Kategorie: Asexualität

Einige Hinweise für Journalist*innen

Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie Interesse an unserer Arbeit haben. Wir erwarten nicht, dass Sie sämtliches käufliches Material zum Thema gelesen haben, die meisten von uns haben das auch nicht.

Aber in der Regel haben wir mehr gelesen als Sie und recherchieren zum Thema schon seit Jahren, nicht seit Tagen.

Auf einige Dinge möchten wir deswegen gerne hinweisen.

  1. Wir wissen, dass Sie eine Story brauchen. Wir können aber niemanden brauchen, di*er mit einer fertigen Story im Hinterkopf zu uns kommt und nur noch die entsprechenden O-Töne einsammeln möchte.
  2. Bitte verinnerlichen Sie das Bingo. Wie Mark Carrigan so schön formuliert: „This inability to grasp asexuality as a concept can bring otherwise well meaning people to act in deeply hurtful and marginalising ways.“ – „Die Unfähigkeit, Asexualität als Konzept zu begreifen, bringt ansonsten wohlmeinende Menschen dazu, sich äußerst verletzend und ausschließend zu verhalten.“ Das trifft auch auf wohlmeinende Journalist*innen zu.
  3. Obwohl einige von uns gern Sichtbarkeitsarbeit leisten, ist unsere Zeit nicht unbegrenzt. Und „einige“ ist nicht alle, das sollte bei der Durchsicht entsprechender Artikel und Videos auffallen. Bitte suchen Sie rechtzeitig nach Leuten, die sich ausquetschen lassen, nicht erst zwei Tage vorher.
  4. Bitte seien Sie sich bewusst, dass Sie mit einer Einzelperson sprechen, nicht mit dem gesamten asexuellen Spektrum. Manche von uns haben Spaß an Sex, andere nicht. Manche suchen eine Beziehung, andere nicht. Und so weiter. Die asexuelle Community erlaubt unterschiedliche Empfindungen in Bezug auf diese Themen.
  5. Manche von uns schauen aus wie Männer oder Frauen, sind aber keine. Es wäre nett, wenn Sie das in einem Gespräch vorab klären könnten, bevor Sie jemanden fehlgendern.
  6. Wie bei allen Minderheiten werden Ihre Leser*innen oder Zuschauer*innen Schwierigkeiten haben, nicht von di*em einen Asexuellen auf alle zu schließen – darin sollten Sie die Leute nicht noch unterstützen.
  7. Bitte seien Sie sich bewusst, dass Sie im Umgang mit (anderen) Minderheiten typischen Fallen aufsitzen können. Minderheiten/Outgroups werden gerne sexualisiert (ihren Körpern und ihrem sexuellen Verhalten wird übermäßig viel Aufmerksamkeit gewidmet) und stereotypisiert.
  8. Begehen Sie außerdem nicht den Fehler, uns die Definitionshoheit über unser eigenes Empfinden abzusprechen.
  9. Wie in Punkt 7 angerissen, können nicht alle a_sexuellen Menschen alle Einwände des Bingos entkräften. Diese Menschen haben trotzdem ein Recht, gehört zu werden. Wenn Sie aus welchem Grund auch immer nicht in der Lage sind, trotzdem einen seriösen Artikel über diese Person zu verfassen und Ihr Publikum mit der Nase in dessen Vorurteile zu stoßen, seien Sie so ehrlich und geben das bitte zu, statt es der Person anzulasten, deren Geschichte Sie nicht veröffentlichen wollen/können.
  10. Nicht jede unserer Freizeitbeschäftigungen oder nicht-sexuellen Leidenschaften hängt mit unserer sexuellen Orientierung zusammen. Einen heterosexuellen Mann fragen sie auch nicht, ob er Fliegenfischt, weil er zufällig hetero ist.
  11. In diesem Zusammenhang finden wir auch Formulierungen nicht gut, die besagen, „Sowieso kleidet sich auffallend/geht gern in Discos/küsst gern/etc. OBWOHL si*er asexuell ist“. Die meisten Leute würden ihre Identität, Hobbys usw. mit „UND“ beschreiben. Auch Asexuelle sind hierzu in der Lage. Carmilla DeWinter z.B. ist in der asexuellen Sichtbarkeit aktiv UND Schriftstellerin UND Apothekerin UND tanzt gern UND ist deswegen noch chronisch in Zeitnot.
  12. Wir halten uns in eigener Sache für Expert*innen, und nicht jede Person, die Soziologie, Psychologie oder etwas derartiges studiert hat, weiß mehr über unser Thema als wir. Wir existieren auch, wenn kein*e Expert*in zu Wort kommt.
  13. Dementsprechend reagieren wir eher verschnupft, wenn Sie eine*n Expert*in auftun, di*er keine Ahnung vom Thema hat, aber dann eine gegenläufige Meinung vertritt: Ihr Text sollte keine Diskussionsgrundlage bieten, ob wir existieren, sondern, wenn überhaupt, warum alle so seltsam darauf reagieren, dass wir existieren.
  14. Bitte verinnerlichen Sie Folgendes: Uns fehlt nichts. Deswegen kompensieren wir auch für nichts. Wir haben keine Ersatzbefriedigung, denn wir wüssten nicht einmal, wie sie aussehen müsste. Uns zu fragen, wie wir unser Defizit ausgleichen, ist wie einen schwulen Kerl zu fragen, ob ihm weibliche Brüste in seinem Leben fehlen: Die Frage ergibt keinen Sinn.
  15. Kontraste bieten sich an, das wissen wir. Die Sinnhaftigkeit, Asexuelle zum Interview in Pornokinos oder Sex-Shops zu schleppen, erschließt sich wahrscheinlich auch nicht allen Allosexuellen (=Nicht-Asexuellen), bzw. haben die das Recht, solche Örtlichkeiten nicht zu mögen. Entgegen allen Erwartungen fallen Asexuelle auch nicht in Ohnmacht, wenn sie Bilder von nackten Menschen oder Darstellungen von Sex sehen.
  16. Desgleichen ist Asexualität keine Protestform gegen die übersexualisierte Gesellschaft oder gegen sonst eine Zeiterscheinung. Wir haben Meinungen dazu, manchmal sogar gegenläufige (siehe Punkt 4), aber grundsätzlich hat unsere sexuelle Orientierung nichts damit zu tun, dass z.B. Frauenzeitschriften im Titel einen besseren Orgasmus versprechen.
  17. Immer wieder auch (un)gern gesehen: Hinweise, dass wir hübsch sind bzw. gut aussehen, „ganz normal“ oder sonstwie gekleidet sind. Es gibt Menschen, die zufällig asexuell sind und Ihren ästhetischen Ansprüchen nicht genügen. Das heißt aber nicht, dass dazwischen ein Zusammenhang besteht. Siehe Punkt 7, Stichwort „Abwertung durch Sexualisierung“.
  18. Ja, wir machen Kuchenwitze. Das heißt nicht, dass wir alle gern Süßigkeiten essen oder einmal die Woche backen.
  19. Bitte verinnerlichen Sie das Bingo.

Danke.

 

Zuerst veröffentlicht am 3. Januar 2016. Um neuere Links und Hinweise ergänzt am 24. September 2017.
Am 11. November 2020 haben wir uns auch ein paar Gedanken zur Bebilderung von Artikeln zum Thema gemacht.

Asexual Awareness Week 2015

Heute hat die Asexual Awareness Week (AAW) begonnen. Die AAW wurde in den USA ins Leben gerufen, um jeweils eine Woche im Jahr konzentriert für asexuelle Sichtbarkeit zu sorgen. In der Regel sucht die Organisation sich eine Woche Ende Oktober aus, so auch dieses Jahr: 19. bis 25. Oktober.

AktivistA wird (zugegeben eher zufällig) am Samstag in einem größeren Printmedium vertreten sein.

Aber was könnte mensch noch so tun, so ganz privat?

Zum Beispiel könntet ihr …

… die Unibliothek Eures Vertrauens um die Anschaffung von Literatur über Asexualität bitten. „Understanding Asexuality“ von Anthony F. Bogaert sollte in keiner Sammlung zu Sexologie fehlen.

diesen ausführlichen Fragebogen zum Thema Diskriminierung ausfüllen. Dort wird auch Asexualität als sexuelle Orientierung angeboten. (Sind wir somit amtlich?)

… den Link zu dieser Doku über Asexualität verschicken, um Zweifelnde und Kritiker*innen aufzuklären, oder einfach nur auszuloten, was eure Bekannten so über Asexualität denken.

… euch eine Teerose oder sonst etwas in Flaggenfarben basteln.

… als ganz subtiler Wink AktivistA bei Facebook liken.

… darüber twittern, bloggen, oder in sonst welchen Medien entsprechende Links und Bilder teilen.

… Noch Ideen?

AktivistA 2015: Eine Bestandsaufnahme

Die Veranstaltung AktivistA 2015 – die erste Konferenz für deutschsprachige Asexuelle überhaupt! – ist nun schon einige Tage her. Grund, eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse zu geben und ein Fazit zu ziehen.

(Click for English version.)

Das Wetter war sehr heiß, insofern hatten wir mit dem Veranstaltungsort ein Riesenglück: Dank der Lage gab es keine direkte Sonneneinstrahlung.

Unter unseren etwas mehr als dreißig Gästinnen waren neben altgedienten AVENlerinnen auch eine Handvoll Personen, die nicht bei AVEN Deutschland angemeldet sind, was uns sehr gefreut hat. Angereist sind Leute von Aachen bis Berlin, von Hannover bis zur Schweiz.

Der Zeitplan war unter anderem wegen des langen Wegs vom Café zum Zentrum Weissenburg etwas verzettelt, das wird in der Neuauflage berücksichtigt, genauso wie die Tatsache, dass wir unsere veganen Teinehmenden besser füttern müssen.

Am Vormittag fand eine Vorstellungsrunde mit Diskussion statt, und gleichzeitig eine Stadtführung, was sich als nachteilig erwies, da den Stadtgeführten die Zeit zum Beschnuppern und Reden mit den anderen Teilnehmenden fehlte. Dadurch und durch die lange Mittagspause rückten auch alle Vorträge auf den Nachmittag, was eine geballte Menge Wissen auf einmal war und manche Personen sichtlich ermüdete. Ich habe euch schlafen sehen 😉

An den Vorträgen selbst war allerdings wenig zu kritteln, und laut Rückmeldungen konnten einige Personen interessante Informationen für sich mitnehmen.

Es gab zunächst von Fiammetta Einsichten, was die asexuellen Aktivitäten und auch die Sprachregelungen einiger Nachbarländer betraf: Frankreich bzw. frankophone Landstriche, Italien und die spanischsprachigen Länder. Bemerkenswerterweise stellte sich hier heraus, dass anteilig mehr Personen aus Mexiko als aus Spanien im AVENes angemeldet sind, und dass in Frankreich die AVA zwar ähnliche Ziele verfolgt wie AktivistA, aber u.a. mit Personalquerelen zu kämpfen hat.

Danach folgte eine Diskussion bzw. ein Workshop, was das Theme „Asexuell und Queer“ angeht. Mandelbroetchen war bereits so freundlich, die Ergebnisse zusammenzufassen.

Eine Gästin aus Freiburg im Breisgau, Annika Spahn, brachte aufschlussreiche Einsichten in die aus der Mode geratene Diagnose „Frigidität“ und ihr fast zombiehaftes Weiterleben als Hyposexual Desire Disorder. Offenbar hält die Welt der Sexologie viel davon, weibliche Sexualität zu normieren, und nimmt sich heraus, ein „zu viel“ genauso wie ein „zu wenig“ zu beschreiben. Gleichzeitig arbeiten die Medizin und die Pharmaindustrie an der Optimierung des Menschen, und zwar auch dann, wenn die Probleme nicht durch den Körper, sondern durch die Gesellschaft verursacht werden. Vielen herzlichen Dank der Referentin!

Als Letzte versuchte ich, ein paar Einsichten in die Welt der Demisexuellen und Gray-As zu geben, was sich zu mindestens einem eigenständigen Post auswachsen wird, da auf Deutsch wirklich sehr wenige aktuelle Informationen zur Verfügung stehen.

Schlussendlich sahen und besprachen wir noch einen Dokumentarfilm, der im Rahmen einer Bachelorarbeit aus Bremen entstanden ist. Auch dazu später hoffentlich mehr.

Andrzej war so freundlich, zwei Vorträge zu filmen: Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.

Alles in allem war AktivistA als Verein zufrieden mit dem Ergebnis, und die Teilnehmenden laut persönlicher Gespräche ebenfalls. Aus diesem Grund ist eine Neuauflage für 2016 geplant.

Asexualität und das queere Spektrum

Immer wieder erreichen uns diese und ähnliche Fragen:

  • Warum seid ihr auf Christopher Street Days präsent?
  • Warum gehört ihr zum Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg?
  • Meint ihr, dass das A in der „Buchstabensuppe“ (LGBTQIA) für „asexuell“ steht?

Zugrunde liegt die Frage, ob Asexualität sich in queeren Zusammenhängen engagieren „darf“ beziehungsweise sollte.

Darüber sind sich größere Gruppen von Asexuellen häufig nicht einig.

Asexuelle, die eine heteroromantische Partnerschaft anstreben, welche von außen nicht von einer traditionellen Partnerschaft mit Sex zu unterscheiden ist, setzen sich mit der Frage selten auseinander oder sehen keinen Grund, sich unter den queeren Schirm einzuordnen.

Andere haben sich mit der Frage befasst, finden Asexualität aber entweder auf Christopher Street Days oder in der queeren Community allgemein fehl am Platze, da dort Sex einen zu großen Stellenwert hat.

AktivistA hat gegenwärtig folgenden Begriff des queeren Spektrums: Es handelt sich um Minderheiten, was Gender/Geschlecht, sexuelle Orientierung und romantische Ausrichtung anbelangt (GSRM).

Asexualität fällt als sexuelle Orientierung nach „Nichts“ oder als Abwesenheit einer sexuellen Orientierung unter die zweite Kategorie.

Dementsprechend teilen sich Asexuelle einige Erfahrungen mit anderen GSRMs:

  • Wir wissen, wie es ist, ein inneres und ein äußeres Coming-Out zu haben.
  • Wir wissen, wie es ist, unsichtbar zu sein.
  • Wir wissen, wie es ist, weder mitgemeint noch mitgedacht zu werden.
  • Wir wissen, wie es ist, mit unverschämten oder bevormundenden Fragen überhäuft zu werden. Beispiele finden sich in diesem Bingo.

Außerdem gibt es häufig Überschneidungen mit den gender- und romantischen Minderheiten:

  • Der Anteil von genderqueeren Personen, beziehungsweise von Personen mit nicht-binärem Gender[1] ist gemessen an der Gesamtbevölkerung unter Asexuellen relativ hoch. Geschätzt scheinen es mindestens fünf, eher zehn Prozent zu sein. In einer nicht-repäsentativen Umfrage in der englischsprachigen Community 2011 bezeichneten sich 10% der Teilnehmenden als explizit „transgender“ und weitere 10% waren sich nicht sicher.
  • Asexuelle unterscheiden aromantische von alloromantischen[2] Personen. Letztere sind solche, die romantische Anziehung empfinden (können) und/oder auf der Suche nach einer romantischen Partnerschaft sind, wie auch immer sie diese für sich definieren. Diskussionen online weisen darauf hin, dass die romantische Orientierung nicht immer mit der sexuellen Orientierung überlappt, also auch aromantische allosexuelle[3] Personen vorkommen.Wie die sexuelle Orientierung ist auch die romantische Ausrichtung vielfältig, kann außer „aro“ auch „hetero“, „homo“, „bi“, „pan“ sein, oder mensch trifft auf „Homo-Asexuelle“, „asexuelle Lesben“ etc. Je nachdem, wann die Person an der Diskussion um Identitäten teilgenommen hat oder wie viel Gewicht sie auf diese Unterscheidungen legt, sind die Eigenbezeichnungen andere.

    Hinzuzufügen ist nur, dass wir die romantische Orientierung wie die sexuelle Orientierung als ein Spektrum mit zahlreichen Graustufen sehen und keinesfalls als ein Entweder-Oder darstellen möchten.

  • Die asexuelle Community legt großen Wert darauf, dass jede*r selbst entscheiden muss, welche Begriffe si*er für sich verwendet. Insofern kann es vorkommen, dass eine Person sich neben asexuell auch als queer definiert oder eben bewusst nicht. Manche Menschen mit Asexualität als sexueller Orientierung bevorzugen auch die Selbstbezeichnung „queer“ ohne weitere Zusätze.

Aus beiden Gründen glauben wir, dass Asexualität bei anderen GSRMs unter dem queeren Schirm am besten aufgehoben ist.


[1] Nicht-binäre Gender. Die westliche Kultur geht in der Regel davon aus, dass es nur zwei Geschlechtsidentitäten gibt: „Mann“ und „Frau“. Personen, die sich außerhalb dieser zwei Möglichkeiten verorten, bezeichnen sich oft als „nicht-binär“ oder genderqueer. Eine kurze Einführung in Gender und gender-neutrales Sprechen für Neulinge befindet sich bei der Weltenschmiede.

[2] Alloromantische Menschen – Menschen, die nicht zum aromantischen Spektrum gehören.

[3] Allosexuelle Menschen – Menschen, die nicht zum asexuellen Spektrum gehören.

Vortrag: A_sexualität und a_sexueller Aktivismus in Deutschland

Am vergangenen Freitag war ich als Referentin bei dem Vernetzungstreffen des sympathischen Teams von Queere Bildung e.V. in der Nähe von Göttingen am Start. Dabei durfte ich einen Vortrag über A_sexualität und a_sexuellen Aktivismus in Deutschland halten, den ich nun als PDF-Format hier zur freien Verfügung stellen möchte.

Feedback bezüglich Design, Struktur und Sprache ist mir jederzeit willkommen! (tschellufjek@freenet.de)

Ein in die Präsentation integriertes Youtube-Video wird im PDF-Format nur als Bild angezeigt. Der Link zum Video befindet sich hier.

Asexy zwischen Rhein und Neckar

[Dieser Text erschien ursprünglich im August 2014 auf dem privaten Blog http://fructusdulces.blogsport.de. Da blogsport abgeschaltet wird, zieht der Bericht nun um.]

Viele Kilometer habe ich zwischen Freitag und Sonntag auf deutschen Autobahnen zurückgelegt. Ich habe zwar selbst kein Fahrzeug gesteuert, aber glaubt mir, es war dennoch anstrengend. All das Gefahre hat sich jedoch gelohnt, da ich auf diese Weise beim Infostand von AktivistA auf dem Straßenfest des CSD Rhein-Neckar im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses dabei sein konnte. Von dieser Aktion möchte ich nun berichten.
Wir fünf Amöben erreichten den Ort des Geschehens gegen 11:30 Uhr und machten uns an den Aufbau. Es war unglaublich windig, weswegen wir unser Zelt an eine Säule und das Nachbarzelt banden, außerdem standen düstere Wolken am Himmel, so dass wir mit ein paar ungemütlichen Stunden rechneten. Das schlechte Wetter verzog sich jedoch, der Wind legte sich und es wurde sogar richtig warm. Die Veranstaltung begann offiziell um 13 Uhr, es blieb aber noch eine Weile relativ leer, so dass wir uns erst einmal gemütlich auf die Anglerstühle pflanzten und eine_r nach dier anderen zu den Fressbuden pilgerten. Gegen 15:30 Uhr füllte sich der Platz mit einem Mal mit Menschen, da die Parade zu Ende war und erfreulich viele davon fanden auch zu unserem Stand. Dieses Mal durften wir leider keine Buttons verkaufen (dabei sind die so hübsch!), dafür konnten Interessierte an einem Glücksrad drehen, Fragen zum Thema Asexualität beantworten und Schokoherzen gewinnen. Flyer und Broschüren sowie Bonbons gab es natürlich wie üblich umsonst.
Die uns besuchenden Menschen waren größtenteils freundlich und interessiert, einige hatten schon von Asexualität gehört und ein paar Kandidat_innen waren selbst asexuell (freundlich wink). Dumme/indiskrete Fragen gab es aber auch dieses Jahr wieder ein paar, wobei den Vogel wohl die Person abgeschossen hat, die wissen wollte, ob auch Asexuelle nackt duschen. Nein, ich ziehe mir dafür immer meinen Wintermantel an. Gefreut habe ich mich über die Leute, die uns mit den Worten „Danke, ich habe etwas dazugelernt“ verließen.
Die Infostände waren zwar etwas weit vom Schuss platziert, dafür war die Musik von der Bühne nicht so laut und wir konnten uns noch einigermaßen gut unterhalten. So sehr viele Infostände waren es auch gar nicht, anwesend waren hauptsächlich Parteien sowie eine Beratungsstelle u.ä.
Das Feld räumten wir gegen 19:30 Uhr. Die Stimmung und die Musik von der Bühne waren zwar gut, aber der vor uns liegende Heimweg doch recht lang.
Und nun ein paar Bildchen. Gesichter von Nichtmitgliedern versteckt, wobei es mir bei den Fotos unserer Besucher_innen leid tut, sie haben z.T. so schön interessiert geschaut…

Das Schloss

Unser Stand

Das Rädchen

Lehrreiche Lektüre

Interessiertes Publikum I

Interessiertes Publikum II

Spaß hat’s gemacht und war angesichts der vielen Menschen, die wir erreichen konnten, sicherlich auch nicht umsonst.
Viele Grüße an alle Mitstreiter_innen, vor allem an Carmilla, Quizmasterin am Glücksrad und Heldin am Lenkrad ihrer Karre. :)

Was ist das denn für eine Flagge?

[Dieser Text erschien ursprünglich im Juni 2014 auf dem privaten Blog http://fructusdulces.blogsport.de. Da blogsport abgeschaltet wird, zieht der Bericht nun um.]

Oder: Die Abenteuer der asexuellen Fußgruppe auf dem Berliner CSD (mit Bildchen).
Auch in diesem Jahr wollten wir wieder in der Hauptstadt auf die Straße gehen und da der uns vertraute transgeniale CSD nicht stattfand und ich von den anderen möglichen Alternativen zu spät erfuhr (für alle Nichtberliner_innen: Es ging dieses Jahr wirklich drunter und drüber), hatte ich uns beim „großen“ angemeldet, der vom Ku‘damm zur Siegessäule pilgern würde.
Lustigerweise bekommen gerade diejenigen, die selbst mitlaufen oder -fahren, von den anderen Gruppen am wenigsten mit, ich kann also über den Gesamtcharakter der Aktion gar nicht viel sagen (werde mir selbst noch Fotogalerien anschauen). Vor und hinter uns waren Kraftfahrzeuge, die Musik mit kräftigen Bässen absonderten, was mich am Start ziemlich nervte, beim Laufen nachher aber gar nicht mehr so schlecht war. Die Stimmung habe ich als sehr fröhlich empfunden und von so vielen Augen angeguckt und so vielen Kameras fotografiert zu werden war irgendwie aufregend, stellenweise fühlte ich mich wie beim Festival von Cannes oder sonstwo. Mehr Aufmerksamkeit für unsere Orientierung wünschen wir Asexuellen uns oft und gestern haben wir sie bekommen, eindeutig.
Wiederum hatten wir uns im Vergleich zum Vorjahr vergrößert, unsere Gruppe war sechseinhalb Personen stark (die halbe Person konnte nicht die gesamte Strecke mitlaufen), wir hatten eine Fahne zum Schwenken, zwei Schilder und mehrere Kilo Flyer. Diese waren viel schneller alle als gedacht – irgendwie waren die verteilenden Hände sehr fleißig bzw. die entgegennehmenden Hände sehr begierig… Über unser Schild mit der Aufschrift „10 von 10 Asexuellen haben lieber Kuchen als Sex“ haben sich viele Leute kaputtgelacht, der Spruch scheint sehr witzig zu sein. Gelacht haben einige Menschen auch über den Begriff Asexualität an sich bzw. über die Tatsache, dass sie da gerade neben der asexuellen Gruppe herliefen, sie konnten es gar nicht fassen. Ein paar Typen taten aus Spaß so, als hätten sie Angst, sich „anzustecken“. Wir haben einfach mitgelacht.
Auch als wir gar nicht mehr vollzählig waren und nur noch um die Siegessäule herumliefen, fiel die große Fahne (d.h. die beiden großen Fahnen, ich trug nämlich eine wie ein Kleidungsstück, s.u.) den Menschen ins Auge, wir wurden immer wieder gefragt, was das denn für eine sei. Einigen reichte die kurze Auskunft „das ist die Fahne der Asexuellen“, andere wollten ein wenig mehr wissen. Schade, dass wir keine Flyer mehr hatten…
Der schlimmste Guss kam zum Glück erst, als wir uns schon auf dem Heimweg befanden, aber es war doch etwas kühl – und windig, das merkt man ganz deutlich, wenn man 50×50 cm großes Schild an einer dünnen Stange hält (zum Glück hatten wir es supergründlich festgemacht).
So, nun aber die versprochenen Fotos. Die Gesichter von Nicht-Vereinsmitgliedern sind unkenntlich gemacht.
Carmillas Kostüm (und ihre elegante Haltung – so hat sie sich im Grunde die ganze Zeit bewegt)

Meine Flaggentoga (es sah aus wie eine Kreuzung aus römischem Kaiser und Superman)

Unsere Flatterflagge

Carmillas Frisur (meine Marie-Antoinette-Sprüche waren einfach nur Neid)

Unsere Gruppe

Und da man die Aufschrift auf dem großen Schild auf dem Bild wirklich schlecht erkennt (und, wie böse Zungen behaupten, nicht nur auf dem Bild ;) ), hier nochmal ein Extrafoto von ihm:

Viele Grüße an alle Mitlatscher_innen! War super, dass ihr dabei wart, zumal angesichts des nicht optimalen Wetters.