer romantischer Art. Zwar weist der Text später noch explizit auf Freundschaften hin, unterschlägt aber, dass diese eine ähnliche Tiefe wie romantische Beziehungen haben können. Stattdessen behauptet er, aromantische Personen „wollen also keinen Partner an Ihrer Seite wissen“, ganz so, als würden sich Aros aktiv gegen jede Art von Intimität und Zusammenleben entscheiden.

Diese Seite steht unter CC BY-SA 4.0.
CC BY-SA 4.0

1 Comment on Presseschau #1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.