Aktionsplan Queer leben – AktivistA ist dabei

Kaum zu glauben, aber AktivistA hat den Weg in eine offizielle Erklärung des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefunden! Wir freuen uns sehr, in die Umsetzung des Aktionsplans „Queer leben“ eingebunden zu sein.

Ein Plakat für Aces und Aros, 2018 beim CSD Köln entdeckt.

Der Aktionsplan „Queer leben“

Dass das Bundeskabinett einen Aktionsplan für queere Menschen verabschiedet hatte, ging gefühlt in manchen Medien ein wenig unter. Was mensch sowohl negativ wie postiv beurteilen kann. Den Text des Aktionsplans finden geneigte Lesende hier.

Die darin angesprochenen Punkte sind teils recht vage formuliert. Aus gutem Grund: Im Januar wurden Verbände und Vereine eingeladen, ihr Interesse an Mitarbeit für die konkrete Umsetzung zu bekunden. Was AktivistA getan hat, schon allein, weil im „LSBTIQ+“ des Bundesministeriums mindestens ein A fehlt. Gemeint sind zwar lesbische, schwule, bi, trans, inter, queere und sonstige Personen aus sexuellen und/oder geschlechtlichen Minderheiten, aber „und sonstige“ heißt leider oft nicht so viel, wie es sich eins wünscht. Viel zu oft haben asexuelle und aromantische Menschen die Erfahrung gemacht, als nicht queer (genug) zu gelten.

AktivistA ist dabei

Laut Ministerium sind wir nun ein Verband, und zwar einer von 78, die ihre Expertise einbringen dürfen. Zum Vergleich: Es hatten sich 140 Organisationen beworben. Als rein ehremamtlich betriebener und nicht eingetragener Verein hatten wir uns keine besonderen Chancen ausgerechnet. Allerdings, wir wurden ausgewählt und werden nun unser Bestes tun, sowohl das asexuelle als auch das aromantische Spektrum würdig zu vertreten. Dazu kooperieren wir mit AktivAro, deren Bewerbung leider nicht zum Erfolg führte. Da es in den ace und aro Communities auch viele trans und nicht-binäre Personen gibt, planen wir auch, die dgti und den Bundesverband Trans* in ihren Forderungen zu unterstützen.

Eingruppiert sind wir ins Thema „Gesundheit“. Für einen Verein, dessen Vereinszweck die Bildung ist, erst einmal nicht besonders intuitiv. Dennoch: Hier geht es um die Schlupflöcher im Verbot von Konversionsversuchen, um die Ausbildung medizinischen Personals und allerlei mehr. Für die psychosoziale und körperliche Gesundheit der A-Spektren nicht unwichtig, wenn wir uns die letzten Ergebnisse des Ace Community Survey ansehen.

Bislang können wir nur den Besuch einer Auftaktveranstaltung vermelden. Einen Bericht darüber gibt es beispielsweise bei queer.de.

Wir sind sehr gespannt, was weiter passiert.

 

Studie sucht Teilnehmende

Uns erreichte eine Nachricht von Maryna Kostiukova, die sich selbst als aromantisch und asexuell definiert und im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Porto (Portugal) zur Wahrnehmung der Ace-Community in den Sexualwissenschaften forscht. Ziel ist es, Sexualwissenschaftler*innen für asexuelle Perspektiven zu sensibilisieren.

Hier findet ihr den Link zur Befragung. Teilnehmen können alle Menschen im asexuellen Spektrum über 18 Jahren mit guten Englischkenntnissen.

Hier die Nachricht von Maryna Kostiukova mit allen Details:

Disclaimer: the study is concerned with the sensitive topic of sex and sexuality.
Who can participate? People that identify themselves with any of the asexual spectrum identities, are at least 18 years old and capable of reading and writing in English.
How long will it take? On average, the study will take from 20 to 30 minutes, so make sure that you have this time to respond. But, of course, you can take your time and return to the questions later. Online Survey isn’t going anywhere 🙂
Why is it important? Over the years more and more people have become aware of the existence of asexuality. Nevertheless, it’s still viewed as a mysterious black box, where we can see the outcomes but have no clue of what is happening inside. Many people do not know how asexuality works, they just know that it does. Scientists tried to solve this puzzle by conducting various lab studies of asexuality, though at this moment only 5 of those studies have been published, which is of course, not enough to answer ALL of the questions. You can ask why haven’t we recruited more participants and conducted more laboratory asexuality research. It’s a valid question, but it isn’t that we didn’t try. For some reason, ace individuals aren’t very eager to take part in this type of research. The question remains: Why? 
  • Have you participated in the lab asexuality study and absolutely loved it? That’s great, come and tell us why.
  • Did you take part in such a study and hate it with all your heart? I am sorry for this, but we need to hear about your experience. It is the only way to improve scientific research and change things around.
  • You haven’t participated and you’ll never will? Ok, we want to hear from you too!
  • You don’t really know what lab sex research is? That’s not a problem. Just take a survey, and you’ll get some hints of what it looks like and based on them you can tell us how do you feel about it. It’s not a knowledge test, objective truth is not so important, your subjective experience is what really matters to us!
  • You want to participate, but you are too scared? Please, share your thoughts and feelings with us. We will see what can be done to make our lab studies more sensitive to your needs.
To summarize, by taking 20-30 minutes of your time and filling out the survey you will contribute to increasing asexual visibility (in the scientific field of sexuality research and beyond), improving the quality of lab asexuality studies, and expanding the scientific knowledge about asexuality. Let your voice be heard! I bet it’s beautiful!

Frohe Aromantic Spectrum Awareness Week!

Seit einigen Jahren feiern wir in der vollen Woche nach dem Valentinstag die Aromantic Spectrum Awareness Week – also eine Woche für die Sichtbarmachung des aromantischen Spektrums. Wobei die meisten das zu „Aro Week“ abkürzen.

Wie so oft hat sich das Team vom Aspec*German-Discord ins Zeug gelegt, um ein vielfältiges Programm zu organisieren. Wer noch nicht im Discord ist, findet auf aspecgerman.de den Einladungslink und eine Textversion des Terminplans. Dazu einfach auf der Einstiegsseite runterscrollen.

Wir haben die Bildversion für euch unten.

Wer mehr Informationen über das aromantische Spektrum sucht, wird auf Englisch bei arospecweek.org fündig. Deutschsprachige Infos hat aromantik.de für euch, und natürlich gibt es noch unseren Flyer für eine erste Übersicht.

AktivistA 2023: Aufruf für Beiträge/Call for Submissions

Unsere erste Ankündigung habt ihr vielleicht gesehen: Am 16. und 17. September steigt die nächste Ausgabe unserer Konferenz für das asexuelle Spektrum im deutschsprachigen Raum.

Die letzjährige Flyerauslage ergänzt von InSpektren und Elvan Alem.

Was suchen wir?

Für ein abwechslungsreiches Programm am Samstag sind wir auf der Suche nach Beiträgen. Wir haben Platz für maximal vier Vorträge oder Ähnliches von je höchstens 45 Minuten. „Ähnliches“ kann zum Beispiel ein Workshop, ein Film, oder sonst etwas sein.

Thematisch freuen wir uns über alles, was mit der queeren Community zu tun hat, natürlich gerne mit Bezug oder im Verhältnis zum asexuellen Spektrum. Auch wenn ihr intersektional denkend unterwegs seid, wäre hier eine Gelegenheit, uns einen Blick über den Tellerrand zu erlauben.

Da letztes Jahr ein kurzer Input zu Lithsexualität gut ankam: Hat vielleicht eine Person mit einem sogenannten Mikrolabel Interesse, uns an ihrer Erfahrungswelt teilhaben zu lassen?

Was erwartet euch?

Wir rechnen mit Besuch von 25 bis 40 Menschen verschiedener Altersgruppen und mit sehr unterschiedlicher Vorbildung.

Wie gehabt tragen wir die Fahrtkosten und spendieren euch ein Mittagessen. Ein kleines Honorar abhängig von der Vortragslänge winkt ebenfalls.

Wenn ihr also eine coole Idee habt, wie ihr uns den Samstag bereichern wollt, schreibt uns bitte über das Kontaktformular oder meldet euch über Facebook oder Insta bei uns.

Save the Date: AktivistA-Konferenz 2023

 

Ein wenig ungläubig bin ich schon, dass ich hiermit die neunte AktivistA-Konferenz für Asexualität und das asexuelle Spektrum ankündige. War es nicht erst letztes Jahr, dass ich fürs Fünfjährige den veganen Kuchen organisiert habe?

Wie dem auch sei …

… wir treffen uns am 16. und 17. September 2023 in Stuttgart.

Wie gehabt in der Weissenburg, dem queeren Zentrum dort.

Für sehr früh Entschlossene ist das Anmeldeformular schon freigeschaltet. Auf der dazugehörigen Unterseite findet ihr auch wie üblich alle Infos zu Programm und Location, die wir für euch haben.

 

AktivistA-Konferenz 2022 – Sprache der a*spec Community im Wandel

Wie versprochen haben wir für den Vortrag von Jonas Trochemowitz ein Video! (Edit: Jetzt mit 100 % weniger Spurenüberlagerung! Dafür ohne hünsches Thumbnail. Asche auf Carmillas Haupt.)

„Heute und damals. Zum Wandel des Sprechens in der deutschsprachigen A*spec-Community“ beleuchtet anhand von Daten aus dem deutschspachigen AVEN-Forum, wie sich die Entwicklungen der letzten 16 Jahre auf die Sprache der asexuellen (und teilweise der aromantischen) Community ausgewirkt haben.

Ace Week 2022

Frohe Ace Week 2022 euch allen!

Wie, Ace Week?

Dieses Jahr findet die Aktionswoche für das asexuelle Spektrum vom 23. bis 29. Oktober statt. Feiern, vernetzen und informieren ist angesagt. Ursprünglich hieß die Veranstaltung „Asexual Awareness Week“. Sie wurde 2010 ins Leben gerufen. Aber uns geht es schon lange nicht mehr nur um Sichtbarkeit, sondern noch um einiges mehr: gleiche Rechte, bessere Gesundheitsversorgung und Beratung, und …? Die Organisation hinter der Ace Week heißt Asexual Outreach und ist in den USA mittlerweile als „non-profit“, gemeinnützig, anerkannt.

Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum

Offline was auf die Ohren gibt es am Donnerstag, 27.10., im QZM — Queeres Zentrum Mannheim. Lesung mit @acearovolution aus „(un)sichtbar gemacht – Perspektiven auf Aromantik und Asexualität“.

Ein Zoom-Talk zu Acefeindlichkeit mit @acesnrw findet am Mittwoch, 26.10. statt. Und zum zweiten Mal hat der Aspec*German-Discord ein Monsterprogramm auf die Beine gestellt. Die Textform findet ihr ganz unten im Artikel hinter der „weiterlesen“-Marke.

Veranstaltungen auf Englisch findet ihr im Kalender der offiziellen Webseite der Ace Week. Wobei: Ace Aro Wien haben ihr „Wohnzimmer“ am Sonntag, 23.10. in Wien auch dort geteilt.

Mehr Ideen für mehr Sichtbarkeit und Information

Bei regenbogen-online gibt es mittlerweile viel Merchandise, nicht nur in Sachen asexuelle und aromantische Flagge. Auf unseren Hinweis hin hat das Team dort das Angebot für demisexuelle, gray-ace und aroace Menschen erweitert.

Bibliotheken können immer noch Bücher brauchen. Macht ihnen Anschaffungsvorschläge — mittlerweile gibt es zwei Sachbücher auf Deutsch, die auch in Unibibliotheken passen! Wir haben da eine Liste mit Ideen. Eventuell könnt ihr bei dem Anschaffungsvorschlag auch einen Hinweis auf die Ace Week dazuschreiben? Vielleicht lässt sich eine Person begeistern und macht 2023 einen Büchertisch zur Aktionswoche?

Apropos Druckerzeugnisse: Ihr könnt jederzeit unser Papiermaterial bestellen, um es an passenden Orten auszulegen.

Niedrigschwelliger ist das Internet. Ihr könnt neben dem Programmpic auch beispielsweise unsere oder andere ace-zentrische Postings teilen. Außerdem gäbe es schöne Podcastfolgen von InSpektren und ziemlich aktuell ein Grundlagen-Interview mit Carmilla beim DLF nova.

Für das versprochene Programm in Textform bitte klicken: (mehr …)

AktivistA-Konferenz 2022 – Kultursensible Beratungsprojekte und Denkanstöße gegen Rassismus

LGBT Gay Trans Pride BLM Fist Flag
Solidarität zwischen allen sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten und Black Lives Matter? Bis dahin haben wir noch einiges zu tun …

In ace Kreisen kochen immer wieder Diskussionen um Rassismus hoch. Queerer Aktivismus weist allgemein wenig BIPoCs (Schwarze, Indigene und Personen of Color) auf. Um da ein bisschen über den Tellerrand zu schielen, hatten wir für die Konferenz zwei Personen von der Türkischen Gemeinde Baden-Württemberg eingeladen. Dabei handelt es sich um einen weltanschaulich und religiös unabhängigen Verband, der das friedliche und solidarische Miteinander in Baden-Württemberg fördert.

Wichtig im queeren Kontext sind zwei Projekte, nämlich Elvan Âlem und die Fachberatung geschlechtliche und kulturelle Vielfalt Stuttgart.

Empowerment und Beratung

Das Projekt Elvan Âlem wendet sich an jüngere queere Menschen bis 27, die Rassismus erfahren und/oder migrantisiert werden (das heißt, es sind Personen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „nicht von hier“ wahrgenommen werden). Elvan Âlem zielt vor allem auf Empowerment und Partizipation, daher hatten die Mitarbeitenden 2019 z. B. eine Gruppe beim CSD Stuttgart organisiert. Die Publikumsansprache erfolgt in drei Sprachen auf YouTube, mit InstaStories, einem Spiel und Broschüren zum Bestellen bzw. Herunterladen.

Bei Anfragen erfolgt eine individuelle Beratung oder auch das Aufsuchen einer Schule, wenn es dort Schwierigkeiten gibt. Neben den jungen Leuten stehen auch deren Familien im Fokus. Themen sind unter anderem die Familiensituation und Hilfe bei der Identitätsfindung, besonders bei trans und nicht-binären Menschen. Geflüchtete erhalten ebenfalls Unterstützung, beispielsweise bei der Anhörungsvorbereitung.

Zudem gibt es Angebote für Fachkräfte, die mit dem angesprochenen Personenkreis zu tun haben. Beispielsweise können sich Schulsozialarbeitende Input bei bestimmten Fragestellungen holen oder Supervision erbitten. Außerdem bietet Elvan Âlem Workshops für Peers und aktivistisch Aktive an, um deren Engagement zu stärken und einem Burnout vorzubeugen.

Das Team besteht aus vier Menschen, die versuchen, ein möglichst breites Spektrum abzubilden, was die „Buchstaben“ in der baden-württembergischen „LSBTTIQ“-Suppe angeht, außerdem Migrationserfahrung, Sprache und Herkunftsregion. Das Team versucht, für Intersektionen sensibel zu sein und positioniert sich gegen Trans-Exklusionismus.

Die Fachberatung geschlechtliche und kulturelle Vielfalt Stuttgart hingegen ist eine reine Beratungsstelle, die für alle Altersgruppen offen ist.

Nach dem Vortrag schauten wir noch den Film „Hear our Voices! – Queere Geflüchtete erzählen“.

Gretchenfrage

Wie ist das nun mit der Religion? Die Projekte suchen selbstverständlich den Kontakt zu muslimischen Gemeinden. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Liberal-Islamischen Bund läuft wohl sehr gut.

Allerdings: Nicht umsonst fand in Stuttgart die „Demo für alle“ den größten Anklang innerhalb Deutschlands. Kritische Stimmen nennen die Ansammlung von pietistischen und evangelikalen Gemeinden im Schwäbischen gern „Pietcong“. Daher gab es beim Projekt auch schon Beratungsfälle in Bezug auf christliche Einrichtungen.

Und was hat das nun mit dem asexuellen und aromantischen Spektrum zu tun?

Die Vortragenden konnten sich an eine ace Personen erinnern, die Hilfe suchte, da ging es vor allem um Zukunftsängste und Community-Anschluss.

Aufgefallen ist ihnen, dass die Stuttgarter Jugendgruppen einen wachsenden Anteil Aces haben, sodass sie den Anspruch haben, das A in ihre Buchstabenkollektion aufzunehmen. Von einem Menschen im Publikum kam daher der Tipp, auf das Wort „Liebe“ zu achten. Es wird in aktivistischen Kontexten gern verwendet, um Gleichstellung für sexuelle Minderheiten einzufordern, befremdet manche ace und aro Menschen aber, vor allem, wenn sie keine klassische Paarbeziehung suchen.

Im Gegenzug muss die a*spec Community sich selbst sensibilisieren. Rassismus fängt eben nicht erst an, wenn einschlägige Beleidigungen fallen.

Wichtig ist außerdem Powersharing, also beispielsweise Menschen die Gelegenheit geben, sich zu äußern. Nicht nur Macht, auch Geld abgeben. Menschen Räume gestalten lassen und nicht Räume ohne Input gestalten, die dann nicht die Zielgruppe ansprechen. Wir müssen uns daher fragen, ob die Angebote/Formate, die es gibt, migrantisierte Personen ansprechen. Brauchen/wollen die Betreffenden das spezielle Angebot überhaupt?

Wenn BIPoCs in einer Gruppe sind, sollten wir sie nicht als Token/Aushängeschild für die eigene Weltoffenheit/fehlenden Rassismus oder was auch immer betrachten/benutzen.

Und na ja: Ohne Vernetzung und Recherche geht nix.

Wir arbeiten dran. Ich weise daher noch mal auf unser Formular für Förderungen hin: Wenn ihr eine geniale Idee habt, wie wir Antirassismus und das A*Spec zusammenbringen können, euch aber Geld fehlt, pingt uns an.