Kategorie: Lesefutter

Bücher mit asexuellen Figuren

Tief ist der Brunnen der Vergangenheit: „Flecken“ von Christian Meyer

Im Original deutschsprachige Romane mit Protagonist*innen aus dem asexuellen Spektrum sind rar gesät. Im vergangenen Jahr kam mit Flecken von Christian Meyer erfreulicherweise einer hinzu.

Die Ausgangssituation erinnert vage an Wir kommen von Ronja von Rönne – der Protagonist Erik, aufgewachsen in einem kleineren Ort und mittlerweile längst in einer Großstadt wohnhaft, erhält die Nachricht vom Tod seiner Jugendfreundin Neele. Der Heimatort irgendwo in Schleswig-Holstein wird stets nur als „Flecken“ bezeichnet und gibt dem Buch seinen Titel. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt: Auf ein Kapitel in der Gegenwart (Neeles Beerdigung und die Tage danach) folgt jeweils eins, das Eriks und Neeles gemeinsames Leben nachzeichnet und zwar rückwärts, von ihrer letzten Begegnung bis in ihre frühe Kindheit. Dieser Aufbau macht den Roman sehr spannend, aber auch schwierig zu lesen. Vieles wird erst später verständlich, bei manchen Details wird dem Leser erst später klar, dass sie wichtig waren. Dadurch wird Eriks Situation nachvollziehbar; er erhält Informationen, die Neele und ihn selbst betreffen, nach und nach, seine Reise in die Vergangenheit gestaltet sich immer wieder schmerzlich und unbequem.

Neele hat sich das Leben genommen, nachdem Erik etwa zwanzig Jahre lang nichts mehr von ihr gehört hatte. Hätte er sie retten können? Ist man überhaupt verpflichtet, andere zu retten, oder ist jeder Mensch für sich selbst verantwortlich? Diese Fragen ziehen sich durch den gesamten Roman. Neele hat Dinge von Erik erwartet, die er ihr nicht geben konnte. Die unterschiedliche sexuelle Orientierung war dabei nur eines von mehreren Problemen. Ihr Leben lang haben sie einander sehr nahegestanden, ihr Verhältnis ist immer komplizierter geworden und schließlich hat Erik den Kontakt abgebrochen, da sie sich in einer Sackgasse befanden. In den Tagen nach der Beerdigung erfährt er zwei lang verschwiegene Geheimnisse, die er vielleicht immer geahnt hat.

Sexuelles Begehren ist Erik immer ein Rätsel gewesen. Seine Empfindungen und Erfahrungen dürften für viele Menschen aus der Community nachvollziehbar sein. Menschen schön, aber nicht heiß finden, nicht wissen, wie man sich verhalten soll, wenn man angebaggert wird – derartige Ace Moments werden vom Autor treffend geschildert. Dabei hat die Hauptfigur selbst eigentlich kein Bedürfnis nach einem Label und macht Dinge generell gern mit sich selbst aus. Es ist sein Umfeld, das ihn mit Erwartungen unter Druck setzt und Erklärungen von ihm verlangt. „Wenn man asexuell ist, dann ist es sicher das Schlimmste, dass die meisten Leute das nicht verstehen, entsprechend engstirnig reagieren und ständig damit nerven, weil sie einen unbedingt in eine Schublade stecken wollen und einfach nicht akzeptieren wollen, dass es so was auch gibt.“, sinniert der fast achtzehnjährige Erik. Da hat Neele ihn gerade mit den Ergebnissen ihrer Internet-Recherchen konfrontiert. Wir befinden uns etwa im Jahr 2000, daher ist es historisch stimmig, dass die Typen von A bis D aufgezählt werden, die damals angesagt waren und heute längst als veraltet gelten. Das Wort „Aromantiker“ fällt ebenfalls – hat man es damals schon verwendet oder haben wir es hier mit einem kleinen Logikfehler zu tun? Jonas Trochemowitz könnte es wohl genauer sagen. 🙂

Als Mann kann er es eigentlich nie richtig machen, zu diesem Schluss kommt Erik immer wieder. Entweder wird ihm pauschal Lüsternheit unterstellt („Frauen denken, ich schaue ihnen auf den Hintern und will sofort mit ihnen schlafen, ich weiß am Strand nie, wohin ich gucken soll.“) oder er ist ein Weichei bzw. homosexuell. „Schwul“ wird im Flecken gern als Schimpfwort verwendet, als Anlass reicht schon die Tatsache aus, dass ein Mann keinen Alkohol trinkt. Neele kommt zwar als Jugendliche im Rahmen eines Workshops mit Ideen von Judith Butler und Simone de Beauvoir in Kontakt, schafft es aber nicht, aus ihren Verhaltensmustern auszubrechen, mit denen sie sich selbst schädigt und deren Ursprung der Leserin im Laufe des Romans klar wird. Sie unterhält wechselnde sexuelle Beziehungen zu häufig wesentlich älteren Männern und leidet immer wieder, wenn ihre Partner sie verlassen. Erik schwärmt sie von der „Macht des Begehrtwerdens“ vor: „Oft fühlt sich alles taub an, aber in solchen Momenten fühle ich mich.“ Dass ihr Kindheitsfreund sie nicht begehrt, wurmt sie, gleichzeitig möchte sie von ihm beschützt werden. Der appelliert an ihre Eigenverantwortung und möchte sich generell seine Neutralität bewahren, niemanden verurteilen und selbst nicht in Schubladen gesteckt werden.

Während seines Aufenthalts im Flecken wird er immer wieder gefragt, warum er keine Partnerin habe. Dabei haben ihn seine Eltern ebenso wie sein bester Freund Bruno stets bedingungslos akzeptiert, Gleiches gilt für seine beiden besten Freundinnen in seiner Wahlheimat Wien, ein lesbisches Paar mit Kinderwunsch. In einer idealen Welt wären Erklärungen und Outings gar nicht notwendig, dies ist eine Botschaft, die der Roman vermittelt. Keine einfache, aber durchaus eine empfehlenswerte Lektüre.

Christian Meyer: Flecken. Erschienen 2022 im Verlag Voland & Quist GmbH, 304 S.

Ein Sachbuch ließ sich lange nicht so gut lesen

Nachdem wir bisher meistens Romane vorgestellt haben, heute mal ein Sachbuch. Anfang Januar ist „[Un]sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität“ erschienen, herausgegeben von Annika Baumgart und Katharina Kroschel, online auch bekannt als ace_arovolution.

Das Buch "(Un)sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität"
„[Un]sichtbar gemacht. Perspektiven auf Aromantik und Asexualität“ von Annika Baumgart und Katharina Kroschel
Der Verein hat ein Rezensionsexemplar angeboten bekommen und da haben wir doch direkt zugegriffen. Und passend zur Aro-Week kommt nun die Rezension.

In aller Kürze lässt sich sagen: Ich kann das Buch allen Menschen nur wärmstens ans Herz legen! Es hat eigentlich für alle Interessengruppen was zu bieten. Für Menschen die sich selbst auf dem Aspec verorten, für Allys und solche die es werden wollen, für Menschen, die ein akademisches Interesse am Thema haben…Alles in allem gebe ich dem Buch 5 von 5 Froschgrüne-Kuchenstücke.

Zum Aufbau des Buches

Das Buch ist insgesamt in fünf Teile untergliedert: Grundlagen, Geschichte, Diskriminierung, Beziehungsweisen und Aromantische und Asexuelle Symbole. Jeder dieser Teile besteht aus einer Vielzahl von Unterkapiteln, die in der Regel nicht länger als zwei oder drei Seiten sind. Dadurch lässt sich das Buch gut Häppchenweise lesen. Zwischen den einzelnen Kapiteln eingestreut sind immer wieder Texte von Menschen, die sich auf die eine oder andere Weise auf dem Aspec verorten und ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken teilen. Obwohl es also ein Sachbuch ist, hat es durch die selbstverfassten Texte auch eine gewisse literarische Komponente.

Mit den Unterkapiteln verbindet sich ein erster Kritikpunkt, was die Handhabung des Buches betrifft. Es gibt immer wieder Verweise auf bestimmte Kapitel, in denen Aspekte näher vertieft werden, die an der aktuellen Stelle nur angetippt werden. Aber da das Inhaltsverzeichnis nur die Hauptteile aufführt, blättert mensch sich ziemlich nen Wolf, um den Verweisen zu folgen. Da wäre es für die nächste Auflage hilfreich entweder das Inhaltsverzeichnis zu überdenken, oder die Verweise um die entsprechenden Seitenzahlen zu ergänzen.

Ein paar Worte zum Inhalt

Als Historikerin kann ich sagen, dass mich besonders der Geschichtsteil sehr begeistert hat. Zumal queere Geschichtsschreibung immer ihre Schwierigkeiten mit sich bringt. Die Sprache, die wir heute verwenden hat sich meist erst in den letzten 150 Jahren entwickelt (wenn überhaupt), die Empfindungen und Orientierung sind aber natürlich so alt wie die Menschheit. Besonders spannend fand ich persönlich hier den Verweis auf die Antike, in der bereits unterschiedliche Formen von Liebe unterschieden wurden, und die so einen Anschlusspunkt für das moderne Split-Attraction-Model bietet.

Recht schwer fiel mir hingegen die Lektüre des Teiles zur Diskriminierung. Als Person die selbst aroace ist, hat es mich ziemlich runtergezogen hier so detailliert all die belastenden Aspekte und Diskriminierungsformen vor Augen geführt zu bekommen. Und wenn ich nicht diese Rezension zum Ziel gehabt hätte, hätte ich den Abschnitt wahrscheinlich übersprungen – zumindest für den Moment. Menschen die alloromantisch und allosexuell sind lege ich ihn hingegen sehr ans Herz. Gerade auch innerhalb der queeren Community, da er sehr deutlich macht, wie vielfältig Diskriminierung sein kann. Leute die sich selbst im Aspec verorten möchte ich zumindest darauf hinweisen, dass das nicht gerade leichte Kost ist.

Nach den fünf Hauptteilen finden sich dann noch Verweise auf Ressourcen und ein Glossar. Ebenfalls fast als Glossar lässt sich die umfangreiche Übersicht an (ausgewählten) Labels und Mikrolabels bezeichnen, die sich bereits im Grundlagenteil findet (S. 24-29). Was die Definitionen der Labels betrifft, wird es sicherlich an einigen Stellen innerhalb der Community Meinungsverschiedenheiten geben. Aber da halte ich mich mal raus. Es wird von den Herausgeber*innen deutlich gemacht, dass die Begrifflichkeiten zum Teil noch im Fluss sind oder es verschiedene Definitionen gibt. Damit kann ich gut leben, da muss ich nicht wegen ein paar Feinheiten, die ich vielleicht persönlich anders sehe jemandem einen Strick draus drehen.

Ein bisschen was zu meckern gibt’s immer

Die Ressourcen bringen mich zum Abschluss aber noch zu einem weiteren, und auch etwas persönlichem, Kritikpunkt. Und zwar wird an verschiedenen Stellen (zu Recht) festgestellt, dass es bisher wenige deutschsprachige Informationen und Ressourcen zu Asexualität, Aromantik und den jeweiligen Spektren gibt. Diverse Sachen, die es aber trotz allem gibt, werden nicht genannt.

Etwas frustrierend war hier, dass es zwar einen kurzen Hinweis auf AktivistA gibt (S. 81f), aber mit keiner Silbe darauf hingewiesen wird, dass wir seit Jahren Flyer und Broschüren herausgeben und die kiloweise im ganzen Land verschicken. Vielleicht auch für uns im Jahr unseres zehnjährigen Bestehens ein Anlass unsere Kommunikationsstrategie innerhalb der Community mal zu überdenken.

Ähnlich schade fand ich, dass das Queer Lexikon, dass ebenfalls schon lange gute Informationen zum Thema verbreitet gar keine Erwähnung gefunden hat.

Wünsche für die zweite Auflage

Und auch sonst hätte ich ein paar Ergänzungen für die Ressourcenseiten. Wobei es sich hier jeweils um Veröffentlichungen handelt, die noch nicht so lange in der Welt sind. Ich gehe mal davon aus, dass das Fehlen eher Corona-bedingten Verzögerungen im Erscheinen des Buches geschuldet ist.

Jedenfalls würde ich mich bei einer 2. Auflage freuen auch auf „Das asexuelle Spektrum. Eine Erkundungstour“ von Carmilla deWinter hingewiesen zu werden. Ein deutschsprachiges Sachbuch, dass nach diversen Pandemiehürden seit Anfang März 2021 auf dem Markt ist. Oder bei den Online-Ressourcen zu Aromantik auf den Blog AktivAro, der seit Anfang Mai 2021 zahlreiche Beiträge zu Aromantik auf Deutsch online gestellt hat. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, und sich auch belletristische Hinweise finden, wäre da dann noch die Anthologie „Beweisstück A“ zu nennen, die von Carmilla deWinter und Carmen Keßler herausgegeben wurde und eine reiche Sammlung an Kurzgeschichten aus dem Aspec bietet.

Nachdem das Fazit im Grunde auch schon am Anfang des Textes stand, noch mal zum Schluss: Unbedingt empfehlenswert zu lesen, aber ein paar Wünsche für eine 2. Auflage bleiben noch offen.

Endlich auf Deutsch: Loveless von Alice Oseman

Nachdem wir 2020 die englische Version von Alice Osemans Loveless besprochen hatten, erreichte uns 2021 vom Loewe-Verlag eine erfreuliche Nachricht. Das Buch sollte auf Deutsch erscheinen. Ob AktivistA ins Verzeichnis nützlicher Adressen dürfte?

Natürlich haben wir zugestimmt. Und sogar ein Belegexemplar bekommen! Dies ist also das erste Mal in meinem Leben, dass ich (Carmilla) ein Belegexemplar rezensiere. (Eine weitere Vergütung dieser Rezension ist nicht erfolgt. Wir wurden außerdem nicht um Werbung gebeten.)

Ganz kurz noch mal: Worum geht es bei Loveless?

Die achtzehnjährige Georgia ist zum Schulabschluss noch ungeküsst. Im ersten Semester an der Uni will sie dringend etwas daran ändern. Schließlich möchte sie nicht Loveless sein — ohne Liebe. Dazu bittet sie ihre Mitbewohnerin Rooney um Rat. Alles gerät außer Kontrolle, als Rooney auffällt, dass Georgias bester Kumpel in sie verliebt ist. Rooney ermuntert Georgia, da etwas draus zu machen, obwohl Georgia (noch?) gar nicht zurückverliebt ist.

Kleine Kritteleien

Es gilt zu beachten, dass die Rezensentin häufiger dafür bezahlt wird, anderer Menschen Texte zu lektorieren oder korrigieren. Persönlich hätte ich als Lektorin um weniger Kursive und Großbuchstaben gebeten. Zudem lässt der Buchsatz im Print an Sorgfalt zu wünschen übrig.

Was erwartet die Lesenden?

Ihr bekommt eine asexuell-aromantische Selbstfindung:

Ich hatte mein ganzes Leben damit verbracht zu glauben, dass romantische Liebe auf mich wartete. Dass ich sie eines Tages finden würde und dass ich dann endlich glücklich sein würde.

So was habe ich auch mal geglaubt. Insofern ist das nicht nur ein Buch für Aces, sondern auch für solche, die vielleicht einen Stups in die Richtung aro und/oder ace brauchen. Und zuletzt für alle, die Romane mögen, in denen Freundschaften gefeiert werden.

Dazu serviert Oseman Irrungen fast Shakespear’schem Ausmaßes, viel Humor, kluge Gedanken über die Natur der Liebe und ein völlig unromantisches Happy End.

Der Stil ist locker-flockig. Oseman beherrscht ihre Spannungsbögen und zeichnet außerdem liebevoll runde Figuren, die ich einfach umarmen will.

Auch an der Qualität der Übersetzung ist nicht zu kritteln. Die lässt nicht ahnen, dass ein englisches Original dahintersteckt.

Formalia

Alice Oseman: Loveless: Wann endlich beginnt meine Story? Erhältlich überall im Buchhandel unter der ISBN 978-3-7432-1219-0 (Taschenbuch) oder ISBN 978-3-7320-1751-5 (ePUB).

Für mehr: Vorstellungsseite des Verlags.

 

Noch mehr Lesefutter: „Ace“ von Angela Chen

Vor einem guten Monat erschien auf Englisch ein Buch von Angela Chen namens „Ace – What Asexuality Reveals About Desire, Society and the Meaning of Sex“ (Beacon Press Boston, ISBN 978-0-8070-1379-3).

Da ich mir ja zur Aufgabe gemacht habe, beim Thema Asexualität wenigstens halbwegs auf de aktuellen Stand zu sein, habe ich es gekauft, und als Abschluss der Ace Week für euch eine Meinung dazu verfasst.

Wobei ich sagen muss, dass mich sonst das Cover mit diesen Flecken (Buntpapierfetzen wie früher im Kunstunterricht?) ein wenig abgeschreckt hätte. Mit dem Inhalt hat es jedenfalls erst nach einer Pause zum Nachdenken zu tun.

Kurze Inhaltsübersicht

Der Text liest sich sehr flüssig. Ausgehend von eigenen Erfahrungen hat Angela Chen einige Dutzend andere Aces interviewt und deren Geschichten in Fragestellungen an die US-Gesellschaft verwandelt:

Schadet die allgemeine Erwartung, dass Männer immer super versessen auf Sex seien, genau dieser Personengruppe?

Hat uns die sexuelle Befreiung uns wirklich freier gemacht?

Inwieweit haben wir Überschneidungen mit Vorurteilen gegenüber rassifizierten Menschen, Menschen mit BeHinderung, und religiösen Stereotypen?

Was bedeutet eigentlich „romantisch“? Wo ist die Grenze zwischen Romanzen und Frenudschaft? Und wieso ist Sex ein Maßstab bei der Bewertung, wie wichtig eine Beziehung sein darf?

Was ist „compulsory sexuality“ (Sexnormativität) und was ist hermeneutische Ungerechtigkeit? Wie verhindern unsere Vorstellungen von Sex und dem, was Menschen wollen, dass Menschen eben nicht das tun (oder lassen), was sie möchten?

Das alles bereitet Chen informativ und verständlich auf.

Sehr tröstlich ist auch die Einflechtung der verschiedenen Lebensgeschichten. Obwohl ich genug Aces kenne, tut es immens gut, ein paar Fragen und Probleme gespiegelt zu sehen, die ich auch schon hatte.

Mehr Kompendium als Erleuchtung

Der Witz ist, dass ich dieses Buch nicht unbedingt gebraucht hätte, und da werden manche ähnlich empfinden. Was Angela Chen zusammengetragen hat, wissen halbwegs aufmerksame Beobachtende der asexy Blogosphäre schon.

Ich selbst fand also in dem Buch sehr wenig neue Anstöße, sondern eher eine Zusammenfassung von klugen Gedanken, die ich bei oder dank der Asexual Agenda schon gelesen habe. Damit will ich Angela Chens Fähigkeit, pointierte Fragen zu stellen und Dinge zu beobachten, gar nicht in Abrede stellen. Es wird Menschen im asexuellen Spektrum geben, die diese Diskussionen nicht so genau mitverfolgt haben oder viel später dazugestoßen sind, und die dieses Buch dann umso mehr schätzen werden. Außerdem hat eine gedruckte, zitierfähige Zusammenfassung von Online-Diskussionen immensen Wert.

Was ist eigentlich die Zielgruppe?

Einerseits steht das erklärte Ziel des Buchs schon auf dem Cover: Wie können die Lebensgeschichten asexueller Menschen helfen, besser zu verstehen, wie die westlichen Gesellschaften in Bezug auf Sex ticken? Was können wir alle gewinnen, wenn wir Dinge aus einer asexuellen Perspektive betrachten?

Das heißt, die Zielgruppe sind vornehmlich Menschen, die sich nicht als ace begreifen.

Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob es gelungen ist, diese Zielgruppe anzusprechen.

Was es aber zu tun scheint, und da sind Sara von the notes which do not fit und ich einer Meinung mit diversen Menschen, die bei Amazon Rezensionen hinterlassen haben: Es ist hilfreich für unentschlossene Menschen und solche, die ein nagendes Unbehagen mit den Erwartungen spüren, die uns die Sexnormativität aufbürdet.

Brauche ich das?

Kommt drauf an.

Wer sowieso schon alles zum Thema gelesen hat und sich mit der eigenen Selbstbeschreibung als ace wohlfühlt, braucht es nicht unbedingt und folge weiterhin den relevanten Blogs.

Wer einen kurzen und knackigen Einstieg in die aktuellen Debatten sucht, ist hier genau richtig.

Ebenfalls sehr sinnvoll erscheint es für jene, die überlegen, ob sie sich ins asexuelle Spektrum verorten sollen oder wollen. Wir finden hier all die Selbstzweifel und Einwände, die in dieser Findungsphase am drängendsten sind.

Insofern hat Angela Chen auf jeden Fall etwas getan, das mich das Hütchen lüpfen lässt: Ein Ratgeberbuch verfasst, ohne einen einzigen Ratschlag zu verteilen.

 

Eine etwas andere Meinung zum Thema hat Ace Admiral.

 

Crosspost bei carmilladewinter.com, aktivista.net und Amazon.

Lesefutter Reloaded

Anlässlich der Ace Week wollen wir unsere Rubrik „Lesefutter“ reaktivieren. Passend auch zu dunklen Abenden, an denen es schön ist sich gemütlich mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa einzumummeln. Die heutige Buchvorstellung ist ein Gastbeitrag von Dorace vom Aspec*German Discord, die so freundlich war ein paar Eindrücke zu „Loveless“ von Alice Oseman mit uns zu teilen. Viel Spaß dabei!

Heute möchte ich mit Euch meine Gedanken zum Buch „Loveless” von Alice Oseman teilen. Bevor ich es selber in die Hand nehmen konnte, habe ich schon zahllose Erzählungen von anderen gehört und gelesen die davon berichteten, sich zum ersten Mal durch ein Buch zutreffend repräsentiert zu fühlen. Ich war absolut gespannt, das Buch zu lesen, und was soll ich sagen: ich wurde nicht enttäuscht!

Bei Loveless handelt es sich um einen YA Roman, die Charaktere sind junge Studierende, und die Protagonistin, Giorgia ist aromantisch asexuell. Es ist nicht das erste Buch von Oseman mit Aspec Charakteren, wobei es in Radio Silence (worüber ihr unten auch eine kurze Vorstellung lesen könnt), eher nur eine Nebensache war. In Loveless aber, wie der Titel auch schon andeutet, geht es explizit um Giorgia’s Suche nach ihrer romantischen und sexuellen Identität. Es ist dabei auch interessant zu wissen, dass Oseman selber aroace ist. Giorgia ist sogar nicht mal die einzige Aspec Person in der Geschichte – es gibt eine weitere, die aromantisch bisexuell ist. Aber auch die anderen Hauptcharaktere weisen eine große sexuelle und ethnische Diversität auf, wie das eigentlich typisch für Oseman ist.

Auf dem Weg zum Herausfinden ihrer Identität begeht Giorgia viele Fehler, und fühlt sich mit ihren Ängsten alleine. Ängste davor komisch, anders, „broken” zu sein, und vor allem vor der Einsamkeit, was die meisten Aspec Leser:innen wahrscheinlich sehr gut nachvollziehen können. Freundschaft spielt in dem Buch auch eine sehr große Rolle, es wird sogar nach meinem Empfinden als etwas viel Stärkeres und Wertvolleres (oder zumindest auf der gleichen Ebene) als eine romantische Beziehung dargestellt. Obwohl es sich hauptsächlich um Jugendliche zwischen 18 und 20 handelt, spiegelte es auch viele meiner Gefühle mit Mitte Zwanzig wider. Was mich an dem Buch am Meisten begeistert, ist der Gedanke, dass viele Teenager und Jugendliche vielleicht zum ersten Mal ein Buch in der Hand halten, in dem sie detailliert über A_sexualität und A_romantik lesen können. Hoffentlich kann das Buch einigen Menschen helfen zu verhindern, in die gleichen Fallen zu tappen wie Giorgia.

Ich kann das Buch allen Jugendlichen stark empfehlen, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, die sich auf dem asexuellen und/oder aromantischen Spektrum befinden und sich in den mainstream YA Romanen nie wiederfinden können. Das Buch loht sich aber auch für allen anderen Altersgruppen und Menschen, die einfach A_sexualität und A_romantik und die darum existierende Struggles und Schwierigkeiten verstehen wollen.

Lesefutter die Dritte

Da passend zur Asexual Awareness Week eine Rezension auf einem Buchblog erschien, die einen deutschsprachigen Roman mit asexuellen Figuren betraf, und ich krank war, habe ich mir das Teil in elektronischer Form gekauft.

Es handelt sich um „Perfect Rhythm – Herzen im Einklang“ von Jae, das beim Ylva-Verlag erschienen ist.

Worum geht’s?

Wir folgen dem ausgebrannten Popstar Leontyne Blake in ihn Heimatdorf in Mississippi, wo ihr Vater nach einem Schlaganfall stark pflegebedürftig ist. Weil Leo lesbisch ist und lieber die Popmusik als Klassische Musik als Karriere verfolgen wollte, haben die beiden seit vierzehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.

Das ist der Hintergrund für eine Romanze, die sich zwischen Leo und der Krankenschwester ihres Vaters entspinnt: Holly fasziniert Leo vom ersten Tag an. Holly taut sehr viel langsamer auf. Erst hält sie Leo für eine arrogante, verwöhnte Schnepfe, dann steht ihr die Tatsache im Weg, dass sie asexuell ist. Dass Leo auf ihre Eröffnung entspannt reagiert und es trotzdem mit ihr versuchen möchte, kann sie nach ein paar gescheiterten Beziehungen kaum glauben.  Leo hingegen ist nebenbei damit beschäfigt, ihr komplettes Leben auf den Prüfstand zu stellen: Sie hat Unmengen Geld, die Fans lieben sie, aber ist sie glücklich?

Vom erzählerischen Standpunkt aus:

Bis auf die Tatsache, dass die Autorin sich das mit dem Songtexten nochmal überlegen sollte, erinnert sich meine innere Lektorin an exakt ein überflüssiges Komma. Jae beherrscht ihr Handwerk des Liebesromanschreibens und der Verlag hat in ein sorgfältiges Korrektorat investiert.

Und ja, es ist ein Liebesroman, daher kann es sein, dass manche die Entwicklungen etwas überstürzt finden und dass alles ein bisschen zu perfekt passt. Der an Liebesromane gewöhnte Rest lehne sich entspannt zurück und seufze romantisch: Sie werden nicht enttäuscht.

Vom asexy Standpunkt aus:

Der Roman spielt in einer Kleinstadt, wo neben Holly als geouteter „Lesbe“ offenbar nur noch eine andere queere Person rumstolpert, nämlich ihre ungeoutete Exfreundin. Wir haben also kein Ensemble aus dem asexuellen Spektrum, das persönlich anwesend sein kann. Holly und damit die Autorin verlassen sich, wie so ziemlich alle asexuellen Menschen jenseits der Stammtisch-Epizentren, daher auf Internetkontakte. Es wird ein anderes Ace näher vorgestellt: Meg mit ihrer queerplatonischen, allosexuellen Partnerin Jo.

Die unterschiedlichen Reaktionen von Menschen auf Holly wirken sehr real, es kann also sein, dass manche sich da wiederfinden.

Die Darstellung von Holly als sex-favorable, romantisch veranlagtes Ace wirkt stimmig — wobei hier Hinweis: Es gibt eine Sexszene, vor der die Autorin aber auch noch mal gesondert warnt. Auch diese Szene wirkt stimmig zu dem, was ich so mitgekriegt habe. Nichts wird überstürzt und Holly ist hinterher nicht irgendwie „geheilt“.

Fazit:

Es ist ein Liebesroman, soll also eine Feel-Good-Atmosphäre verbreiten, was ihm auch mühelos gelingt. Wer auf gut gemachte Unterhaltung mit ein bisschen US-Flair steht, wird hier fündig.

 

 

Lesefutter die Zweite

Es hat etwas länger gedauert als ursprünglich mal angedacht, aber hier ist nun mal wieder eine Buchbesprechung. Diesmal handelt es sich um „All the Wrong Places“ von Ann Gallagher. Ich habe das Buch zu Weihnachten bekommen und bin jetzt über Ostern endlich dazu gekommen es zu lesen – der Jahresauftakt war etwas turbulent…Für einen ersten Eindruck kann ich sagen, ich hab das Ding in einem Tag weggelesen!

Die Geschichte hat zwei Hauptcharaktere und die Kapitel sind immer abwechselnd aus ihren unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. (Tatsächlich ist das einer meiner wenigen Kritikpunkte, durch den ständigen POV Wechsel war ich manchmal kurzzeitig verwirrt in wessen Kopf ich mich jetzt gerade befinde.) Zum einen gibt es Brennan, der zu Beginn der Geschichte gerade die Trennung von seiner (Ex) Freundin hinter sich hat. Er erwischt sie mit einem anderen im Bett (off screen) und sie gibt ihm als Grund für ihren Seitensprung, dass „eine Frau Bedürfnisse hat“ und er die offensichtlich nicht befriedigen konnte. Weil seine beiden vorangegangenen Beziehungen bereits mit sehr ähnlichen Sätzen in die Brüche gegangen sind, will Bren nun versuchen heraus zu finden was er beim Sex falsch macht. Eine Therapie erscheint ihm übertrieben und Pornos wählt er als Weiterbildungsmaterial auch ab, stattdessen beschließt er sich bei den fachkundigen Menschen im lokalen Sex Shop Rat zu suchen.

Rat findet er auch, und zwar bei Zafir, dem zweiten Hauptcharakter. Nach einigem hin und her wirft Zafir die Option in den Raum, dass Bren vielleicht asexuell sein könnte – genau wie er selbst. Bren ist erst mal ein bisschen überfordert mit der Aussicht, ist er doch immer einfach davon ausgegangen das er hetero ist, und zieht ein bisschen ruppig ab. Nach ein wenig Zeit zum Nachdenken und weiterer Internetrecherche geht er jedoch zurück in den Sex Shop um Zafir weitere Fragen zu stellen. Sie kommen ins Gespräch und über mehrere Treffen, die sich nicht ausschließlich um Asexualität drehen, sondern mit der Zeit auch um ganz alltägliche Sachen, werden die beiden Freunde.

Ein paar Worte noch zu Zafir. Er ist alleinerziehender Vater eines 9 jährigen Sohns, der auch immer wieder vorkommt. Um ihm möglichst alles bieten zu können was ein Kind braucht arbeitet er zwei Jobs. Er weiß seit einiger Zeit das er asexuell und biromantisch ist und ist auch in seiner Identität angekommen, man erfährt aber, dass das durchaus ein Stückchen Arbeit war. Außerdem ist er Muslim und im Libanon geboren, was immer mal wieder Thema ist.

Die Handlung an und für sich ist eigentlich eher unspektakulär, die beiden lernen sich kennen, freunden sich an, man hat Szenen aus ihrem Alltag, Gespräche über Asexualität, den Mangel an Zeit und Geld als alleinerziehender Vater mit schlechter Ausbildung, Skateboarden (Bren ist semi-professioneller Skateboarder und fängt später auch an Zafirs Sohn zu unterrichten), vergangene Beziehungen, Familie… Gerade das hat es aber für mich authentisch gemacht, keine Übermenschen, die für jedes Problem eine Lösung aus dem Ärmel schütteln. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Aufreger, aber auch das sind irgendwie reale Konflikte, die nach meinem Empfinden auf gute Weise gelöst werden.

Eigentlich soll es hier ja aber um einen Kommentar zur Darstellung der Asexualität gehen, und ich muss sagen, ich war schlicht weg begeistert! Dadurch das Bren seine Sexualität im Laufe der Geschichte entdeckt, hat man recht ausführliche Szenen darüber, wie es denn sein kann, dass man sich trotzdem verliebt oder Sex mit anderen Menschen hat, auch wenn man asexuell ist. Man hat außerdem aus Zafirs Perspektive die Freude darüber einen anderen Menschen zu treffen der asexuell ist, und nicht eine stundenlange Autofahrt entfernt lebt (Zafir geht manchmal zu einer Ace Gruppe in Seattle, was aber eine mehrstündige Anfahrt für ihn bedeutet). Einem Interview zufolge das ich gefunden habe ist die Autorin selbst nicht a_sexuell, aber sie hat auf jeden Fall ihre Hausaufgaben gemacht und sich wohl auch von eigenen Erfahrungen beim Erleben ihrer Bisexualität inspirieren lassen. Alles in Allem kann ich das Buch also was das betrifft nur wärmstens empfehlen!

Auch diesmal wieder die Frage nach konstruktiver Kritik, gibt es Menschen die das Buch schon gelesen haben und etwas ergänzen wollen oder eine andere Meinung dazu haben? Gibt es Vorschläge für andere Bücher? Kommentare werden immer gerne entgegen genommen.

Lesefutter

Heute mal eine Neuheit hier, nämlich eine Buchbesprechung. Bücher mit a_sexuellen Charakteren sind eine ziemliche Nische und oft ist es schwierig ab zu schätzen, ob man sich mit der Darstellung von A_sexualität darin wohl fühlt. Daher entstand die Idee immer mal Bücher vorzustellen, die wir selbst gelesen haben, und einen kleinen Einblick zu geben, wie darin mit A_sexualität umgegangen wird. Und los geht es heute mit dem Buch, in dem ich zum ersten Mal einem a_sexuellen Charakter begegnet bin – Radio Silence von Alice Oseman.  Das habe ich mir vor ca. 1 ½ Jahren zugelegt, leider ist es auch bisher noch nicht auf Deutsch erschienen. Aber die Sprache ist nicht übermäßig anspruchsvoll, man sollte sich also nicht zu schnell davon abschrecken lassen, dass es auf Englisch ist.

Was mich damals auf das Buch aufmerksam gemacht hat, war der erste Satz eine Rezension der lautete: „Es ist ein Buch über einen Jungen und ein Mädchen die beste Freunde sind und nicht zusammen kommen.“ Das hat mich direkt neugierig gemacht. Ich bin mittlerweile an einem Punkt in meinem Leben wo ich bei Büchern mit Protagonist_innen im Teenager Alter immer ein bisschen vorsichtig bin, zu häufig gab es irgendwelche Dreiecks-Beziehungen zwischen Freunden auf die ich hätte verzichten können. Außerdem habe ich, was die queere Repräsentation betrifft, keine Lust mehr immer ähnliche Coming-Out Stories zu lesen/zu sehen. So wichtig solche Geschichte sind, gerade für Teenager in ihrer Findungsphase – das stelle ich nicht in Abrede! – aber wenn man der 30 näher als der 20 ist, findet man sich da dann nicht mehr unbedingt wieder. Doch ein YA Buch in dem ein Mädchen und ein Junge tatsächlich einfach „nur“ befreundet sind?! Das war quasi neu für mich, also musste ich es direkt lesen.

Was ich besonders an dem Buch mochte war die sexuelle und ethnische Diversität. Drei der fünf Hauptcharaktere sind nicht weiß, und bei vier der fünf wird ausdrücklich gesagt das sie in den LGBT+ Bereich fallen. Und bei der fünften bekommt man stark den Eindruck das sie ebenfalls irgendwo in den bi/lesbisch Bereich fällt. Trotzdem sind weder Sexualität noch Herkunft die Dreh- und Angelpunkte der Handlung. Sie tragen natürlich zum Charakter der Personen bei, sind aber nicht ihr einziges Merkmal. Wichtige Themen sind Selbstfindung und – verwirklichung, das Leben als Außenseiter_in, Freundschaft und Kommunikation in Beziehungen aller Art, die Frage danach wie man Erwartungen gerecht wird und wo man eine Grenze ziehen muss um sich selbst treu zu bleiben. Außerdem gibt es eine Eltern-Kind Beziehung die sehr von emotionaler Erpressung und mentalem Missbrauch geprägt ist, wenn man auf solche Sachen empfindlich reagiert, sollte man das Buch vielleicht doch besser meiden.

Warum ich dieses Buch hier heute vorstelle ist aber natürlich letztlich schon die Darstellung von Sexualität, einer der Charaktere ist dezidiert demisexuell und die Szene in der er das erklärt hat mir sehr sehr gut gefallen. Darin wird auch A_sexualität generell erwähnt und demisexuell dann eben als Teil des Spektrums. Es kommen auch Ängste im Zusammenhang mit einem Coming-Out zur Sprache, vor allem die Sorge nicht ernst genommen zu werden und der Vorwurf als „special snowflake“ gelten zu wollen. Ich glaube das ist etwas, was viele a_sexuelle Menschen nachvollziehen können, unabhängig vom Alter. Die Erzählerin, Frances, fällt für mich nicht nur in den a_sexuellen, sondern auch den a_romantischen Bereich, auch wenn das – leider – nicht so ausdrücklich gesagt wird. Aber sie äußert mehrfach ihr Desinteresse und Unverständnis für Sex, Küsse und Beziehungen im Allgemeinen und beschreibt ihre Schwärmerei für eine Freundin wie folgt: „I think the main reason I had a crush on her was because she was pretty, and I think the secondary reason I had a crush on her was because she was the only queer girl I knew. Which is a bit silly, the more I think about it.“ („Ich glaube der Hauptgrund warum ich für sie geschwärmt habe war, dass sie hübsch war. Und ich denke der zweite Grund war, dass sie das einzige queere Mädchen war das ich kannte. Was, je mehr ich darüber nachdenke, eigentlich ein bisschen lächerlich ist.“)

Alles in allem richtet sich das Buch zwar schon eher an ein Publikum zwischen sagen wir mal 16 und 22, aber ich finde es kann auch für Leser_innen anderer Altersgruppen interessant sein. Besonders wenn man Freude an diversen Protagonist_innen und auch noch einen gewisse Affinität zu Social Media hat. Denn es wird viel über Twitter und Tumblr kommuniziert, und ein Podcast spielt auch eine sehr wichtige Rolle (darin geht es übrigens um einen agender Charakter) – es ist also wirklich eine Geschichte aus den 2010ern.

Da dies die erste Buchbesprechung hier ist, wird konstruktive Kritik immer gerne entgegen genommen, war es zu unpräzise oder zu viele Spoiler? Was erwartet ihr von einer Besprechung unter dem Gesichtspunkt der Darstellung von A_sexualität was hier vielleicht noch gefehlt hat? Habt ihr Radio Silence auch schon gelesen und wollt etwas ergänzen oder meine Wahrnehmung diskutieren/korrigieren? Habt ihr Vorschläge was für Bücher wir hier anschauen könnten? Reaktionen am besten als Kommentar oder über unsere Facebook-Seite.