A_sexualität in Schule und Bildung

Eine Zusammenschrift nach dem gleichnamigen Vortrag  von Annika Spahn (Uni Freiburg, Uni Basel) und der anschließenden Ideensammlung.

Annika Spahn arbeitet beim Projekt „Akzeptanz für Vielfalt“ der Akademie Waldschlösschen. Bei dem Projekt sollen Wege gefunden werden, die Homo-, Bi-, Trans- und Inter*-Freundlichkeit von Schulen zu erhöhen.

Im Rahmen dieses Projekts erschien die Broschüre Schule lehrt/lernt Vielfalt, die Annika Spahn mit herausgegeben hat.

Sie kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Ein erster Blick verrät uns, dass die Broschüre auch A_sexualität, nicht-binäre Gender und Menschen mitdenkt und mitnennt, die sich als „queer“ einordnen. Carmilla hat ein bisschen tiefer gespickelt und hätte sich gewünscht, dass in ihrem Schulalltag in den 1990ern wenigstens ein paar der Ratschläge, Hinweise und Aktionsvorschläge angekommen wären. Unbedingt für die gesamte Bundesrepublik zu empfehlen, auch wenn einige rechtliche Aspekte den Schwerpunkt nur auf Niedersachsen haben.

Und damit zum Vortrag.

Problem Erwähnung

Wenn wir über A_sexualität in der Bildung sprechen, müssen wir uns klarmachen, dass es zwei verschiedene Arten von Erwähnungen gibt.

Da ist zum einen die explizite Erwähnung: „Heute sprechen wir über …“

Die implizite Erwähnung ist eine beiläufige Mitnennung. Dies kann in Form von selbstverständlichen Aufzählungen geschehen („Es gibt folgende sexuelle Orientierungen: …“) oder aber, indem A_sexualität in einem anderen Kontext erwähnt wird, wie beispielsweise einer Textaufgabe. („Für ihre queere Tanzparty will die Gay-Straight-Allianz eine Wand der Turnhalle mit einer asexuellen Flagge aus Stoff dekorieren.  … Wie kaufen die Jugendlichen am günstigsten ein, damit die Wand komplett bedeckt ist?“)

Allerdings ist schon die Thematisierung von häufigeren und/oder bekannteren sexuellen bzw. geschlechtlichen Minderheiten eine echte Schwierigkeit im Schulalltag. Lehrbücher für Sprache und Mathematik bilden meist den konservativen Goldstandard aus Vater-Mutter-Kind(ern) ab, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt wird im Biologiebuch mehr als Randerscheinung erwähnt — wobei die Unterscheidung zwischen Libido und Anziehung ebenso unbekannt zu sein scheint wie die Tatsache, dass die neuere biologische Forschung Geschlecht als ein Kontinuum betrachtet. Und generell scheinen Lehrkräfte davon auszugehen, dass die vor ihnen sitzenden Lernenden allesamt heterosexuell und cisgeschlechtlich sind.

Was natürlich Unsinn ist, denn wir haben es mit 5 bis 10% geschlechtlichen, romantischen und sexuellen Minderheiten in der Bevölkerung zu tun.

Die Thematisierung von A_sexualität ist also engagierten Individuen unter den Lehrenden überlassen, da der Begriff sonst nur mit geringer Wahrscheinlichkeit fällt, und (so uns bekannt) bislang noch keinen Eingang in Lehrbücher oder Arbeitsblätter gefunden hat. (Gegenbeispiele werden gerne verlinkt!)

Das Problem der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt im Schulalltag ist dabei beileibe kein neues. Zwar gibt es Zielvereinbarungen für alle Bundesländer, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit abzubauen und/oder Vielfalt zu lehren, aber … Sex? In der Schule?!Wie peinlich!

Solange hier nicht von oben verbindliche Inhalte gefordert werden, bleibt derlei den Lehrkräften überlassen. Die schieben sich von Fachbereich zu Fachbereich häufig die Aufgabe zu, damit sie es nicht selbst erledigen müssen. Das Problem setzt schon in der pädagogischen Ausbildung an. Sexualkunde ist meist ein Wahlfach. Die Ausbildung zwingt die Studierenden daher nicht, ihre eigenen Schamgefühle und Überzeugungen diesbezüglich zu reflektieren.

Ideen und Vorschläge

Was ist nun zu tun, um hier etwas zu ändern? Wie behandelt man derlei Themen?

Klar, mitnennen ist eines. Mitdenken? Wird schwieriger. Reicht es schon, nicht anzunehmen, dass alle irgendwen küssen wollen?

Sicher ist, dass der Biologieunterricht zwar eine Grundlage schafft, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aber in allen anderen Kontexten auch auftauchen müssen. In Deutsch oder den Fremdsprachen könnte ein Liebesgedicht also umsichtiger behandelt werden, ebenso kann die Lehrperson auf die vermutete sexuelle Orientierung desder Verfassenden eingehen. Schwule und lesbische Autorinnen gibt und gab es genug, und oft genug findet deren Liebesleben keine Erwähnung.

In Geschichte lohnt sich wohl ein etwas expliziterer Ausflug in die NS-Verbrechen. Magnus Hirschfelds Bücher wurden verbrannt, da gibt es einen direkten Bezug zum §175, den die Nazis verschärften und der so vielen Männern das Leben (oder nach 1945 die gesellschaftliche Stellung) kostete. Und was ist mit den „asozialen Frauen“, als die Lesben verfolgt wurden?

Genauso kann die Pest im 14. Jahrhundert Anlass sein, Parallelen zu einer sehr tödlichen Krankheit zu ziehen, die ebenfalls eine Art Moralpanik und Ausgrenzungen auslöste: HIV. Ein Anlass, über den in Europa tief sitzenden Antisemitismus und die nur ein paar Jahrhunderte neuere Homofeindlichkeit zu sprechen?

Ethik/Religion wären ebenso Felder wie Sozialkunde, die man beackern könnte. Aktuelle Gesetzgebungen sowie neue und ältere Schlagzeilen könnten hier den Startpunkt liefern. Überhaupt täte es wohl der einen oder anderen Person gut zu erfahren, was ein Ingroup-Outgroup-Bias ist. Und zwar schon in der Schule. (Statt dem „Vorurteile sind schlecht! Rassismus ist schlecht! Wie gut, dass wir alle nicht rassistisch sind und Antisemitismus mit den Nazis Vergangenheit ist“-Mief, den beispielsweise ich atmen durfte und der kein bisschen Reflexion erfoderte.)

Allgemein sollte das kritische Denken gefördert werden. Grundsätzlich lässt sich alles hinterfragen: Klassische Medien, Werbung und Social Media genauso wie das Schulbuch.

Statt vor den Sommerferien irgendwelche Filme zu gucken, könnte sich die Lehrkraft einen mit einem passenden Thema raussuchen oder eine Aufklärungstruppe wie SCHLAU einladen. (Beispiel: SCHLAU Niedersachsen.)

Fächerübergreifende Epochen- und Themenarbeit sei ebenfalls ein Ansatzpunkt. Genauso könnte es eine Möglichkeit sein, neben einem Anriss den Lernenden gleich Hinweise auf weiterführendes Material zu geben, statt sie mit ein paar Stichworten allein mit der Suchmaschine ihrer Wahl zu lassen.

 

 

Save the Date: AktivistA 2020

Zugegeben habe ich noch nicht mal die Zusammenschrift von diesem Jahr fertig.

Wir haben aber schon mal für die nächste Konferenz mit überregionalem Treffen in Stuttgart reserviert:

Samstag, 19. und Sonntag, 20. September 2020

Damit umschiffen wir sowohl die Ferien in Baden-Württemberg als auch den Cannstatter Wasen. Und freuen uns schon mal vor.

Vortrag am 5. November in Stuttgart

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Asexualität – Vom Leben auf mehr als einem Spektrum

Vortrag und Gesprächsrunde mit Carmilla
von AktivistA (Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums)

am Dienstag, 5. November 2019 um 19 Uhr

im Feministischen Frauen* Gesundheitszentrum, Kernerstr. 31, Stuttgart

 

Worum geht’s?

Die Erwähnungen von Asexualität häufen sich, und bei CSDs tauchen immer mal wieder schwarz-grau-weiß-lila Flaggen auf. Was ist Asexualität, und was ist das „asexuelle Spektrum“? Carmilla erklärt die Grundlagen und lädt dazu ein, sexuelle und romantische Anziehung neu zu denken.

All genders welcome. Keine Anmeldung notwendig.

Facebook-Veranstaltung: Klick.

 

A_sexualität und queere Communities

Zum Ende der Ace Week habe ich hier wie versprochen die erste Zusammenfassung der übrigen Beiträge von der AktivistA 2019.

Balthazar Bender

„A_sexualität und queere Communities. Solidarität, Ausschlüsse, Konflikte“

Begriffe: Allonormativität, queer

Zunächst einmal wichtig war, den Begriff „Allonormativität“ zu klären.

Allonormativität heißt, dass die Gesellschaft davon ausgeht, dass alle Menschen sexuelles Verlangen kennen und dieses ausleben möchten.

Damit wird ein Mensch ohne dieses Verlangen automatisch „unnormal“. Das heißt, man ignoriert, dass es solche Menschen geben könnte.

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Plakat: Wenn ich nicht existiere, muss ich trotzdem Steuern zahlen?

Wenn diese doch darauf aufmerksam machen, dass sie existieren, wird nach Gründen für ihr Anderssein oder ihre „Seltsamkeit“ gesucht und/oder dies als „krank“ bewertet.

Dies schadet einerseits asexuellen Menschen. Andererseits übt Allonormativität auch auf allosexuelle Menschen durchaus Druck aus, was unter Umständen dazu führen kann, dass diese Dinge tun, die ihnen schaden oder die sie unter anderen Bedingungen abgelehnt hätten.

„Queer“ sei in diesem Falle ein Schirmbegriff, der Menschen meint, die nicht heterosexuell sind und/oder nicht cis-gender sind, die also ein anderes Geschlecht bzw. Gender als das haben, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Aces in der (queeren) Geschichte

Danach verfolgte Balthazar Spuren a_sexueller Menschen in der Geschichte. Generell ist es aber schwierig, dort Aces zu finden, denn meist reichen die Quellen dazu nicht aus. Jede solche Überlegung muss somit Spekulation und eine Zuschreibung bleiben.

Wir erinnern uns, dass derlei Zuschreibungen einer sexuellen Orientierung oder Identität aus guten Gründen in a_sexuellen Communities nicht gern gesehen sind.

Der älteste Zusammenfall von „kein Sex“ und „queer“ ist war „Spinster Movement“ („Alte-Jungfern-Bewegung“), grob eine Art Heiratsverweigerung und Kommunenbildung, die aus den Sufragetten hervorging. (Wir erinnern uns, dass das Wahlrecht für Frauen oft hart erkämpft werden musste.) Diese Frauen wurden von außen mit dem Begriff „queer“ benannt, also als „schräg, seltsam“ wahrgenommen.

Etwas später stellte der Sexualforscher Alfred Kinsey fest, dass es Leute gab, die kein oder nur sehr geringes Interesse an Sex hatten und demnach auch kein sexuelles Verhalten zeigten: Die berühmte „Gruppe X“. Da er aber hauptsächlich beweisen wollte, dass es zwischen „homosexuell“ und „heterosexuell“ keine eindeutige Grenze gibt, forschte er nicht weiter dazu.

In den lesbischen Communities waren „Stone Butches“ bekannt: Maskulin auftretende Frauen, die selbst keine sexuelle Aufmerksamkeit wünschten, sich aber gern um eine Partnerin kümmerten. „Bambi Lesbians“ hingegen sind frauenliebende Frauen, die weniger an Sex als an anderen Formen von Intimität interessiert sind.

Es gibt auch ein Foto von einer feministischen Konferenz aus den 1970ern, wo „asexuell“ auf einem Plakat mit anderen sexuellen Orientierungen versammelt ist.

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Quelle: Pollner, F. (1973). Lesbian dynamics. Off Our Backs, 3(6), 7-7. Retrieved from http://www.jstor.org/stable/25783532 — „Ja, es ist schwierig, aber! Dies ist eine Chance, eure eigene Beschreibung zu wählen, anstatt das jemand anderem zu überlassen. Hetero / asexuell / lesbisch / bisexuell / gegen Labels / […]“
Ein „asexuelles Manifest“, erstellt von Lisa Orlando 1972, enthält einerseits eine Beschreibung von A_sexualität, die wir ähnlich heute noch verwenden:

Wir wählten als Selbstbeschreibung den Begriff Asexualität
‘, weil sowohl enthaltsam‘ also auch anti-sexuell‘ Konnotationen haben, die wir vermeiden wollten: Ersteres impliziert, dass man Sexualität für einen höheren Zweck geopfert hat, zweiteres, dass Sexualität erniedrigend oder irgendwie von Natur aus schlecht ist. ‚Asexuell‘, wie wir es benutzen, heißt nicht ‚ohne Sex‘, sondern ‚sich sexuell auf niemanden beziehend‘. Dies schließt natürlich Selbstbefriedigung nicht aus, sondern meint, dass, wenn man sexuelle Gefühle hat, man nicht unbedingt eine andere Person benötigt, um diese auszudrücken.

Andererseits geht es im „Asexual Manifesto“ weniger um ein „Eben-so-Sein“, sondern um eine gewählte Daseinsform. Ziel dieser Asexualität war grob, die sexuelle Ausbeutung des eigenen und fremder Körper zu vermeiden.

Siggy hat das Manifest transktibiert und (auf Englisch) analysiert: Klick. Es bietet einen beeindruckenden Einblick in die feministischen Diskussionen der frühen Siebziger.

Ihr habt hier nichts zu suchen?

Obwohl also schon früher Asexualität in queeren Kontexten erwähnt wurde, haben einige Teile queerer Communities erhebliche Schwierigkeiten damit, a_sexuelle Menschen als queer zu akzeptieren. Laut der Datenerhebung des Ace Community Census begreifen sich nämlich etwa 90% aller befragten Aces als „queer“ oder als Teil der „LGBT“-Bewegung. (LGBT: englisch für lebisch, schwul, bi, trans.)

Vor allem auf tumblr sind diejenigen, die Aces von queeren Räumen fernhalten wollen, sehr laut, sodass die dortige Debatte-plus-Shitstorms den Namen „The Discourse“ erhielt. (Also „DIE Debatte“. Als würde außerhalb von tumblr niemand mitteinander reden.)

Es handelt sich bei den Gegener*innen um eine eher kleine Gruppe, die aber überall Streit sucht und diesen daher auch nach Twitter etc. trägt.

Gängige Vorwürfe sind

  • dass a_sexuelle Menschen nicht diskriminiert würden. Gegenteilige Beweise werden ins Lächerliche gezogen und als „nicht so wichtig“ dargestellt.
  • dass a_sexuelle Menschen, vor allem die hetero- und a_romantischen, als „Heten“ durchgehen würden (sogenanntes „straight passing“) und daher kein Recht hätten, sich in LGBT-Räumen aufzuhalten.
  • dass A_sexualität ein Internethype sei und Aces nur auffallen wollten,
  • dass a_sexuelle Menschen Angebote in Anspruch nehmen würden, die dann „echt queeren“ Menschen nicht mehr zur Verfügung stünden.

Entgegnungen auf angebliche Ausschlusskriterien und weitere Überlegungen

Einige dieser Vorwürfe sind logisch nicht besonders haltbar.

„LGBT“ war nicht „schon immer“ ein Oberbegriff. Tatsächlich mussten sowohl bisexuelle als auch vor allem trans Menschen einige Kämpfe ausfechten, um explizit mitgenannt zu werden.

Zum Vorwurf des Ressourcenverbrauchs: Angeblich haben a_sexuelle keine Probleme. Warum sollten sie dann anderen Hilfsangebote wegnehmen? Ein Widerspruch. Für einen Vorwurf von zweien müsste man sich dann schon entscheiden.

Es wurde in der folgenden Diskussion die Vermutung laut, dass derart auschließendes Verhalten aus Unsicherheit entstehen könnte. Wer nicht im Frieden mit der eigenen Selbstbeschreibung/Identität ist, muss sie unter Umständen gröber verteidigen als andere.

Die Postion, dass man nur dazugehören dürfe, wenn es einem*einer dreckig geht, schließt auch LGBT Menschen aus, denen es gerade nicht dreckig geht. Das ist ein ziemlich widersinniges Verhalten, denn solche Menschen sind oftmals diejenigen, die Unterstützung bereitstellen können und Angebote aufbauen.

„Gatekeeping“ — also diese Art Türsteherverhalten — ist sicher manchmal auch der Versuch, eine Machtposition zu erreichen oder auszubauen.

Nebenbei spielt sicher auch die sogenannten „Respektabilitätspolitik“ eine Rolle. Kleine, neue Minderheiten werden von den „Normalos“ besonders schräg angeschaut, sind nicht „respektabel“ und könnten dem eigenen Ansehen oder dem Ansehen der Begewung schaden.

Eine gewisse Portion Aufmerksamkeitsneid könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Die Aufmerksamkeit jeder Person ist notwendigerweise beschränkt, und solange sich Medien lieber um Heidi Klums Hochzeit (oder sonstige Promi-Geschichten) kümmern, als sexuellen Minderheiten Aufmerksamkeit zu widmen, ist diese Ressource tatsächlich beschränkter, als sie sein könnte.

Da A_sexualität angeblich sehr kompliziert sei, fragte jemand, warum sich selbige Menschen, die diesen Vorwurf äußern, üblicherweise Dutzende Pokémons, Klingonisch oder Eigenschaften von World-of-Warcraft-Figuren merken können. Grund ist natürlich, dass ich erst mal ein gewisses Interesse aufbringen muss, um mir Dinge zu merken. Ich muss das lernen wollen. Am einfachsten ist es wohl, die Begriffe als eine Werkzeugkiste zu betrachten. Man muss sich nicht alles merken, und man kann höflich nach einer Erklärung fragen, wenn ein Begriff fehlt.

Andere Beobachtungen waren folgende:

Gab es früher weniger allonormative Geschichten? Würde eine alte Dame wie Miss Marple heute noch unhinterfragt allein leben dürfen?

Da bisexuelle Menschen oft sehr ähnliche Vorwürfe zu hören bekommen, liegt ein Schulterschluss nahe. Tatsächlich funktioniert die Zusammenarbeit im Raum Stuttgart/Karlsruhe sehr gut, und in Netzwerken engagierte bi Menschen sind eher breit, A_sexualität mitzudenken.

Oft ist es also sinnig, mit Menschen zu reden, die Interesse beweisen und Aces einladen. Dort, wo man einen Fuß in der Tür hat, kann man weiterarbeiten.

Offline gibt es insgesamt mehr Zwischentöne, manchmal helfen aber nur Humor und Geduld weiter.

Nichtsexuelle Räume helfen nicht nur Aces, sondern auch Neulingen im Bereich LGBT, die sich mit dem Thema erst einmal anfreunden müssen und/oder jung sind.

Es gibt auch einige a_sexuelle Menschen, die sich nicht als queer betrachten und es nicht einsehen, sich mit diesen Communities auseinanderzusetzen. Gewiss muss sich kein Ace als „queer“ beschreiben. Es handelt sich gewissermaßen um einen unbesetzten Platz, den man einnehmen kann oder auch nicht. Ein völliger Rückzug aus den Communities allerdings behindert den Informationsfluss. Infostände zum Thema A_sexualität sind beispielsweise viel sinnvoller, angenehmer und nachhaltiger bei einem CSD-Straßenfest zu verwirklichen, als wenn man sich einfach mal einen Nachmittag völlig zusammenhanglos in eine Fußgängerzone stellt.

 

Unten folgt noch ein Link zu den Folien. Die PDF ist urheberrechtlich geschützt und kann für den Hausgebrauch verwendet werden. Sie für eigene Vorträge oder andere öffentliche Zwecke zu übernehmen, ist nicht gestattet.

PPP Asexuelle Diskriminierung Stuttgart AktivistA

Zum Fünften wenig Fotos

wegweiser
Der diesjährige Wegweiser zur Konferenz.

Die Kurzfassung geht so: Die erste Vorsitzende hatte eine sehr gute Zeit am 21. und 22. September und über lauter netten Leuten das Fotografieren vergessen.

Aber von vorn.

Wir starteten beinahe pünktlich mit einer kleinen Überraschung für die Anwesenden. Immerhin ging unsere Konferenz mit überregionalem Treffen in die fünfte Runde, und um im Klischee zu bleiben, hat der Verein Kuchen ausgegeben. Selbstverständlich vegan. Hat man aber, laut der Rückmeldungen von nicht-veganen Menschen, die nicht ich waren, nicht bemerkt: War lecker. Mit extra viel Schokolade.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und der mittlerweile üblichen Pizza-Bestellung startete DasTenna von Nixblix‘ simple Sicht der Dinge mit „Sechs Farben Ass“: Einer Vorstellung eines illustrierten Kurzgeschichtenprojekts. Wir wurden in ihre Fantasy-Welt Talnia entführt und bekamen ein paar Auszüge aus Geschichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Vom umgekehrten Bingo zwischen zwei befreundeten Alben bis zu einer fast Lovecraft’schen Expedition ist hinterher wohl alles dabei …

Die ausführliche Beschreibung  mit Bildern zum Anschauen (Klick!) und Ergänzungen (mehr klick) ist auf ihrem Blog zu finden.

Im Anschluss ging es bei Balthazar Bender vom Podcast Buchstabensuppe etwas ernster zu. Wir bekamen zunächst einen Einblick in die Geschichte von Überschneidungen zwischen queeren (bzw. lsbttiqap-etc.) und asexuellen Communities. Obwohl es aber Überlappungen gibt und sich zahlreiche Aces laut einer nicht repräsentativen Umfrage als „queer“ verstehen, versuchen diverse queere Personen immer wieder, a_sexuelle Menschen aus Räumen auszusperren. Vor allem online. Den Vortrag und die anschließende Diskussion muss ich noch ordnen und kann sie dann hoffentlich in einem eigenen Beitrag präsentieren.

infotisch
Der Tisch mit dem Infomaterial und den Buttons. Wir haben mittlerweile auch ein flaggenfarbenes Spendenschwein. Wer Spenden an uns steuerlich absetzen möchte, findet unsere Kontoverbindung im Sidebar …

Ähnliches gilt für Annika Spahns Beitrag. Annika Spahn war diesmal anwesend in ihrer Rolle als Herausgeberin der Broschüre „Schule lernt Vielfalt“ der Akademie Waldschlösschen. Nach einer kurzen Vorstellung, wie die Broschüre aufgebaut ist, was sie bezweckt und was explizite und implizite Erwähnungen sind, war ebenfalls eine Diskussionsrunde eröffnet. Auch hier plane ich einen Zusammenschrieb.

Zuletzt gab es noch eine von mir moderierte Diskussionsrunde zum Thema „(verbale) Grenzen“. Und auch die ist einen eigenen Beitrag wert. (Uff.)

Ich muss allen Beteiligten und Anwesenende an dem Tag ein großes Lob aussprechen: So produktiv waren wir, meine ich, selten.

Hinterher war ich jedenfalls platt.

Der Hintergrund bot dann noch eine kleine Überraschung. In der Weissenburg ist gerade eine Fotoausstellung, die Menschen in Stuttgart ans Herz gelegt sei, die keine Angst vor nackter Männerhaut haben.

Und da fand ich: Fünf Farben und beinahe ein Ass …

kunst in der weissenburg
Die Fotoausstellung im Zentrum Weissenburg wartete sogar mit einem Bild in a_sexuellen Signalfarben auf.

 

Am Sonntag stand dann noch für drei Stunden ein Raum im Obergeschoss der Weissenburg für einen lockeren, unmoderierten Plausch zur Verfügung.

Fazit: Schön war’s. Das nächste Mal müssen wir mehr Cola mitbringen.

 

 

Programm AktivistA 2019

Etwa fünf Wochen vor unserer Konferenz mit überregionalem Treffen haben wir hier das hoffentlich abschließende Samstags-Programm für euch und suchen ein paar Leute für ein außerplanmäßiges Forschungsprojekt am gleichen Tag.

Baendchen

Zuerst wird euch Carmen von Nixblix‘ simple Sicht der Dinge „Sechs Farben Ass – Über Coming Outs, Bullshit Bingos und andere Interaktionen“ vorstellen. Wir bekommen Einblicke in ein Kunst- und Erzählprojekt, die Welt drumherum und den Arbeitsprozess dazu.

Balthazar (Gender Studies, Uni Freiburg) beschäftigt sich mit „A_sexualität und queere Communities – Solidarität, Ausschlüsse, Konflikte“. Dass die Meinungen bei dem Thema häufig auseinanderklaffen, ist bekannt. Wir bekommen einen kurzen Input-Vortrag und haben dann viel Zeit für eigene Meinungen und Erfahrungen.

Nach der Mittagspause geht es mit einem ziemlich vernachlässigten Thema weiter. Woher erhält der Nachwuchs eigentlich Informationen, beziehungsweise erhält er sie überhaupt? Annika Spahn (Uni Freiburg, Uni Basel) beleuchtet daher „A_sexualität in Schule und Bildung“.

Abschluss unseres Programms ist eine Diskussionsrunde zum Thema Grenzen. Als a_sexuelle Menschen haben wir ja oft andere Grenzen als die Mehrheit bei dem, was wir sozial akzeptabel finden. Gleichzeitig finden es viele sozial akzeptabel, unsere Grenzen mit indiskreten Fragen zu überschreiten. Auch gegen Zweifel an unserer Selbstbeschreibung müssen wir uns häufiger abgrenzen. Vielleicht gelingt es im Gespräch, nicht nur Grenzen auszuloten, sondern auch Möglichkeiten zu finden, wie das mit dem Grenzen Ziehen besser gelingt.

Und dann ist hier das außerplanmäßige Forschungsprojekt, das nach dem letzten Programmpunkt ansetzt:

Teilnehmer*innen für Gruppendiskussion zu Asexualität in der Medizin gesucht

Liebe AKTIVISTA-Menschen,

Ich heiße Annika und schreibe aktuell an meiner Doktorarbeit an den Universitäten Freiburg (D) und Basel (CH). Darin versuche ich herauszufinden, wieso die gesundheitliche Lage von LSBATIQ-Personen in Deutschland und der Schweiz so schlecht ist. Im Rahmen dessen geht es mir auch um die Erfahrungen, die a_sexuelle Menschen als Patient*innen gemacht haben. Dazu will ich mit euch eine Gruppendiskussion durchführen, wo es vor allem um die Sexualmedizin gehen soll (Gynäkologie, Andrologie, Psychologie, Endokrinologie, Urologie).

Die Gruppendiskussion soll ca. eine Stunde dauern. Ich werde eine Audio-Aufnahme machen und diese dann transkribieren und dabei alle Angaben anonymisieren (Namen, Orte, Dialekte etc.).

Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt mir gerne unter Annika.spahn@unibas.ch

Ich würde mich freuen, wenn ihr mein Forschungsvorhaben unterstützen würdet!

Liebe Grüße,

Annika

Kleiner Nachtrag: Für diese Diskussion wird natürlich ein separater Raum zur Verfügung stehen.

 

Klingt nach einem würdigen fünften Versuch, meinen wir. Ihr hoffentlich auch? Bitte anmelden nicht vergessen, wenn ihr kommen wollt.

Frischer Wind auf dem CSD Braunschweig

Es begab sich aber am 10. August 2019 in Braunschweig … dass es wieder einmal Zeit für den CSD war, in jener Stadt Sommerlochfestival genannt.

In diesem Jahr gab es einen Neuzugang zu verzeichnen – oder nein, eigentlich zwei. Der Stammtisch Amazing Aces und der Verein AktivistA waren mit einem gemeinsamen Infostand auf dem Schlossplatz vertreten.

Die handgemalten Schilder konnten sich sehen lassen.

Der niedersächsische Wind ließ nicht nur die vielen Flaggen lustig flattern, sondern hätte auch gern das Informationsmaterial über den ganzen Platz geweht. Davon abzuhalten war er nur mit in letzter Minute noch besorgten Steinchen.

Ursprünglich sollten die Stände erst um 14 Uhr öffnen, aber es bauten doch alle schon gegen 12 Uhr auf, so auch wir. Das war auch gut so, denn vor dem Start der Demo um 13 Uhr flutete die Menge bereits den Platz und wer sich Ace-Sticker an den Latz pappen wollte, konnte sich bei uns schon einmal eindecken.
An der Demo selbst nahm der größte Teil der Truppe vom Stand mit Schildern und Flaggen teil, nur die Verfasserin dieser Zeilen blieb sitzen und sah das Spektakel vorbeziehen. Während der Zug unterwegs war, war auf dem Schlossplatz eher wenig los; er füllte sich wieder, als die Demo an ihrem Ausgangspunkt eintraf, und blieb dann für die nächsten paar Stunden recht belebt.
Wir konnten interessierte Nicht-Aces mit Informationsmaterial versorgen und ein paar Fragen beantworten sowie Aces mit Aufklebern und Buttons glücklich machen. Was die runden Dinger mit den Nadeln betrifft, stellte sich heraus, dass wir zu wenige eingeplant hatten, insbesondere das Kätzchen-Motiv war schnell vergriffen. Es waren doch so einige ähnlich empfindende Gestalten auf dem Braunschweiger CSD unterwegs, viele schon aus der Ferne an eigenen Flaggen zu erkennen.
Es war ein schöner Tag! Nächstes Jahr gern wieder!

Nachtrag: Inzwischen wurde auch auf dem Blog von Amazing Aces ein Bericht veröffentlicht. Bitte hier entlang!

Regen im Schwabenländle

Am letzten Wochenende schon war CSD in Stuttgart.

Die kleinste und logischerweise feinste Fußgruppe auf der Demoparade findet ihr ab Minute 41:00 bei diesem Filmchen auf Youtube. (Der Rest lohnt sich auch zu gucken, es sind schöne Ideen und wichtige Anliegen bei.)

Der Regen begann am Samstag erst nach der Demo.

Am Sonntag fuhr ich bei Nieselregen weg, wir bauten bis 13 Uhr auf und bastelten uns dann erst einmal mit dem Nachbarstand eine Regenrinne. Gaffer-Tape (von drüben) und Plastik (unseres) sind manchmal echt nützlich. Die jugendliche Begleitung von der Antidiskriminierungsstelle nebenan hatte fast so viel Spaß wie ich dabei, diese Regenrinne in regelmäßigen Abständen zu leeren. Wasserspiele für große und kleine Kindsköpfe, also.

Bloß das Papier war nicht so begeistert.

regenrinne

Als es dann nach 14 Uhr mit regnen aufhörte, sah der Stand so aus:

infostand

Zeitweilig besetzten wir ihn mit sechs Personen. Wegen des eher unbeständigen Wetters war nicht ganz so viel los wie in den letzten Jahren, aber wir wurden trotzdem ganz gut Infomaterial los, die Leute freuten sich über Buttons und Armbänder,  und wir konnten viele nette Gespräche führen.

Und damit noch zu einer netten Idee von unseren gelegentlichen Kooperations-Partner*innen von Bi-in-BW: Bisexualität als Schirmbegriff.

bi-schirm

Damit ist Süddeutschland mit den CSDs für 2019 durch und die BaWü-Fraktion kann sich auf unsere kleine Konferenz im September konzentrieren.